Von Wolfgang Schäffer
Bislang sind es vor allem Freiberufler und leitende Angestellte von Unternehmen mit größeren VW-Flotten, die sich für einen VW Touareg entschieden haben. Bei der neuen, inzwischen dritten Generation des Flaggschiffs der Marke will der Wolfsburger Autobauer aber auch die Unentschlossenen, die Markenspringer, für sich gewinnen. "In dem Segment gibt es viele Kunden, die gerne mal etwas anderes ausprobieren, nicht markenaffin sind. Und da sind wir sicher, mit dem neuen Touareg ein attraktives Angebot zu haben", sagt Bram von Dunnen aus dem Produktmarketing.
Der VW Touareg ist mächtig gewachsen
Von Dunnen weist vor allem auf das Design, die Qualität und die Fahreigenschaften hin. Damit soll der 4,88 Meter lange (plus acht Zentimeter), 1,98 Meter breite (plus vier Zentimeter) und 1,70 Meter hohe (minus ein Zentimeter) Wagen punkten.
Die aufrecht stehende Frontpartie, das darin integrierte mächtige Element mit Grill samt Scheinwerfern die verlängerte Motorhaube sowie die muskulös ausgearbeiteten hinteren Schulterpartien stehen ebenso wie das optische in die Breite gezogene Heck gleichermaßen für Kraft und Prestige. LED gibt es in Serie, die LED-Matrix mit einer so wohl noch nie dagewesenen Ausleuchtung der Straße und der Seitenstreifen als Option für 1.870 Euro.
VW Touareg: Enormes Platzangebot, aber auch Hartplastik
Innen gibt es Platz in Hülle und Fülle. Da der Radstand im Vergleich zum Vorgänger identisch geblieben ist, wirkt sich das Wachstum des Fahrzeugs auf das Volumen des Kofferraums aus. Der schluckt jetzt 810 statt zuvor 697 Liter. Beim genauen Hinschauen fällt auf, dass VW bei der Materialauswahl in diesem Bereich ein wenig auf die Kostenbremse getreten hat.
Das gilt erst recht beim Griff an die Seitenpanelen der Mittelkonsole und den unteren Bereich der Türinnenverkleidungen. Es muss ja nicht gleich Leder sein. Doch dass die Kunden hier mit Hartplastik statt geschäumtem Material abgespeist werden, ist bei dem Auto, das die Speerspitze der VW-Produktpalette darstellt und ansonsten mit durchaus wertigen Materialen ausgestattet ist, absolut unverständlich.
Der VW Touareg beeindruckt mit neuem digitalen Cockpit
Dies Sparmaßnahme ist aber auf der anderen Seite auch einer der ganz wenigen Kritikpunkte, die es beim Touareg aufzulisten gibt. Lobend zu erwähnen ist das neue digitale Innovision Cockpit, das allerdings 3.500 Euro Aufpreis kostet. Im Gegensatz zur Basisversion mit analogen Tuben hinter einem Sieben-Zoll-Bildschirm und einem 9,2 Zoll großen Touchscreen sind bei der höherwertigen Variante die Anzeigen vor dem Fahrerplatz zwölf Zoll und der Touchscreen für das Top-Infotainmentsystem daneben 15 Zoll groß.
In dessen Bedienfläche integriert sind Klima-, Sitzheizung- und Navigationssteuerung (Discover-Premium-System) sowie viele andere Funktionen. Über einen Home-Button kommt geht es bei Bedarf jederzeit schnell ins Hauptmenü zurück. Ein in Metall ausgeführter Lautstärkeregler aber ist in der Mittelkonsole platziert.
Displays wie aus einem Guss
Einerlei in welcher Ausstattung, die Bildschirme sind so in den Armaturenträger eingearbeitet, dass sie wie ein einziges Display wirken. Apropos Display. Außer jeder Menge Assistenzsysteme – eine Reihe davon gegen Aufpreis – bietet der Touareg auch das bislang größte von VW zu habende Head-up-Display (1.300 Euro). Es projiziert die Informationen direkt auf die Frontscheibe.
Zum Marktstart gibt es einen Dreiliter-V6-Selbstzünder
Bei der Fahrt mit dem Touareg zeigt sich der zunächst ausschließlich angebotene Dreiliter-V6-Diesel mit seinen 286 PS in Bestform. Der mit einer Achtgang-Automatik kombinierte Selbstzünder läuft extrem leise (auch Windgeräusche sind im Passagierabteil so gut wie nicht zu hören) und hat einen ebenso bärenstarken Antritt wie Durchzug.
Der angegebene Normverbrauch (NEFZ) liegt bei 6,9 Litern, der Bordcomputer zeigte nach knapp 200 zügig gefahrenen Kilometern über Autobahnen sowie bergigen und kurvenreichen Landstraßen 8,1 Litern an. Für ein Fahrzeug mit permanentem Allradantrieb und einem Gewicht von knapp zwei Tonnen ist das durchaus respektabel.
Auch einen Achtzylinder wird der VW Touareg bekommen
Noch in diesem Jahr werden ein Dreiliter-V6-Diesel mit 231 PS sowie ein V6-Benziner mit gleichem Hubraum und 340 PS folgen. 2019 kommt dann als Spitzentriebwerk ein Vierliter-V8-Turbodiesel mit 421 PS. Anhängelasten bis zu 3,5 Tonnen (Anhängerkupplung elektrisch ausfahrbar) sind möglich. Die Selbstzünder haben einen zwölf Liter fassenden AdBlue-Tank. Bei einem von 75 auf 90 Liter vergrößerten Kraftstofftank fasst der Harnstoffbehälter 24 Liter. Nicht vor 2020 vermutlich ist ein Plug-in-Hybrid in dem SUV zu erwarten.
Hoher Fahrkomfort im Volkswagen-SUV
Eine weitere Trumpfkarte spielt der Touareg in Sachen Fahrkomfort und -dynamik aus, wenn sich der Kunde für die Luftfederung samt aktivem Wankausgleich sowie die Hinterradlenkung entscheidet. Beides sind komplette Neuntwicklungen, also nicht aus dem großen Konzernbaukasten übernommen und als Option für zusammen 2.850 Euro im Angebot.
Mit dem neuen Wankausgleich tendiert die Seitenneigung des Touareg fast gegen Null und auch der Geradeauslauf ist bestens. Der Wagen schluckt sämtliche Unebenheiten, gibt keine Stöße und Schläge in den Innenraum weiter – ohne dass dabei die Präzision leider. Der Wagen liegt bestens in der Hand, wirkt nie nervös.
Hinterradlenkung erleichtert das Rangieren
Die Hinterradlenkung hat zur Folge, dass bis Tempo 37 die Hinterräder im entgegengesetzten Winkel zu den Vorderrädern einschlagen, so den Wendekreis von 12,20 auf 11,13 Meter verbessern. Das zahlt sich in engen Parkhäusern oder auch beim Rangieren im dichten Stadtverkehr aus. Geht es schneller voran, schlagen die Hinterräder analog den Vorderrädern ein. Das erhöht die Agilität und das stabile Fahrverhalten bei schnellen Spurwechseln.
Preise starten ab 60.000 Euro
Klar ist, dass sich der Grundpreis des Touareg von 60.675 Euro aufgrund der Vielzahl von Assistenzsystemen und anderen Wunschausstattungen wie Leder- und Soundpakete leicht auf 80.000 oder auch 90.000 Euro erhöhen lässt.
Die Basisversion bietet unter andere mit 18-Zoll-Alurädern, LED-Scheinwerfern, Tempomat, Klimaautomatik und Navigationssystem schon ein recht umfangreiches Angebot. Nicht zuletzt dies und das gewisse Understatement, das auch das Flaggschiff von VW nun einmal ausstrahlt, könnte Unentschlossene trotz der harten Seitenwände der Mittelkonsole durchaus zum Umstieg bewegen.
Technische Daten VW Touareg
Viertüriger, fünfsitziger SUV mit Allradantrieb
Länge: 4,88 Meter, Breite: 1,98 Meter, Höhe: 1,70 Meter, Radstand: 2,89 Meter
Kofferraumvolumen: 810 bis 1.800 Liter
Dreiliter-V6-Turbodiesel, Achtgang-Automatik, 210 kW/286 PS
maximales Drehmoment: 600 Nm bei 2.250 U/min
0-100 km/h: 6,1 s, Vmax: 235 km/h
Durchschnittsverbrauch: 6,8 l/100 km
CO2-Ausstoß: 182 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse C
Preis: ab 60.675 Euro
Versicherungseinstufungen: HF 21, TK 24, VK 27
Wartungsintervalle: 30.000 Kilometer oder zwei Jahre