Das Fahren eines Elektroautos unterschied sich bislang im Grunde kaum von einem Auto das Verbrennungsmotor und Automatikgetriebe kombiniert. Damit ist jetzt beim Nissan Leaf der zweiten Generation Schluss. Gesteuert wird die Fahrtgeschwindigkeit auf Wunsch nur noch über das Fahrpedal – das Pendant für die Bremse ist zwar noch vorhanden, aber eigentlich überflüssig. „One-Pedal-Driving“ nennen die Japaner das und wollen so für mehr Komfort auch eine höhere Effizienz sorgen. Im neue Leaf gibt es die eine E-Pedal-Taste, die den Ein-Pedal-Modus aktiviert und das Bremspedal arbeitslos machen soll, denn das Lösen des Gaspedals löst eine starke und konsequente Verzögerung bis zum Stillstand aus. Kein Ausrollen wie bei konventionellen Autos, sondern richtiges Bremsen. Und das funktioniert auch am Berg.
Der E-Antrieb ersetzt die konventionelle Bremsanlage.
Einer der Vorteile: Das Ganze funktioniert ohne den Einsatz von Bremsscheiben und -belägen, die dadurch deutlich länger halten. Statt ihrer sorgt der Elektromotor selbst für die negative Beschleunigung, indem er auf Generator-Betrieb umschaltet und den Schwung des Fahrzeugs in elektrische Energie umwandelt. Die wiederum wird später wieder zum Beschleunigen genutzt. Die Rückgewinnung der ansonsten in Form von Wärme verpuffenden Bremskraft ist im Elektroauto mit seinem leistungsstarken Generator deutlich effizienter als bei konventionellen Pkw mit Start-Stopp-System, wo meist nur ein kleiner E-Motor zur Stromgewinnung genutzt wird.
Nissan ist der konsequenteste Umsetzer.
Erfunden hat Nissan das One-Pedal-Driving nicht. Aber die Japaner haben es erstmals konsequent umgesetzt. Auch andere moderne E-Auto nutzen die Rekuperation beim Heben des Gasfußes, erheben das aber nicht zum Bedienungsprinzip. Beim Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid etwa, wo fünf Rekuperationsstufen über Schaltpaddels am Lenkrad gewählt werden konnten oder beim ähnlich ausgelegten Opel Ampera-e, haftete der Bremskrafteinstellung noch etwas Verspieltes an. Bei anderen Modellen wie dem BMW i3 oder dem Smart Fortwo passt sich die Bremskraft automatisch dem Verkehrsgeschehen an. In vielen Situationen wie etwa dem Hinrollen an eine rote Ampel lässt sich daher auch dort schon auf Pedalbetätigung verzichten.
Neuer Ansatz hat nicht nur Vorteile.
Dem Fahren ohne Bremspedal wohnt jedoch auch ein Risiko inne. Eine Entwöhnung von der erlernten Fußarbeit könnte im Notfall die Reaktionszeit verlängern. Bei einer starken Gefahrenbremsung nämlich reicht die Verzögerungswirkung des Generators allein nicht mehr aus. Wer dann noch überlegen muss, wie er bremst, hängt im ungünstigsten Fall schon im Hindernis. Allerdings sind moderne Autos – und auch die meisten E-Mobile – mit Notbremsassistenten ausgestattet, die im Zweifel selbst in die Eisen treten. Allerdings absichtlich erst sehr spät. Eine beherzte menschliche Bremsung schon vor der letzten Sekunde könnte den ein oder anderen Blechschaden möglicherweise wirkungsvoller verhindern. (md/SP-X)