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Foto: Clemens Noll-Velten
Der Aiways U5 ist ein funktionales Auto, das sich sicher zum Pendeln oder als Elterntaxi prima eignet, wenn man hier und da Abstriche in Kauf nimmt.

bfp Fahrtest

Aiways U5 – Alles hat seinen Preis

Kaufpreis unter 32.000 Euro, Reichweite über 400 Kilometer und zur ersten Inspektion in die Werkstatt soll er erst nach 100.000 Kilometern. Was für eine Kampfansage an die klassischen Firmenwagenhersteller. Wir haben uns das E-SUV, den Aiways U5, genauer angeschaut.

Der Marktstart in Deutschland verzögerte sich aufgrund von Corona um ein halbes Jahr und so stand der Aiways U5 erst im August 2020 im Autohaus. Ach nein, auf einen traditionellen Vertrieb über Autohändler verzichtet der chinesische Hersteller, wie zukünftig auch andere europäische Autohersteller auch. Erhältlich sind die Fahrzeuge über die Elektromarktkette Euronics und zunächst auch nur im Leasing. Für Inspektionen und Reparaturen sind die rund 570 A.T.U-Werkstätten in Deutschland zuständig.

Komfort und übertriebene Fürsorge

Unaufgeregt und funktional geformt, dabei nicht langweilig, ist der erste Eindruck, den wir von dem 4,68 Meter langen, 1,87 Meter breiten und 1,70 Meter hohen Aiways U5 haben. Damit ist er rund zehn Zentimeter länger, sieben Zentimeter höher und etwa zwei Zentimeter breiter als ein VW ID.4. Die Türen öffnen sich weit und Fahrer und Mitfahrer können sehr bequem in das Innere einsteigen. Fünf Personen finden sowohl vorne als auch hinten sehr viel Platz. Selbst bei zurückgefahrenem Fahrersitz beträgt der Knieabstand mehr als 10 Zentimeter. Während auch große Menschen auf den Hintersitzen bequem sitzen, haben es Fahrer und Beifahrer vorne nicht so bequem. Nicht nur große Menschen müssen mit der starren Sitzform zurechtkommen, die im oberen Rückenbereich den Kopf nach vorne drückt. Auch die Kopfstütze ist fest verbaut und das kleine aufgesteckte Kopfpolster kann nur abgezogen und nicht verstellt werden. Die Sitzfläche der Vordersitze ist etwas kurz geraten. Der Beifahrersitz knarzte während der Fahrt – egal ob ein Leicht- oder Schwergewicht ihn belegte. Dennoch bieten die Sitze in Kurven guten Seitenhalt. Auf längeren Fahrten kann das Sitzen anstrengend und ermüdend werden. Damit es zu keinem Sekundenschlaf kommt, hat Aiways ein kleines Kästchen mit schwarzrotem Auge auf dem Cockpit links auf der Fahrerseite verbaut. Hier sitzt eine Kamera für die Gesichtserkennungssoftware. Sie stellt fest, wer das Auto fährt, und spricht mit ernstem Ton Warnungen aus, sollte der Fahrer zum Beispiel müde werden. Doch sollte die Software dringend ein Update erhalten, gab es doch einige Fehlalarme. Je nach Fahrer wurde der eine mit Warnungen zur Müdigkeit gegängelt, während der andere Fahrer regelmäßig ermahnt wurde, nicht während der Fahrt zu telefonieren, obwohl es kein Telefonat gab.  

Infotainment und textlastige Menüführung

Die Ausstattung des Aiways U5 ist scharf kalkuliert, bietet aber dafür zahlreiche Komfort- und Sicherheitsdetails. So war unser Testwagen in der Premiumausstattung für 31.168 Euro (netto) mit Annehmlichkeiten wie LED-Scheinwerfer, Panoramadach, Regen- und Lichtsensor, automatisches Fernlicht, Parkassistenten, Rundumkameras, Sitzheizung, Verkehrszeichenerkennung, Notbremsfunktionen, Abstandstempomat und vieles mehr ausgestattet. Auf ein Head-up-Display und ein Handschuhfach müssen Käufer verzichten. Das scheint genauso wenig im Budget gewesen zu sein, wie die Abblendfunktion des Innenspiegels und ein internes Navigationssystem. Als Argument für das fehlende Navi bringt der chinesische Hersteller die  Tatsache, dass mittlerweile jeder ein Smartphone mit einem gut funktionierenden und zudem stets aktuellen Navigationssystem mit sich führt. Per Kabel verbunden, wird dann Apple Carplay oder bei einem Android-Handy  eine Software namens „Easy Connection“ aktiviert. Auf Android Auto haben die Chinesen verzichtet. Das Anschließen des Kabels am USB-Anschluss ist allerdings eine Fummelei und in das Handyfach passte gerade so ein iPhone XR.

Die Fahrinformationen werden in drei separaten TFT-Displays, die an einen Flügelaltar erinnern, gut und übersichtlich dargestellt. Licht, Blinker und Scheibenwischer sind über die üblichen Hebel gut bedienbar. In der Mitte des Cockpits ist das 12,3-Zoll-Infotainment-Display verbaut, über das sich das Auto, wie bei einem Tesla, vom Rekuperationsgrad bis hin zum Öffnen des Panorama-Glasdachs steuern lässt. Während europäische Hersteller auf Touchscreenbedienung mit großen Symbolen setzen, die auch während der Fahrt treffsicher ausgewählt werden können, setzt Aiways auf eine rein textbasierte Menüführung, die eine Bedienung während der Fahrt fast unmöglich macht, ohne dabei längere Zeit den Blick von der Straße zu nehmen. Verblüfft mussten wir feststellen, dass auch das Ausschalten des Fahrzeugs nicht über einen echten Schalter oder Knopf  erfolgt, sondern über einen Untermenüpunkt. Es sind zwei Navigationsschritte nötig, damit das Fahrzeug sich ausschalten lässt. Das Menü ist logisch aufgebaut und auf der Höhe der Zeit. Ein Touch-Display zur Steuerung der Klimaanalage findet sich in der Mittelkonsole vor dem Drehrad für die automatische Gangwahl. Der Clou: Drückt man etwas fester auf das Display, öffnet sich selbiges und gibt einen weiteren Stauraum frei. Insgesamt passt in den U5 viel rein. Der Kofferraum des Aiways hat in normaler Konfiguration 432 Liter, mit umgeklappten Rücksitzlehnen und bei maximaler dachhoher Beladung 1.555 Liter Ladevolumen. UVV konforme Zurrösen, um das Ladegut sicher zu befestigen, fehlen leider. Negativ aufgefallen ist die niedrig öffnende elektrische Heckklappe, die leider maximal nur 1,70 Meter weit zu öffnen ist. Positiv ist der Funk unter der Motorhaube zu erwähnen. Hier findet das Ladekabel Platz.

Reichweite und Fahrverhalten

Der Aiways U5 ist mit 204 PS Leistung und seinen 1,8 Tonnen Gewicht für den Alltag ausreichend gut motorisiert. Der Motor treibt die Vorderräder an. Nicht nur bei nassem Untergrund wirkt die Traktionskontrolle von dem spontan abrufbaren Drehmoment von 310 Newtonmetern überfordert und lässt zu viel Schlupf zu.

Der Akku hat eine Kapazität von 63 kWh und das Datenblatt verspricht 400 Kilometer Reichweite. Wir verbrauchten auf unserer Teststrecke durch das Rhein-Main-Gebiet, inklusive Fahrten durch den Taunus, gute 19,6 kWh und kamen auf eine ungefähre Reichweite von 320 Kilometern mit einer Batterieladung. Fuhrparkmanager müssen mit Kosten in Höhe von 35,6 Cent pro Kilometer rechnen. Das Fahren, nicht nur im Eco-Modus, ist allerdings eine Herausforderung. Wir haben es nicht geschafft, mit dem Aiways U5 konstant eine Geschwindigkeit zu halten. Entweder waren wir zu langsam oder zu schnell, denn das E-SUV reagierte immer mit einem Tick Verzögerung und übertrieben stark auf nur ein sehr leichtes Antippen des Strompedals. Der Rekuperationsmodus ist leider nicht fein abgestimmt. Bei Bergabfahrt erfolgte kein kontinuierliches Verzögern, sondern im Wechsel eher ein Bremsen von einigen Sekunden, um dann wieder die Bremse aufzumachen und das Fahrzeug frei rollen zu lassen. Schalteten wir die Rekuperation komplett aus, stellten wir einen zu großen Weg des Bremspedals fest, bis es zu einer Bremswirkung kam.

Das Fahrverhalten ist dagegen ausgeglichen. Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt und die Lenkung reagiert präzise und leicht.

An einer Schnelladesäule geht das Stromtanken verblüffend fix. Innerhalb von gut 30 Minuten konnten wir den Akku von 10 auf 80 Prozent laden. Beim AC-Laden an einer Wallbox dauerte der Ladevorgang allerdings bis zu vier Stunden.

Fazit:

Für weniger als 25.000 netto inklusive Umweltbonus bekommt man mit dem Aiways U5 viel Auto für „wenig“ Geld. Ein funktionales Auto, das sich sicher zum Pendeln oder als Elterntaxi prima eignet, wenn man hier und da Abstriche in Kauf nimmt.

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