Von Esra Tatlises
Neben dem Kauf ist das Leasing die beliebteste Finanzierungsform im Fuhrpark. Das zeigt auch das diesjährige Arval Mobility Observatory: 48 Prozent aller befragten Unternehmen setzen auf Leasing mit Kilometervertrag.
Warum auch nicht? Alle drei bis vier Jahre ein neues Modell zu fahren, ohne dabei viel Eigenkapital vorzustrecken, hört sich verlockend an. Aber welches Leasingmodell passt nun zu meinem Fuhrpark und meinen Bedürfnissen? Wie teuer das Leasing für mich wird, beeinflussen nicht nur Finanzierungskosten, Anbietermargen oder mögliche Sonderprogramme der Hersteller, sondern auch das Restwertverhalten der Fahrzeuge. Was Letzteres angeht lautet die fundamentale Frage: Wer trägt das Risiko: Leasinggeber oder Leasingnehmer?
Restwertleasing
Diese Leasingform verspricht meist günstige Raten, die sich der Leasingnehmer jedoch mit einem hohen (Restwert-) Risiko erkauft. Allgemein gilt: Je niedriger die Rate, desto höher der festgelegte Restwert. Dieser wird zu Beginn bei Vertragsschließung kalkuliert. Stimmt bei der Rückgabe des Fahrzeugs der tatsächliche Wert nicht mit dem zuvor bestimmten Restwert überein, trägt der Leasingnehmer die Differenz. Zudem behalten sich die meisten Leasinganbieter das Recht vor, Preisentwicklungen im Gebrauchtwagenmarkt bei der Nachberechnung des Restwertes zu berücksichtigen – beispielsweise wie bei der Antriebsdiskussion um Diesel. Kurz gesagt: Das Restwertleasing ist nur dann zu empfehlen, wenn der Restwert realistisch kalkuliert werden kann und das Fahrzeug regelmäßig gepflegt und gewartet wird. Da sich Markt und Politik derzeit in permanenter Veränderung befinden, ist das in der Praxis jedoch nur selten der Fall.
Kilometerleasing
Die verbreitetste Leasingform ist das Kilometerleasing. Zwar fließt auch hier das Restwertverhalten des Fahrzeugs in die Kalkulation der Leasingrate ein. Aber: Das Restwertrisiko liegt beim Leasinggeber, für den Leasingnehmer ist die im Vertrag vereinbarte Fahrleistung über die Leasingdauer der maßgebliche Faktor. Denn allgemein gilt: Je höher die geplante Gesamtfahrleistung, desto höher fallen die monatlichen Raten aus. Überschreitet der Fahrer diese Kilometergrenze, zahlt er je Mehrkilometer einen zuvor festgelegten Betrag nach. Bei Minderkilometern erhält der Leasingnehmer eine Rückzahlung – diese fällt aber oft geringer aus als die Nachforderung für Mehrkilometer. Als Freigrenzen geben die meisten Leasinganbieter 2.500 Kilometer vor. Durch die vorzeitige Festlegung des Ausgleichs für Mehr- und Minderkilometer ermöglicht das Kilometerleasing eine sichere Kostenkalkulation im Fuhrpark – vorausgesetzt die Abschätzung der benötigten Kilometerzahl ist ebenfalls akkurat.
Finanzierungsleasing
Das Finanzierungsleasing beschränkt sich vertraglich ausschließlich auf das Leasen eines Fahrzeugs, ohne zusätzliche Servicekomponenten, es kann als Restwerte- wie Kilometerleasing ausgestaltet werden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Voll- und Teilamortisation: Die sogenannte Vollamortisation definiert im Grunde die vollständige Finanzierung des geleasten Fahrzeugs. So spiegeln sich in den monatlichen Raten der Anschaffungspreis, die Finanzierungskosten sowie die Gewinnmarge des Leasinggebers wider. Damit entfällt die Notwendigkeit einer Restwertkalkulation, da die Rate den gesamten Anschaffungspreis abdeckt.
Bei der Teilamortisation liegt der Berechnung der Leasingrate dagegen nicht der volle Fahrzeugpreis zugrunde, sondern eben nur ein Teil. Deshalb wird bei Vertragsabschluss ein Restwert definiert. Nach Ablauf der Teilamortisation können Leasingnehmer entweder den Vertrag verlängern, das Leasingfahrzeug erwerben oder ohne die genannten Optionen das Auto zu den zu Beginn festgelegten Konditionen abgeben. Ist die anschließende Erwerbsmöglichkeit an ein sogenanntes Andienungsrecht geknüpft, ist der Leasingnehmer verpflichtet, das Fahrzeug zum Restwert zu kaufen.
Full-Service-Leasing
Wer sich den Administrationsaufwand für seine Fahrzeuge sparen will, der greift zum Full-Service-Leasing. Hier wird der herkömmliche Leasingvertrag durch eine Palette an Servicekomponenten wie Tankmanagement, Reparatur und Wartung sowie Pannen- und Ersatzwagenservice oder Führerscheinkontrolle erweitert. Dabei sind die Servicepakete in der Regel modular kombinierbar. Allgemein gilt also: Je mehr Servicekomponenten dazu gebucht werden, desto höher ist die monatliche Leasingrate.
Das schreckt einige Fuhrparkverantwortliche zunächst vielleicht ab, jedoch lohnt sich hier ein zweiter Blick: Denn grundsätzlich ist der Leasingnehmer bei jeder Leasingform vertraglich dazu verpflichtet, die Kosten für die Wartung und Pflege des Fahrzeugs selbst zu übernehmen – und diese Dienstleistungen stets in den kooperierenden Werkstätten, oftmals Vertragspartner der Hersteller durchführen zu lassen. Darüber hinaus setzen Leasinggeber in der Regel eine Vollkaskoversicherung für das Leasingfahrzeug voraus. Das Full-Service-Leasing deckt diese und weitere Punkte je nach Kundenwunsch ganz oder teilweise ab. Einzelne Werkstattbesuche für Inspektionen oder Reifenwechsel zum Beispiel können da eventuell teurer sein.
Gerade mit Blick auf die Kosten lohnt sich das Full-Service-Leasing laut Knut Krösche, Geschäftsführer von Volkswagen Leasing: "Bereits seit vielen Jahren werden beim Full-Service-Leasing Wartungsdienstleistungen von Kunden am meisten nachgefragt. Ebenfalls von großer Relevanz sind Reifen-Services, Tankkarten und mit etwas Abstand Versicherungslösungen. Die große Nachfrage in diesen Bereichen ist auch nicht verwunderlich, da diese Positionen aus TCO-Aspekten am relevantesten sind."
Leasingformen der Zukunft
Das klassische Car-as-a-Service Autoleasing reicht heutigen Mobilitätsanforderungen jedoch nur bedingt aus. So gibt Commercial Director Jürgen Petschenka von Leaseplan an, dass derzeit ein merklich steigendes Interesse an Elektromobilität seitens der User-Chooser besteht, und sieht für die Zukunft neue Leasingmodelle, die Mobilität und Digitalisierung integrieren: "Wir sehen hier ein Miteinander der Mobilitätslösungen je nach Anwendungsfall, bei dem Leasing nach wie vor eine zentrale Rolle spielt und unterstützen unsere Kunden mit unserem Beratungsangebot und unseren Mobilitätslösungen aus einer Hand." Petschenka nennt als Beispiel: "Wir arbeiten an innovativen, neuen Lösungen für den Fuhrpark aus dem Bereich Miete, die noch mehr Flexibilität und Mobilität bieten sollen. Hierzu gehören auch neue Sharing-Ansätze für den Fahrzeugpool."