Einen Hang zum Besonderen hatte Citroen schon immer. Ausgefallenes Design oder spezielle Lösungen für komfortables Fahren – schon oft haben sich die Franzosen etwas ganz Spezielles einfallen lassen. Kein Wunder also, dass auch der neue C4 die Rolle des Individualisten in der Kompaktklasse spielt. Warum? Das sagen wir am Beispiel des C4 Pure Tech 130 Stop & Start EAT8 in der Spitzenvariante Shine.
Citroen C4: GS modern interpretiert
Aus großen Augen schaut er seinen Betrachter an, der neue Citroen C4. Der untere Teil der Doppelstock-Scheinwerfer ist trapezförmig gestaltet und erinnert an den Klassiker GS – eine Mittelklasse-Limousine, die 1970 das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Aber der ganze C4 ist eine direkte Hommage an den Klassiker. Mit flachem Heck und speziell geformte dritten Seitenfenster zitiert der aktuelle Kompakte seinen Ahnen unverhohlen. Auch das kantige C4-Heck erinnert direkt an den Urahnen. Keine Schande, zählt der GS doch zu den gelungenen Modellen der Marke mit dem Doppelwinkel.
Wer jetzt plumpes Retro-Design befürchtet, liegt völlig falsch. Der C4 ist eine gelungene Neuinterpretation klassischer Citroen-Tugenden, die sich dem Zeitgeist nicht verschließt. So ist er auch kein klassischer Kompakter. Wie sein direkter Vorgänger C4 Cactus – damals unglücklich zwischen Kleinwagen- und Kompaktklasse positioniert – verkörpert der jetzt 4,36 Meter lange C4 klassische Crossover-Tugenden. Schwarze Kunststoff-Elemente an der Karosserie, 16 Zentimeter Bodenfreiheit und 18-Zöller vermitteln ein gewisses Maß an Robustheit. Nur die Basis Live kommt mit kleineren 16-Zoll-Rädern.
Typisch französisch: Weiche Sitze im C4
Passend zum Crossover-Charakter: die hohe Sitzposition. Im C4 thront man deutlich höher als im klassischen Kompakten, das allerdings auf ziemlich weichen Sitzen mit wenig Seitenhalt. Und auch im Interieur beweist Citroen die Liebe zum eigenen Stil, zum Beispiel mit dem oben und unten abgeflachten Lenkrad. Pfiffige Ideen setzen die Franzosen im C4-Innenraum außerdem um, ein Beweis ist die versenkbare Tablet-Halterung im Armaturenbrett auf der Beifahrerseite (Serie in der Topversion Shine, 126 Euro im Feel Pack; alle Preise netto zzgl. USt.).
Apropos Armaturen: Klassische Analog-Instrumente gibt es im C4 nicht. C4-Fahrer erhalten ihre Informationen immer digital – in der Basis via LCD, ansonsten über eine hochwertigere und konfigurierbare Variante. Und auch nur in der Basis Live müssen C4-Fahrerinnen und -Fahrer mit einem 5-Zoll-Monochrom-Touchscreen für das Radio vorlieb nehmen. Alle anderen Kunden bekommen eine 10-Zoll-Farbvariante für die Infotainment-Steuerung. Die übrigens völlig problemlos läuft. Das Plastik im Innenraum wirkt jedoch teilweise billig; schön ist aber, dass Citroen nicht komplett auf die digitale Bedienung setzt. Anders als in Peugeot-Schwestermodellen steuert man unter anderem Klima oder Sitzheizung noch über konventionelle Drehregler und Tasten.
Platzmangel herrscht nicht im Citroen C4. Vorne ist das wenig überraschend, im Fond erfreute der Kompakte mit viel Knieraum und trotz der abfallenden Dachlinie auch mit genug Kopffreiheit. Der Kofferraum schluckt mit 380 Litern Gepäck auch eine Menge Koffer und Co, die allerdings über eine hohe Ladekante gewuchtet werden wollen. Innen gibt es zwar keine Stufe. Das aber nur in den besseren Versionen Feel Pack und Shine und auch nur, weil diese mit einem variablem Ladeboden ausgerüstet sind. Und wo wir gerade am Heck sind: Der Verkehr hinter dem C4 erhält nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit des Fahrers. Der Grund: Der Spoiler, der die Rückscheibe des Kompakten auseinander dividiert.
Komfort-Fahrwerk im Kompakt-Citroen
131 PS leistete der mittelgroße Benziner in der C4-Palette und die erwecken wir jetzt zum Leben. Das funktioniert wie heute üblich per Startknopf, die Fahrstufenwahl der Achtgang-Automatik erfolgt via Kippschalter und zwei Drucktasten in der Mittelkonsole. Grundsätzlich überzeugt das Getriebe mit hohem Schaltkomfort, nur in den Stufen eins und zwei sowie beim Beschleunigen arbeitet es manchmal zu ruppig. Wenig sanft agiert auch die serienmäßige Start-Stopp-Automatik.
Dafür schüttet der C4 sein Komfort-Füllhorn an anderer Stelle nur so über seine Passagiere aus. Außer in der Basis sollen die zusätzlichen hydraulischen Anschläge der „Advanced Comfort“-Federung für einen Effekt des Dahingleitens sorgen. Und das gelingt ihnen. Der C4 federt in vielen Situationen seidenweich ab, auch kurze Stöße steckt er kaum merklich weg. Kurven mag er aber nicht so gern. Zusammen mit der leichtgängigen, aber auch indirekten Lenkung ergibt sich vor allem in engen Radien ein schwammiges Fahrgefühl. Aber gut, wer sich einen dynamischen Kurvenräuber wünscht, kauft auch keinen Citroen …
Diesel, Benziner und e-C4
Beim Antrieb haben C4-Interessenten die Wahl zwischen einem 1,2-Liter-Benziner mit drei Zylindern und einem 1,5-Liter-Vierzylinder-Diesel. Der Benziner kommt mit 101, 131 oder 155 PS, der Diesel mit 110 oder 131 PS. Und auch wer sich für ein Elektroauto interessiert, kommt beim C4 auf seine Kosten. Der e-C4 bringt es auf 136 PS Leistung.
Mit den 131 PS unseres Test-C4 konnten wir bestens leben. Auch auf der Autobahn ist man mit ihm gut unterwegs. Dort waren wir häufig unterwegs, im Schnitt schluckte unser Test-C4 7,7 Liter Super je 100 Kilometer und bewegt sich damit im Klassen-Schnitt. Übrigens: Während der Einstiegs-Benziner obligatorisch mit Sechsgang-Handschalter kommt und der Spitzen-Motor mit Achtgang-Automatik, hat man in der Mitte die Wahl: Als Handschalter kostet der C4 130 Pure Teck Stop&Start ab 20.664 Euro, mit der EAT8-Automatik ab 22.345 Euro. Der 131-PS-Diesel kostet ab 25.748 Euro, die Automatik ist hier Serie. Und wer es elektrisch mag, zahlt mindestens 29.109 Euro. Mit der großzügigen staatlichen Förderung mutiert der e-C4 aber praktisch zu einer der günstigsten C4-Varianten.
Ausstattungstechnisch greifen wir zum Feel Pack mit serienmäßigem Navi, dazu wählen wir
- das Drive-Assist-Paket Plus (aktiver Notbremsassistent, Verkehrszeichenerkennung Plus, Stauassistent, Einparkhilfe vorn, Rückfahrkamera, Totwinkelassistent; 840 Euro)
- das Kälte-Paket (Lenkrad-, Frontscheiben- und Sitzheizung vorn; 504 Euro) sowie
- einen höherwertigen Lack (bis 672 Euro)
Der Citroen C4 Pure Tech 130 Stop & Start EAT8 Shine in der Kurzkritik:
Plus:
- Komfortables Fahrwerk
- Viel Platz
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Minus:
- Indirekte Lenkung
- Hohe Ladekante
- Teils billige Kunststoffe
Technische Daten Citroen C4 Pure Tech 130 Stop & Start EAT8 Shine:
- Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen
- Länge/Breite/Höhe: 4.355/1.834/1.525 mm
- Antrieb: Frontantrieb mit Achtgang-Automatik
- Motor: Reihendreizylinder-Turbo-Benzinmotor
- Leistung: 96 kW (131 PS)
- Max. Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 9,9 s
- Norm-Verbrauch 7,7 l
- CO2-Emission (WLTP): 125 – 122 g/km
- Kofferraumvolumen: 380 – 1.250 l
- Tankinhalt: 50 l
- Zuladung: 395 – 488 kg
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Effizienzklasse: A
- KH/VK/TK: 15/19/19
- Grundpreis Testwagen netto: 25.160 Euro
- Stand: August 2021
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