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Fahrbericht Nissan Navara 2.3 dCi

Bewährtes wird noch besser

Nissan spendiert seinem Navara eine Modellpflege. Mit Änderungen im Detail will man dem Kunden noch mehr fürs Geld bieten. Grund genug, sich den Japan-Pick-up einmal zur Brust zu nehmen.

Von Dennis Gauert

Nissan hat den Navara überarbeitet. Mit kleineren Änderungen will man Gelerntes umsetzen und dem Kunden noch mehr fürs Geld bieten: Die Hinterradaufhängung wurde verstärkt, die Bodenfreiheit und Nutzlast (bis zu 100 Kilogramm mehr) dadurch leicht erhöht, und unter der Haube arbeiten Euro-6d-Temp-Saubermänner mit 163 bis 190 PS.

Außerdem soll das Sechs-Gang-Schaltgetriebe nun präziser zu dirigieren sein. Mit an Bord sind – je nach Variante – ein Notbremsassistent, das neue Nissan-Connect-Infotainmentsystem und eine 360-Grad-Rundumsicht. Gute Gründe, sich den Japan-Pick-up einmal zur Brust zu nehmen.

Nur Kenner finden die Änderungen

Schon beim ersten Anblick wird klar: Etwas ist anders. Nur was? Rein optisch sind nur marginale Änderungen geschehen, am meisten zur Geltung kommen die neuen Leichtmetallfelgen in Zahnrad-Optik – und mit etwas Phantasie ist die Front nun glatter. Geschenkt. Das Design des Navara funktioniert nach wie vor, die Doppelkabine kommt je nach Farbe gediegen und robust daher.

Für die Design-Fetischisten hat Nissan wieder die n-Guard-Variante im Angebot, die Freizeitspaß und Arbeitstier vereint. Wir sind mit der Ausstattung n-Connecta unterwegs, die ab 35.542 Euro (alle Preise netto zzgl. 19 Prozent USt.) zu haben ist. Ab 31.495 Euro geht es mit der Doppelkabine in der Acenta-Ausstattung los.

Innen ist im Navara alles wie gehabt. Die rundlich-robuste Armaturenbrettgestaltung, die die Nissan-Designabteilung in ähnlicher Form auch in seinen SUVs einsetzt, ist nach wie vor aktuell – schließlich rollt die vierte Generation des Navara auch erst seit 2015 vom Band. Lediglich das Infotainmentsystem stellt sich neu dar und verfügt über Apple Carplay und Android Auto. Sprachsteuerung und Navigation sind ebenfalls im Paket. Die bequeme Positionierung und die intuitive Bedienung erfordert keine Kennenlernphase.

Oh wie schön ist Navara

Um auch für die höheren Ränge einen ausgezeichneten Sitzplatz zu bieten, ist der Navara seit der IAA Nutzfahrzeuge 2018 auch als N-Guard zu bekommen. Wir haben ihn gefahren.
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Besserer Durchzug trotz strengerer Abgasnorm

Also drücken wir die Start-Taste. Sie erweckt einen 190 PS starken 2,3-Liter-Turbodiesel mit Twin-Scroll-Lader zum Leben, der im von Tokio so fernen Frankreich hergestellt wird. Für die Bandarbeiter kein nennenswertes Problem, denn der Navara wird ohnehin in Barcelona montiert.

Vor dem Hintergrund der neuen Abgasnorm Euro 6d-Temp und der Umstellung auf den WLTP-Normfahrzyklus war auch für Nissan klar, dass die Motoren nicht ewig mit der gleichen Abgasreinigung unterwegs sein können. Für den Kunden indes kein Nachteil: Die Selbstzünder sind frischer im Antritt und liegen beim Verbrauch gleichauf mit ihren Vorgängern. Der Verbrauch bleibt mit 9,5 Litern im Mittel auf hohem Niveau.

Dieser Pick-up kommt in die Gänge

Neuerdings lässt sich die Doppelkabine auch mit dem Sechs-Gang-Schaltgetriebe präzise durch die Schalkullisse dirigieren, dank serienmäßiger Bergan- und Bergabfahrhilfe sind verschleißintensive Kupplungsvorgänge nicht nötig. Erst wenn der Navara schwere Hänger an den Haken nimmt, muss der 450 Newtonmeter starke Dieselmotor wirklich arbeiten.

Im unbeladenen Zustand hat er mit dem Zwei-Tonnen-Tross leichtes Spiel. So können vom Tacho um die 190 km/h als Höchstgeschwindigkeit abgelesen werden. Das ist auch mehr als genug für so ein hoch gelegtes Nutzfahrzeug.

Ein Pick-up ist kein Pkw

Denn Präzision, die lässt sich auch im aktuellen Modelljahr nicht erfahren. Reifen mit hohem Querschnitt, ein hoher Schwerpunkt, ein langer Radstand und ein Offroad-tauglich abgestimmtes Fahrwerk fordern ihren Tribut. Wer hier glaubt einen Cruiser zu dirigieren, irrt. Der Navara ist dank der freundlich abgestimmten Lenkung zwar leicht um die Kurven zu steuern, was die Reifen dabei tun, spürt der Fahrer dabei aber kaum. Im Vergleich zur Konkurrenz sind die Lenkwege unverhältnismäßig lang. Beim Parken und im Gelände muss gekurbelt werden, was das Zeug hält.

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Auf der anderen Seite locken die Vorteile: Durch die verstärkte Hinterachse steht der Navara insgesamt etwas höher, der Böschungswinkel geht nun bis 31 Grad. Da Käufer ab 32.000 Euro in den Genuss kommen, einen Navara mit Allradantrieb ihr eigen zu nennen, ist damit ein preiswerter Kandidat für mittleres Gelände geboren.

Dank sperrbarem Hinterachsdifferential können auch schlammige Passagen, Wasserlöcher und starke Anhöhen überwunden werden. Die Grenze setzen dem Navara sein langer Radstand und die Wattiefe von nun über 60 Zentimeter. Der Ford Ranger ist hier leicht im Vorteil: Sein Hinterachsdifferential lässt sich auch außerhalb des Allrad-Modus sperren.

Ein Prozent muss Spaß machen

Für den Kundenkreis, der einen Pick-up braucht, gibt es in Deutschland leider ein Hindernis: Als Nutzfahrzeug werden die Offroad-Pritschen in der Regel nicht anerkannt, sodass die Ein-Prozent-Regelung für viele Unternehmer den betrieblichen Einsatz und die private Nutzung vereint. Da kommt eine Doppelkabine wie gerufen, um fünf Personen zu befördern und auf der Ladefläche entweder Europalette oder Mountainbike zu transportieren.

Mindestens 912 Kilogramm, maximal 1075 Kilogramm dürfen zugeladen werden. Die hohe Anhängelast bleibt mit 3,5 Tonnen gleich, wird aber per nun optional erhältlichem Trailer-Assist elektronisch stabilisiert.

Im Alltag besser dank der Scheibenbremsen

Wie es sich im Navara arbeitet und lebt, ist leicht beschrieben: Einfach. Die Nutzfahrzeug-Sparte hat ohnehin die Eigenschaft, sich nicht in komplizierten Technologien zu erschöpfen, sondern zweckmäßige und leicht zu bedienende Kraftmaschinen an die Frau und den Mann zu bringen. Den Langstreckenkomfort und die Agilität eines SUV bringt Nissans Pick-up sicherlich nicht mit. Dafür sind die Sitze bequem, das Cockpit gut ausgerichtet und Autobahnfahrten über 140 km/h gut machbar.

Der Leiterrahmen zuckt durch die verstärkte Hinterachse bei Bodenwellen etwas weniger als zuvor, dafür ist etwas Dämpfungskomfort abhanden gekommen. Zugute kommt dem maximal 3200 Kilogramm schweren Navara die Umstellung auf Scheibenbremsen hinten. Der Druckpunkt ist direkter, auch Bremsungen auf der Autobahn steckt der Pick-up nun thermisch viel besser weg.

Fazit

Die Modellpflege bietet mit bis zu 100 Kilogramm mehr Nutzlast und besseren Bremsen zwar vernünftige Argumente, bestehende Navara-Besitzer müssen deshalb aber nicht umsteigen. Vielmehr ist die Modellpflege eine Verbesserung von Bewährtem. Damit positioniert sich Nissan näher am Ford Ranger, der bisher die Bestmarke bei der Nutzlast (maximal 1137 Kilogramm) setzen konnte.

Der günstige Einstiegspreis macht es Käufern dadurch schwerer als je zuvor, sich zwischen den beiden Konkurrenten zu entscheiden; doch zum Glück gibt Nissan ja fünf Jahre Garantie mit einer Begrenzung bis 160.000 Kilometer. Und zur Inspektion geht es alle 24 Monate oder 20.000 Kilometer.

Daten Nissan Navara Double Cab n-Connecta 2.3 dCi 6MT 4x4

Abmessungen in Metern (L x B x H): 5,33 x 1,85 x 1,86

Motor: Vierzylinder-Turbodiesel mit Twin-Scroll-Turbolader

Hubraum: 2299 ccm

Leistung: 190 PS (140 kW) bei 3750 U/min

Max. Drehmoment: 450 Nm bei 15000 – 2500 U/min

Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h

Abgasnorm: Euro 6d-Temp

Maximale Anhängelast: 3500 kg

Radstand: 3150 mm

Leergewicht: 2175 - 2338 kg

Nutzlast: 912 - 1075 kg

Zulässiges Gesamtgewicht: 3250 kg

Einstiegspreis: 31.495

Basispreis Testwagen: 35.542 Euro

Endpreis Testwagen: 38.265 Euro

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