Von Clemens Noll-Velten
Die Kompaktklasse ist ein Volumensegment, in dem jeder Fahrzeughersteller sich mit Preis-Leistung, Prestige oder einem USP behaupten muss. BMW hat sich zumindest von dem USP „Hinterradantrieb“ verabschiedet und setzt weiterhin auf die anderen Merkmale. Das ist sehr mutig, da der 1er das meist verkaufte Modell der Münchner ist. Doch so ein Schritt ist sicher gut überlegt. Man folge den Wünschen der Kunden, heißt es aus der Marketingabteilung, und die fordern mehr Platz.
Kompaktklasse auf hohem Niveau
Der Innenraum ist einladend gestaltet, die Materialqualität ist für ein Kompaktklassemodell sehr hochwertig. Das Cockpit präsentiert sich mit digitalen Instrumenten hinter dem Lenkrad sehr übersichtlich. Optional steht auch erstmals ein Head-Up-Display zur Verfügung. Das zentrale Infotainment-Display kann zudem per Fingertipp bedient werden und mit der aus 3er und 7er bekannten Gestensteuerung. Auch die Sprachsteuerung wurde verbessert und reagiert jetzt auf „Hey BMW“. Sie kann nun auch Fragen beantworten, die nicht unbedingt einstudiert worden sind. Auch Witze erzählen kann das System, zur Freude mitfahrender Kinder und natürlich auch auf Fragen wie etwa „Wann sind wir endlich da?" problemlos antworten.
Zwar ist der kleinste BMW nach wie vor kein Raumwunder, doch dank des Frontantriebs bietet er mehr Platz im Innenraum. Der Einstieg auf die Rückbank geht nun auch bequemer, nicht nur weil es den kompakten Bayern nur noch als Fünftürer gibt, sondern auch durch den Wegfall des Mitteltunnels. Sitzen können auch große Menschen im Fond bequem, obwohl der Wagen der F40 Baureihe um einen halben Zentimeter kürzer ist als der Vorgänger.
Mehr Stauvolumen gibt es auch im Kofferraum. Dieses ist um 20 Liter gewachsen im Vergleich zum Vorgänger und fasst nun 380 Liter. Bei umgelegter dreiteiliger Rückbank werden maximal 1.200 Liter daraus. Das entspricht der A-Klasse von Mercedes, die 10 Zentimeter länger ist. Der kürzere VW Golf kann 380 bis 1.270 Liter einladen.
Fahrdynamik ohne Kompromisse
Unterwegs waren wir mit dem BMW 120d (ab 30.744 Euro), der höchsten Leistungsstufe der drei Diesel mit 190 PS und Frontantrieb, den es auch als Allradantrieb gibt. Im Innenraum zumindest gibt sich der Diesel akustisch nicht als solcher zu erkennen, wohl aber mit erheblicher Durchzugsstärke in Verbindung mit dem 8-Gang Steptronic Sport Getriebe. Der Motor arbeitet ruhig und verbraucht im Mittel 6,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer.
In Sachen Fahrdynamik haben die BMW-Ingenieure in der fünfjährigen Entwicklungszeit des neuen BMW 1er ganze Arbeit geleistet. Mit Leichtigkeit nimmt der 1er schnelle Kurvenpassagen und zieht wie an der Schnur gezogen seine Bahn. Dies gelang auch dank des Transfers der aus dem BMW i3s bekannten ARB-Technologie (Aktornahe Radschlupfbegrenzung), die ein Untersteuern verhindern soll, wie es sonst bei Frontantriebs-Fahrzeugen üblich ist. Durch selektive Bremseingriffe kann zudem die Funktion einer Vorderachsdifferenzialsperre simuliert werden.
Diese Traktionsregelsysteme, die etwa zehnmal schneller reagieren als bisher, agieren elektronisch direkt im Steuergerät des Motors und nicht über das System der Fahrstabilisierung (DSC oder ESP).
Fazit:
Der BMW 120d ist auch in der dritten Generation (F40) herausragend in Sachen Fahrdynamik in der Kompaktklasse – trotz Verlustes des USP. Er gewinnt sogar durch die Umstellung auf Frontantrieb und Quermotor an Platz an den richtigen Stellen.