Die E-Mobilität entwickelt sich in deutschen Fuhrparks eher evolutionär denn revolutionär. So lassen sich die Ergebnisse des bfp Mobility BAROMETERs 2022 zusammenfassen. Der Status der E-Mobilität in den Unternehmen sowie die Rolle von Mobilitätsbudgets (aller Fakten dazu finden Sie in bfp 11/2022) waren die Themen der diesjährigen Befragung.
Das Ergebnis, erstmals präsentiert auf dem bfp FORUM 2022: Auf einer Skala von 0 bis 100 entwickelt sich der bfp eMobility INDEX im Jahresvergleich von 11,1 auf jetzt 12,9 Punkte. Damit zeigen sich die deutschen Fuhrparks zwar elektrifizierter als im Vorjahr, vor dem Hintergrund der antriebspolitischen Großwetterlage sieht ein signifikanter Entwicklungssprung aber anders aus.
Wenig überraschende Ausnahmen: Die großen und sehr großen Fuhrparks. So stieg der bfp eMobility INDEX bei den großen Fuhrparks von 10,5 auf 15,1 und bei den sehr großen Fuhrparks von 11,7 auf 14,2. Heißt: Je größer der Fuhrpark, desto bedeutender seine Rolle als Treiber der Elektrifizierung.
E-Auto-Prognose nicht erfüllt
Wie sich der bfp eMobility INDEX errechnet? Herangezogen werden der aktuelle sowie der mittelfristig geplante Bestand teil- und vollelektrischer Fahrzeuge in den Fuhrparks, der Status der Ladeinfrastruktur in den Unternehmen sowie das E-Mobilitäts-Knowhow der Befragten. Daten, die alle im Rahmen des bfp Mobility BAROMETERs erhoben werden.
Bei 7 Prozent liegt der Anteil der reinen Elektroautos in den deutschen Fuhrparks aktuell, dazu kommen 10 Prozent Plug-in-Hybride. Im letzten Jahr lagen die Anteile bei 5 beziehungsweise 6 Prozent. Damit blieben die Unternehmen zumindest bei den reinen Elektroautos unter ihrer Prognose für 2022: Im bfp Mobility BAROMETER 2021 prognostizierten sie für jede der beiden Antriebsarten jeweils einen Anteil von 10 Prozent. Der Frage, welche Rolle die anhaltenden Lieferverzögerungen der Hersteller in diesem Zusammenhang spielen, wäre gesondert nachzugehen.
Mehr E-Autos für 2023 geplant
Dabei zeigen sich die Fuhrparkverantwortlichen grundsätzlich offen für reine Elektroautos und Plug-in-Hybride. Insgesamt 58 Prozent halten es für wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich, sie künftig verstärkt anzuschaffen. Nur bei den kleinen Fuhrparks liegt dieser Anteil mit 42 Prozent unter der 50-Prozent-Marke.
Kein Wunder also, dass auch die Anteils-Prognose für 2023 wieder deutlich steigt. Für nächstes Jahr gehen die befragten Fuhrparkverantwortlichen von 14 Prozent reinen Elektroautos und 12 Prozent Plug-in-Hybriden in ihrem Fahrzeugbestand aus. Allerdings antworteten die Fuhrparkverantwortlichen vor Bekanntwerden der veränderten Einkaufs-Förderrichtlinien, die ab 2023 gelten. Welche Rolle ab Januar die dann überhaupt nicht mehr geförderten Plug-in-Hybride noch spielen werden, bleibt abzuwarten.
Reichweite, Ladezeiten, Konditionen
Das wichtigste Anschaffungskriterium für reine Elektroautos und Plug-in-Hybride ist dabei weiterhin und wenig überraschend die Reichweite. Sie ist für 84 Prozent der Befragten wichtig oder sogar sehr wichtig. Es folgen die Ladezeiten (79 Prozent) und die Beschaffungskonditionen (78 Prozent). Knapp nicht mehr in den Top drei, aber weiterhin sehr relevant ist die Ladeinfrastruktur. Sie erachten 76 Prozent als wichtig oder sehr wichtig.
Interessant: Externe Anforderungen – wie zum Beispiel emissionsbezogene Kundenanforderungen – sind nur für 47 Prozent ein (sehr) wichtiger Grund für E-Autos und Plug-in-Hybride, positive Auswirkungen auf die Arbeitgebermarke für relativ geringe 52 Prozent. Eine schon etwas größere Rolle spielen interne Nachhaltigkeitsstrategien (59 Prozent).
Eigene Ladepunkte? Da geht noch was!
So deckt das bfp Mobility BAROMETER auch einen interessanten Aspekt, wenn nicht gar Widerspruch auf. Denn obwohl die Ladeinfrastruktur für die Befragten weiterhin hohe Relevanz bei der Entscheidung für oder wider reine Elektroautos oder Plug-in-Hybride besitzt – bei der eigenen Ladeinfrastruktur auf dem Betriebsgelände gibt es keine Fortschritte.
Mit 51 Prozent bietet zwar die Hälfte der Unternehmen den Fahrerinnen und Fahrern von Elektroautos und Plug-in-Hybriden Ladepunkte auf dem eigenen Gelände an. Im letzten Jahr waren es mit 52 Prozent aber praktisch genauso viele. Ein Durchbruch sieht anders aus. Auch der Anteil derjenigen, die Lademöglichkeiten an öffentlichen Säulen via Ladekarte anbieten (38 Prozent) oder zu Hause laden lassen (19 Prozent), hat sich praktisch nicht verändert.
Und, erstaunlich: Immer noch hohe 29 Prozent der Befragten bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überhaupt keine Lademöglichkeiten an. Wobei dieser Anteil mit der Fuhrparkgröße deutlich abnimmt und bei den großen und sehr großen Fuhrparks bei nur noch 20 beziehungsweise 14 Prozent liegt. Aber auch hier bleibt damit – immer unter Berücksichtigung der individuellen örtlichen Gegebenheiten – noch etwas zu tun.
Gute Informationslage rund um die E-Mobilität
Welche Herausforderungen das Thema E-Mobilität für Unternehmen mit sich bringt und was zu tun ist, wenn sie sich für reine Elektroautos und Plug-in-Hybride entscheiden, das scheint vielen Fuhrparkverantwortlichen allerdings klar zu sein. Denn insgesamt 69 Prozent fühlen sich gut oder sogar sehr gut rund um das Thema Elektroautos im Fuhrpark informiert. Auch in den kleinen und mittelgroßen Fuhrparks liegt dieser Anteil mit 65 beziehungsweise 66 Prozent deutlich über der 50-Prozent-Marke, noch höher bei den großen (72 Prozent) und sehr großen (79 Prozent) Fuhrparks.
Welche Rolle spielen Mobilitätsbudgets heute in den Fuhrparks? Alle Ergebnisse des bfp Mobility BAROMETERs zu diesem Thema finden Sie in Heft 11/2022.
Das bfp Mobility BAROMETER 2022
- Ausführendes Institut: Puls Marktforschung
- Befragungszeitraum: Juni/Juli 2022
- Stichprobe: 300 Fuhrparkverantwortliche
- Erhebung: Online
- Größenaufteilung: Kleine (5-9 Fahrzeuge), mittelgroße (10-24 Fahrzeuge), große (25-99 Fahrzeuge) und sehr große (100 und mehr Fahrzeuge) Fuhrparks
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