Christina Rath
Kleine goldene Chips gehen von Hand zu Hand, Schlüsseltäschchen und bunte Drahtkonstruktionen: Beim Vortrag von Michael Busch von HDI Risk Consulting zur Diebstahlprävention meint man fast, die Täter ums Auto herumschleichen zu sehen. Anschaulich beschreibt der Referent, wie Kriminelle Fahrzeugschlüssel – etwa bei Testfahrten – heimlich kopierten und anschließend mit der Schlüsseldoublette das Auto klauten.
Regelmäßiger HDI-Workshop
Der Vortrag "Diebstahlprävention" ist eine von mehreren Präsentationen auf dem Fuhrparkleiterworkshop der Nürnberger Niederlassung von HDI Global Anfang Juli in Nürnberg. Der Versicherer organisiert diese Workshops regelmäßig für Fuhrparkverantwortliche, diesmal mit knapp 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
"2017 wurden 36.580 Fahrzeuge entwendet, 19.026 davon blieben dauerhaft weg", erklärt Busch. Gut 300 Millionen Euro Gesamtentschädigung seien gezahlt worden, so der Versicherungsexperte. Busch beschreibt die immer raffinierteren Methoden, mit denen die Täter zu Werk gingen und erklärt, dass technologische Entwicklungen wie Keyless Access, Telematik und App-gestützte Fahrzeugsteuerung den Autodieben immer neue Möglichkeiten – etwa für Hackerangriffe – böten.
"Bluetooth, WLAN und Co. sind die Zukunft – auch für Autodiebe", betont Busch. So können Kriminelle zum Beispiel Schlüsselsignale mit Funkwellenverlängerern verstärken, die Daten abfangen und so ins Auto gelangen. Mit Schlüsseltäschchen und ähnlichen Hilfsmitteln könne man dies unterbinden.
"Da liegt Geld auf Halde"
Von der Diebstahlprävention ins Allgemeine: Einen Überblick über aktuelle Entwicklungen im deutschen Flottenmarkt gab Referent Michael Rieger, ebenfalls von HDI Risk Consulting. Dazu gehörten aktuelle Urteile – zum Beispiel zur gescheiterten Pkw-Maut – ebenso wie diverse Marktzahlen und Trends wie Telematik oder autonomes Fahren.
Und natürlich ging es um die E-Mobilität: Ist das E-Auto der Antrieb der Zukunft? Oder wird es ein Nischenprodukt bleiben? Was sind die Herausforderungen? Insgesamt werde in dem Bereich zu wenig getan, urteilt Rieger und erklärt, auch die Subventionen vom Staat würden zu wenig genutzt.Große Teile der Subventionen seien bisher nicht abgerufen worden. "Da liegt Geld auf Halde."
Nach seiner Einschätzung könnte im Falle einer erheblichen Zunahme von E-Fahrzeugen auf unseren Straßen die derzeitige Mineralölsteuer künftig "zu einer wie auch immer gearteten Stromsteuer mutieren", damit der Staat die Energiekontrolle behalte.
Konzentration auf dem Leasingmarkt
Zum Leasingmarkt gab es zu berichten, dass nach jahrelangem Boom eine Eintrübung zu beobachten sei. Nach Übernahmen gebe es dauerhaft weniger Anbieter, in der Folge müssten die Leasinggesellschaften ihr Angebot erweitern. "Der hat die Nase vorn, der weitere Mobilitätsformen neben dem Dienstwagen anbietet", sagt Rieger. "Moderne Reiseportale liefern alles aus einer Hand."
Smart Repair gewinnt an Bedeutung
Konkret wird es wieder in Michael Buschs Vortrag "Glasscheibenprävention und Smart Repair". Etwa zwei Drittel aller Teilkasko-Schäden betreffen kostenintensive Glasreparaturen, erklärt der Referent. Reparatur oder Austausch? Was ist geboten?
Verbundsicherheitsglas ist hier das Stichwort der Stunde, denn das zersplittert – anders als Einscheibensicherheitsglas – bei Bruch nicht. Es gibt recht genaue Vorgaben, ob bei Steinschlag überhaupt agiert werden muss. Eben nur dann, wenn die Betriebs- und Verkehrssicherheit gefährdet ist. Das akzeptieren auch Leasinggesellschaften.
Auch Smart Repair wird mittlerweile häufig akzeptiert. Busch beschreibt die Methoden, die Preise und erklärt, was möglich ist und was nicht ("Silber, Grau und Weiß geht bei der Lackierung so gut wie gar nicht."). Die Teilnehmer lernen – zumindest theoretisch –, wie man Dellen aus der Karosserie oder der Seitentür entfernt, geknickte Heckklappen ausbeult und ganz allgemein, wann Smart Repair sinnvoll ist und sich auch lohnt.
Wem gehören gespeicherte Daten?
Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – das Wort klingt deutlich abstrakter als die Ausbeultechniken, ist aber von immenser Wichtigkeit im Fuhrpark. Referent Rieger stellt klar: Der Umgang mit personenbezogenen Daten ist zunächst einmal grundsätzlich verboten. Außer es kommen bestimmte Erlaubnistatbestände zum Tragen. Dazu gehören eine Einwilligungserklärung, der Schutz lebenswichtiger Güter oder die Wahrung berechtigter Interessen.
Im Fuhrpark wird eine Vielzahl von Daten erhoben: Personenbezogen (Führerscheinkontrollen, Bußgeldbescheide, Transaktionen mit Tankkarten) oder fahrzeugbezogen (moderne Elektronik speichert Geschwindigkeit, Geodaten, Fahrverhalten etc.).
Wie lange dürfen diese Daten gespeichert werden? Und wem gehören sie eigentlich? Was muss wie dokumentiert werden? Und vor allem: Wer trägt die Verantwortung? Wer haftet? Viele Fragen, die zeigen, dass Fuhrparkverantwortliche sehr dringend mit diesem Thema auseinandersetzen müssen.
Nach dem fachinformativen Teil des Workshops wartete auf die Teilnehmer ein zusätzlicher spannender Programmpunkt: Nachdem der Workshop auf einer Kartbahn stattfand, galt es für die Fuhrparkverantwortlichen nun, beim anschließenden Kartrennen das Siegertreppchen zu erklimmen.