Gegenüber seiner Prognose vom Mai 2022 erwartet Marktbeobachter Dataforce für 2024 knapp 360.000 Elektroautos (BEV) weniger. Die Schwelle von zwei Millionen Elektro-Pkw in Deutschland werde damit wohl erst 2025 überschritten. Der Grund ist die verringerte Elektroautoförderung, welche Dataforce als bedeutenden Markteinfluss ausmachen konnte. Durch den geringeren BEV Bestand könnten sich gar die Investitionen in die Ladeinfrastruktur verringern, denn die Anbieter müssten mit einer geringeren Auslastung rechnen, so Dataforce.
Zu viele begleitende Faktoren
Neben der verringerten Förderung von Elektroautos stehen auch die Strompreise und die Preise für Akkus als erschwerende Faktoren hinzu, die im Mai so noch nicht absehbar waren. Um eine Förderung zu erhalten, müssen Käufer ausschließlich einen batterielektrischen Pkw kaufen.
Die Preisobergrenze für förderfähige Elektroautos richtet sich außerdem nach dem Listenpreis des Modells, für das die Prämie beantragt wird. Das heißt, ein Fahrzeug qualifiziert sich nicht länger automatisch für die Prämie, wenn es von der Baureihe ein Basismodell innerhalb der zulässigen Preisspanne gibt.
Listenpreise durch Inflation höher
Wer beispielsweise Anfang 2022 ein Mittelklasse-BEV bestellt hat, konnte mit einer Förderung von 6.000 Euro rechnen. Wenn sich nun die Auslieferung auf das nächste Jahr verschiebt, und der Listenpreis durch Sonderausstattungen über 40.000 Euro liegt, bekommen Käufer nur noch die Hälfte der erwarteten Summe, nämlich 3.000 Euro. Diese Unsicherheit werde potenzielle Käufer ebenso abschrecken, prognostiziert Dataforce.
Für gewerbliche Fahrzeuge fällt die Prämie ab September 2023 komplett weg. Da diese, laut Dataforce, 43 Prozent der Zulassungen von Januar bis August 2022 ausmachten, ist mit geringeren E-Anteilen in der Flotte und steigenden Preisen bei Auto-Abos zu rechnen. In Italien gab es bereits eine solche Entwicklung: Infolge der gestrichenen Prämie fielen die Neuzulassungen von Elektroautos um 21 Prozent. Der Marktanteil von E-Autos beträgt in Italien derzeit schlanke drei Prozent.
Gestiegene Mindesthaltedauer minimiert E-Auto-Exporte
Bedingung ist auch, dass das Fahrzeug nicht mehr sechs, sondern nun zwölf Monate gehalten wird. Bis auf wenige Ausnahmen gilt die Prämie nur für Privatkäufer. Der Prämientopf ist für 2023 außerdem auf 2,1 Milliarden Euro gedeckelt.
Dataforce begrüßt die gestiegene Mindesthaltedauer, weil dadurch weniger Fahrzeuge mit Gewinn ins Ausland verkauft würden. Problematisch sieht der Marktbeobachter die Preisgrenze, welche besonders diejenigen hart treffe, die ab 2023 ein Elektroauto kaufen. Die Preissteigerungen machen es aus der Sicht von Dataforce sinnvoll, die Preisobergrenze an ein Kaufdatum zu knüpfen. Andernfalls würden viele Fahrzeuge aus der Förderung rutschen.
Jährliche Budgetgrenzen suboptimal?
Die Budgetobergrenze sende ebenfalls ein fatales Signal. Wenn potenzielle Käufer befürchten müssten, dass bei Auslieferung die Fördertöpfe leer sind, würden sich einige zur Sicherheit lieber für einen Verbrenner entscheiden. Sinnvoller sei es, auf Basis einer Prognose ein Gesamtbudget für die nächsten fünf Jahre festzusetzen. Das gebe allen Beteiligten genug Vorlaufzeit, um sicher planen zu können.
Der Marktbeobachter hält den Zeitpunkt für den Einschnitt der Prämie für ungünstig gewählt. Derzeit würden die Preise für Neuwagen, ebenso wie die Betriebskosten steigen. Die Förderung hätte erst dann gekürzt werden sollen, wenn die Preisdifferenz zum Verbrenner geringer wird. (deg)