Von Wolfgang Schäffer
Bernhard Bauer, Geschäftsführer von Seat-Deutschland, lässt keine Zweifel aufkommen: "Wir haben eine klare Strategie. Wir wollen Erdgas nach vorne bringen." Im Hinblick sowohl auf Wirtschaftlichkeit als auch Emission habe dieser Kraftstoff ausschließlich Vorteile.
Arona mit Erdgas-Antrieb
Gerade auch deshalb habe die spanische VW-Tochter das CNG-Angebot jetzt nochmal erweitert. Nach Mii Ibiza und Leon (hier auch die Kombiversion ST) kommt nun auch der Arona mit Erdgas-Antrieb in den Handel. In der Einführungsphase werden alle Erdgas-Versionen zum gleichen Preis wie die vergleichbaren Benziner angeboten.
Mit dem Launch des Seat Arona TGI und der neuen TGI Generation wird auch der bisherige Aufpreis zum vergleichbaren Benziner reduziert. Beim Seat Ibiza von 1.450 auf 1.000 Euro und beim SEAT Leon von 2.500 auf 1.500 Euro. Als Einführungsangebot sollen die TGI Modelle sogar zeitlich befristet zum gleichen Preis wie die vergleichbaren Benziner angeboten werden.
Fast alle Modelle mit drei Erdgastanks
Bis auf den Cityflitzer Mii haben alle anderen Modelle nun drei statt bislang zwei Erdgastanks an Bord. Beim von einem neuen, 130 PS starken 1,5-Liter-Motor angetriebenen Leon können somit 17,7 Kilogramm, beim Ibiza und Arona (Einliter-Motor mit 90 PS) 13,8 Kilogramm getankt werden.
Bei einem Normverbrauch von etwa 3,5 Kilogramm pro 100 Kilogramm reicht der CNG-Vorrat damit für knapp 500 beziehungsweise 400 Kilometer. Ein neun Liter fassender Benzintank hilft dann bei Bedarf noch weiter, um die nächste Erdgastankstelle zu erreichen. Von denen sind nach Stand Mitte Februar um die 850 öffentlich zu erreichen.
CNG- und E-Stationen an einem Standort
Bernhard Bauer berichtet in dem Zusammenhang von Überlegungen, dass zukünftig auch Seat-Händler solche Tankstellen errichten könnten. In Spanien liefe ein solches Projekt bereits bestens. "Das kann ich mir für Deutschland durchaus auch vorstellen."
Außerdem weist Bauer auf konstruktive Gespräche mit diversen Energieversorgern hin. Diese zeigten großes Interesse daran, das Netz dichter zu gestalten. Alles in allem soll sich die Zahl der CNG-Tankstellen in den kommenden fünf Jahren verdoppeln.
Beispielsweise gebe es strategische Überlegungen, spezielle CNG- und E-Stationen an einem Standort zu errichten, um die ökologische Bedeutung beider Antriebsalternativen herauszustellen.
Bei Erdgasautos keine Partikelfilter nötig
Erdgas stößt von allen fossilen Energieträgern bei der Verbrennung die wenigsten Abgase aus. Der gesamte Schadstoffausstoß gegenüber Benzin- und Dieselkraftstoffen ist bis zu 80 Prozent geringer. Im Vergleich zum Benziner liegt der CO2-Ausstoß um 25 Prozent niedriger, Schwefeldioxid und Rußpartikel (Feinstaub) werden so gut wie komplett vermieden.
Deshalb benötigen die Fahrzeuge auch keinen zusätzlichen Partikelfilter, wie er jetzt bei so gut wie allen Benzinern eingebaut werden muss, um Feinstaub zu vermeiden. Stickstoffoxide (beim Diesel ein Problem) sowie Kohlenwasserstoffe werden Experten zufolge ebenfalls um bis zu 80 Prozent reduziert.
Als weiteren Vorteil stellt Bauer die günstigeren Konditionen für Erdgas heraus. "Die Preisangaben für CNG in Kilogramm an den Tankstellen sind leider verwirrend und auf den ersten Blick mit den Literpreisen für Benzin oder Diesel nicht zu vergleichen." Trotz seiner Gasförmigkeit ist das Erdgas energiereicher als die anderen Treibstoffe.
Ein Kilogramm Erdgas der Sorte H (Methangehalt zwischen 87 und 98 Prozent) entspricht einem Energiegehalt von 1,5 Litern Superbenzin oder 1,3 Litern Diesel. Der Kilopreis bewege sich sehr stabil zwischen 1,10 und 1,12 Euro, was umgerechnet Literkosten in Höhe von 0,70 bis 0,75 Cent ergebe.
"Gerade Großkunden dürten an Erdgas kaum vorbeikommen"
Keinen Widerspruch sieht Bauer zwischen der Erdgasstrategie von Seat und der starken Ausrichtung auf E-Mobilität von Volkswagen. "Bei Erdgas kann der Kunde sofort alle Vorteile des Kraftstoffs nutzen." Überhaupt ist der Seat-Chef fest davon überzeugt, dass sich Mobilität auch in Zukunft so verteilt, wie der Kunde es haben will.
"Für Vielfahrer wird der Diesel weiter sehr interessant bleiben, Erdgas aber eine interessante Alternative sein. Im urbanen Bereich werden E-Mobilität, Erdgas- und Benzinantriebe eine größere Rolle spielen. Doch mit Blick auf Ökologie und Wirtschaftlichkeit dürfte aus heutiger Sicht an Erdgas kaum jemand vorbeikommen." Das gelte gerade auch für Großkunden, die immer mit spitzem Bleistift rechnen würden.