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Eine eigene Ladeinfrastruktur vereinfacht die Einführung der Elektromobilität im Unternehmen deutlich.

Inhaltsverzeichnis

Elektromobilität

Eigene Ladeinfrastruktur – Das ist zu beachten

Elektromobilität geht einfacher mit eigener Ladeinfrastruktur. Für die gibt es viele Förderprogramme. Aber: Der Aufbau will gut geplant sein.

Von Christian Frederik Merten

Fuhrparks und Handwerksbetriebe, die sich ernsthaft mit dem Thema Elektromobilität beschäftigen, kommen am Thema Ladeinfrastruktur nicht vorbei. Denn während konventionelle Verbrenner in fünf Minuten aufgetankt sind, müssen Elektroautos und Plug-in-Hybride für einen vollen Akku heute noch deutlich länger an die Ladesäule. Bedarfsgerechte Lademöglichkeiten sind also das A und O.

Zwar stehen E-Autofahrern laut Statista aktuell deutschlandweit fast 21.000 öffentliche Ladestationen mit oftmals mehreren Ladepunkten zur Verfügung. Das bedeutet für viele Unternehmensstandorte aber immer noch, dass sich gar keine Lademöglichkeit in der Nähe befindet. Und wenn doch: Mal lädt schon ein Auto an der Ladesäule, mal ist sie von einem Verbrenner zugeparkt, ab und zu vielleicht auch defekt. Kurzum: Wer seinen Betrieb zuverlässig mit Elektroautos aufrechterhalten möchte, kommt um eine eigene Ladeinfrastruktur praktisch nicht herum.

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Intensive Planung für den Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur

Die ist aber nicht einfach mal so aufgebaut, sondern bedarf einer intensiven Planung, um den individuellen Ansprüchen des Fuhrparks oder Handwerksbetriebs gerecht zu werden. Wer für seine Elektroautos oder Plug-in-Hybride eine eigene Ladeinfrastruktur plant, sollte sich also unter anderem folgende Fragen stellen und dabei auch die zukünftige Entwicklung seines Fuhrparks im Blick haben:

  • Wie viele Elektroautos und Plug-in-Hybride sind heute und in absehbarer Zukunft mit welchen Fahrprofilen – sprich Kilometerleistungen und Einsatzradien – im Einsatz?
  • Wo werden die Fahrzeuge geladen? Ausschließlich auf dem Betriebsgelände oder auch bei den Fahrern zu Hause? Werden alle Fahrzeuge zur gleichen Zeit geladen oder über den Tag verteilt?
  • Wie viele Ladepunkte sind davon ausgehend auf dem Betriebsgelände nötig?
  • Welche Plätze sind für die Installation der Lade-Hardware geeignet? Die Garage, ein Parkhaus oder auf ein überdachter oder nicht überdachter Parkplatz?
  • Welche Hardware kommt – in abhängig von der Nutzungssituation und den örtlichen Gegebenheiten – genau in Frage?

Die Anzahl der Elektroautos und Plug-in-Hybride ist ein wichtiger erster Indikator für die benötigte Zahl von Ladepunkten. Direkt lässt sich das eigene Ladenetz davon aber nicht ableiten, denn die Fahr- und Ladeprofile spielen eine mindestens genauso wichtige Rolle: So kommt ein Fuhrpark mit 100 Plug-in-Hybriden, die überwiegend im Außendienst unterwegs sind und deren Fahrer in der Regel zu Hause laden, wahrscheinlich mit deutlich weniger Ladepunkten aus als ein Handwerksbetrieb mit zehn Elektrotransportern, die täglich über Nacht auf dem Betriebsgelände am Netz hängen.

Ladeinfrastruktur nicht ohne Vorabanalyse

Aber nicht nur die Fuhrparkgröße und die Ladeprofile beeinflussen die Zahl der möglichen Ladepunkte. Auch die gegebenen örtlichen Voraussetzungen rund um die Stromversorgung limitieren gegebenenfalls den Aufbau der Ladeinfrastruktur. Dann bleiben letztlich nur drei Möglichkeiten: sich mit dem Status Quo zufrieden geben und weniger Ladepunkte aufbauen als geplant, ein intelligentes Lastspitzenmanagement installieren oder die Elektrotechnik der Gebäude entsprechend aufrüsten. Wie die Betriebsgelände und –gebäude aufgestellt sind, erfährt man im Rahmen einer Vorabanalyse vor dem Aufbau der Ladeinfrastruktur. Diese Analysen bieten spezialisierte Berater an, aber auch Anbieter von Lade-Hardware, Leasingunternehmen oder Fuhrparkmanagementgesellschaften. Auch die Autohersteller und -importeure selbst sind hier – auch über Partnerunternehmen – aktiv.

Steht die Zahl der Ladepunkte fest, geht es an die Auswahl der eigentlichen Hardware. Wir fokussieren uns an dieser Stelle auf Wechselstrom-Ladesysteme (AC-Laden) mit oft 11 und maximal 22 kW Ladeleistung, die die Akkus der meisten Elektroautos über Nacht komplett laden können. Wallboxen dieser Leistungsklasse gibt es bereits für dreistellige Eurobeträge, Ladesäulen – ohne Fundamente oder ähnliche Zusatzleistungen – für niedrige vierstellige Beträge. Schnellladesäulen mit mehr als 22 kW Ladeleistung und Gleichstrom-Technik (DC-Laden) sind aufgrund deutlich höherer Kosten und Vorbereitungsleistungen nur für ganz spezielle Einsatzzwecke  zu rechtfertigen.

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Drei Typen von Wallboxen und Ladesäulen

Ob es dann Wallboxen oder Ladesäulen oder beides werden, entscheiden die baulichen Voraussetzungen auf dem Betriebsgelände. Garagen oder Parkhäuser eignen sich hervorragend für Wallboxen, freie Parkplätze für Ladesäulen. Bei der Installation von Säulen sind nicht nur die reinen Hardware-Kosten einzuplanen, sondern in der Regel auch ein Fundament und die Verlegung von Stromleitungen.

Grundsätzlich lassen sich Wallboxen und Ladesäulen in drei Kategorien unterteilen:

  • Als reine Lademöglichkeit ohne weitere Zusatzfunktionen,
  • als intelligente Variante mit RFID-Chip zur Unterscheidung verschiedener Nutzer sowie
  • als eichrechtskonforme Version.

Eichrechtskonforme Lade-Hardware ist immer dann von Bedeutung, sobald mit den Ladevorgängen Zahlungsströme verbunden sind. In der Regel ist beim Kauf eichrechtskonformer Hardware ein Preisaufschlag im dreistelligen Euro-Bereich einzuplanen. Egal für welche Technik man sich aber entscheidet: Grundsätzlich ist der Aufbau einer Ladeinfrastruktur meldepflichtig, bei stärkeren Ladeleistungen gegebenenfalls auch genehmigungspflichtig.

Zahlreiche Förderprogramme für die Ladeinfrastruktur

Da derzeit nicht nur die Anschaffung von Elektroautos und Plug-in-Hybride staatlich gefördert wird, sondern auch der Aufbau einer Ladeinfrastruktur, unterstützen Bund und Länder Unternehmen, die sich Wallboxen oder Ladesäulen auf den Hof stellen wollen, auch finanziell. Hier einige Beispiele:

  • So fördert die Bundesregierung rund 3.000 AC-Ladepunkte mit 3,7 bis 22 kW Ladeleistung mit maximal 40 Prozent des Kaufpreises beziehungsweise höchstens 2.500 Euro. Außerdem gibt es für rund 1.500 Schnellladepunkte ladeleistungs- und standortabhängig bis zu 50 Prozent der Kaufsumme oder 30.000 Euro. Voraussetzung für die Förderung sind der Kauf und die öffentliche Zugänglichkeit der Hardware. Außerdem beinhaltet das Programm Zuschüsse von bis zu 50.000 Euro für Netzanschlüsse.
  • Baden-Württemberg zahlt je Ladepunkt derzeit eine Fördersumme von bis zu 2.500 Euro.
  • In Berlin gibt es für kleinere und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige 50 Prozent der Anschaffungs- und Installationskosten für Normal- (maximal 2.500 Euro) oder Schnellladepunkte (maximal 30.000 Euro). Außerdem gibt es bis zu 55.000 Euro für den Netzanschluss und maximal 800 Euro für Beratungsleistungen im Vorfeld des Aufbaus der Ladeinfrastruktur.
  • Die niedersächsische Landesregierung zahlt ebenfalls maximal 80 Prozent oder 2.500 Euro je Normalladepunkt oder leistungsabhängig bis zu 80 Prozent oder 100.000 Euro je Schnellladepunkt. Beim Netzanschluss gibt es bis zu 60 Prozent oder 50.000 Euro, Planungs- und Beratungsausgaben werden mit bis zu 20 Prozent bezuschusst.
  • In Nordrhein-Westfalen erhalten Unternehmen im Rahmen einer Förderquote von 50 Prozent bis zu 2.500 Euro für Wallboxen und 4.500 Euro je Ladesäule, außerdem gibt es 500 Euro Bonus für die Energieerzeugung und beim Aufbau eines Energiespeichers 200 Euro je Kilowattstunde.
  • Ausschließlich für Privatleute bestimmt, aber damit auch für Mitarbeiter mit Elektroauto oder Plug-in-Hybrid interessant, ist die Wallbox-Förderung der KfW: Für Wallboxen mit 11 kW Ladeleistung gibt es 900 Euro Förderprämie je Ladepunkt.

Das sind selbstverständlich nur die groben Rahmen der jeweiligen Förderprogramme. Sie enthalten teilweise weitere Bedingungen wie den Bezug von Ökostrom oder ein Kombinationsverbot mit anderen Förderungen. Außerdem gibt es auf regionaler und kommunaler Ebene zahlreiche weitere Förderprogramme. Eine Übersicht bietet zum Beispiel die Förderdatenbank des Beratungsunternehmens The Mobility House, Unterstützung bei der Beantragung individueller Förderung bieten Unternehmen wie zum Beispiel M3E .

Die Bedeutung externer Unterstützung ist dabei kaum zu unterschätzen. Denn praktisch ist  unmöglich, eine eigene Ladeinfrastruktur aufzubauen, ohne Experten von außen in den Planungs- und Umsetzungsprozess einzubeziehen. Und sei es nur der Elektriker um die Ecke, sollte die Installation einer Wallbox ohne größere Umbaumaßnahmen möglich sein.

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