Sabine Neumann
bfp: Herr Meier, mit der so genannten „Trucker-Freund-App“ unterstützen Sie Unternehmer in Sachen Ladungssicherung, mehr Rechtssicherheit zu haben. Wie kann das mit einer App gelingen?
Meier: Nehmen Sie das Szenario, dass die Polizei jemanden mit seinem Transporter anhält und die Ladungssicherung der Waren überprüft. Möglicherweise stellen die Beamten Mängel fest, obwohl der Fahrer selbst der Meinung ist, auf alles geachtet zu haben. Seine Argumentation wird die Polizei aber häufig nicht überzeugen, und die Beamten nehmen den Vorgang auf. Jetzt kommt die App zum Einsatz: Um die Ist-Situation in diesem Moment festzuhalten. Dieses deutsch-, englisch-, russisch- und polnisch-sprachige Programm gibt dann vor, in einer definierten Reihenfolge und aus exakt beschriebenen Positionen 14 Bilder machen.
bfp: Und was geschieht dann damit?
Meier: Diese Bilder schickt der Betroffene an uns und auch den Bußgeldbescheid, der ein paar Wochen später auf dessen Schreibtisch liegt. Schließlich geht es vor allem darum, ob es nur eine Geldstrafe gibt oder sogar einen Punkt in Flensburg. Dazu überprüfen wir anhand der Bilder, ob es sich lohnt, gegen den Bescheid Rechtsmittel einzulegen.
„Streng genommen geht es bei Ladungssicherungs-Vergehen um die Nicht-Einhaltung der Norm“
bfp: Inwiefern gibt es da noch eine Chance?
Meier: Streng genommen geht es bei Ladungssicherungs-Vergehen um die Nicht-Einhaltung der Norm. Sprich - die getroffenen Maßnahmen werden danach beurteilt, ob die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen so verstaut und gesichert ist, dass sie selbst bei einer Vollbremsung oder plötzlichen Ausweichbewegungen nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Richter entscheiden aber zudem auch nach der Gefährdungslage für den Straßenverkehr.
bfp: An dieser Stelle helfen dann die gemachten Bilder weiter, nicht wahr?
Meier: Richtig. Bisher hatten Absender, Verlader, Frachtführer, Fahrer oder Fahrzeughalter zum Zeitpunkt einer Verfahrensprüfung keine Möglichkeit mehr zu belegen, wie sich die Situation tatsächlich dargestellt hat. Das ist mit Hilfe der App jetzt aber der Fall. Damit ist die Chance bedeutend höher, dass die Rechtslage zu Gunsten des Beschuldigten ausgelegt wird.
„Es entstehen erst einmal keine Kosten“
bfp: Was kostet die App und Ihre Beratungsleistung?
Meier: Weder bei der Anschaffung der App noch bei der ersten Einschätzung der Rechtslage entstehen Kosten. Erst wenn es im Rahmen der Verhandlungen zu weiteren Dienstleistungen kommt, wie beispielsweise einem dynamischen Fahrversuch, um die damalige Situation besser einschätzen zu können, dann geht das zulasten der an der Ladungssicherung beteiligten Personen oder des Unternehmens.
bfp: Das dürfte aber immer noch günstiger sein als ein stillgelegtes Fahrzeug oder ein entzogener Führerschein. Wann kommt die App auf den Markt?
Meier: Voraussichtlich wird sie von März an sowohl für Android- als auch Apple-Geräte verfügbar sein.
bfp: Vielen Dank für das Gespräch.
