Von Sabine Neumann
Schon die klassischen Aufgaben des Fuhrparkmanagers sind nicht von Pappe. Wenn dann auch noch das Thema Gesundheit dazukommt, ist es verständlich, dass sich manch Fuhrparkverantwortlicher fragt: „Das auch noch? Bin ich denn der Hauspsychologe und fürs Händchenhalten zuständig?“ Doch letztlich kann die Förderung der Gesundheit im Fuhrpark zu einer echten Win-win-Situation führen: fitte Mitarbeiter sind aufmerksamer, verursachen weniger Schäden und sind – extrem wichtig – merklich erfolgreicher.
Gesundheitsmanagement für Außendienstler
Nicht nur, aber ganz besonders gilt das für Außendienstmitarbeiter. Mit ihren Dienstleistungen und Verkaufsgesprächen tragen sie einen erheblichen Teil zum Unternehmenserfolg bei. Als rollende Visitenkarte des Unternehmens haben Mitarbeiter im Vertrieb, Handwerker oder Servicetechniker eine ganz besondere Stellung. Mit ihrer fachlichen Kompetenz und ihrem Auftreten sind sie Bindeglied zwischen Kunden und Firma, bestimmen damit die Qualität der weiteren Beziehung. Die damit verbundenen Belastungen werden oft unterschätzt. Entsprechende Auswirkungen auf die Betroffenen lassen sich jedoch mit einem gezielten Fuhrpark- und Gesundheitsmanagement reduzieren.
So sehr Außendienstler ihre persönlichen Freiheiten, das unabhängige Arbeiten und die häufig geringeren Reglementierungen einerseits genießen, so kritisch sehen sie auf der anderen Seite die Art ihrer Tätigkeit. Laut des 2018 erschienen Berichts „Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken“ der Bundesanstalt für Arbeit und Arbeitsschutz (baua) beurteilen Beschäftigte mit wechselnden Arbeitsorten ihre Arbeitsbedingungen signifikant schlechter als solche mit festem Arbeitsort. Auswertungen einer repräsentativen Beschäftigtenbefragung der DGB-Initiative „Gute Arbeit“ zeigen, dass 41 Prozent der Befragten sich nicht vorstellen können, unter diesen Bedingungen das Rentenalter zu erreichen, während der Wert in der Vergleichsgruppe bei lediglich 30 Prozent liegt. Als mögliche gesundheitliche Folgen der Arbeitsbedingungen im Außendienst werden eine reduzierte Erholungsfähigkeit, starke Erschöpfungszustände, erhöhte Gefahren für Burnout sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen genannt.
Gegen Stressfaktoren vorgehen
Gegen Stressfaktoren wie Umsatzdruck, Konkurrenzkampf, die Auseinandersetzung mit Kunden oder der fehlende Austausch in einem Team können Fuhrparkmanager allein wenig ausrichten. Doch in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung sowie dem Sicherheits- und Gesundheitswesen sind deutliche Verbesserungen zu erreichen.
So lässt sich beispielsweise ein Teil der Belastungen, die durch den Arbeitsplatz Auto entstehen, im Rahmen der Flottenverwaltung abfedern. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, den Mitarbeiter bei der Fahrzeugbeschaffung und -verwaltung in den Mittelpunkt zu stellen. Als Handwerkszeug braucht dafür niemand ein Psychologiestudium oder die Expertise eines Orthopäden. Eine erweiterte UVV-Prüfung, die über die Kontrolle von technischen Defekten am Fahrzeug hinausgeht, genügt für den Anfang.
Belastungsfaktoren möglichst reduzieren
Am einfachsten ist es, das Gespräch mit den Fahrzeugnutzern zu führen. Dabei wird schnell klar, wo die Kollegen die größten Belastungsfaktoren sehen. Der Austausch darüber, ob der jeweilige Tagesplan anders organisiert werden kann oder ob die vorhandene Ausstattung der Autos richtig angewendet wird oder ob möglicherweise Ausstattung fehlt, ist ein guter Ansatz, um Verbesserungen zu erreichen. Ein Beispiel dafür ist die Aussage eines Vertrieblers einer großen Brauerei: „Seit in der Car Policy ein adaptiver Tempomat zur Standard-Ausrüstung zählt, hat sich die ständige Sorge, geblitzt zu werden, deutlich reduziert.“ Stressabbau ist allerdings nicht immer mit einem derart relativ geringen Aufwand zu erreichen.
Bei der enormen physischen Belastung, die der lange Aufenthalt im Auto mit sich bringt, gilt es weitaus mehr Kriterien zu beachten, um den Außendienstler möglichst schonend durch den Tag zu bringen. Wie schädlich schon allein die einseitige Position beim Sitzen ist, wurde von bfp fuhrpark & management an anderer Stelle bereits ebenso ausführlich erläutert wie die Möglichkeit, mit individuell einstellbaren Sitzen dagegen zu steuern. Dass dabei die richtige Position und Kombination von Gestühl und Lenkrad entscheidend ist, wird häufig unterschätzt.
Mindestens die gleiche Aufmerksamkeit sollte aber auch dem Kofferraum gelten – zumindest, wenn häufig Warenproben, Musterkataloge, Werkzeug oder Ersatzteile ein- und ausgeladen werden müssen. Die Höhe der Ladekante spielt hier eine wichtige Rolle. Auch eine elektrische Heckklappe kann eine Erleichterung sein. Nicht nur Kollegen mit chronischen Rückenschmerzen werden sich vermutlich über einen ausziehbaren Ladeboden freuen. Eventuell gibt es in solchen Fällen sogar Zuschüsse der Deutsche Rentenversicherung. Eine Anfrage lohnt sich.
Flottenmanager als Gesundheitscoach
Zu guter Letzt liegt es zum Teil auch in den Händen des Fuhrparkmanagers, gesundheitsförderliche Veränderungen bei der Tourenplanung vorzunehmen. Bekannte Staustrecken, lange Wartezeiten oder Verzögerungen beim Kunden im Ablaufplan zu berücksichtigen, reduziert den meist vorhandenen Zeit- und Erfolgsdruck. Die zur Erholung wichtigen Pausen müssen dann auch nicht für aufgeschobene Telefonate oder Schreibkram genutzt werden.
Und wenn sich der Fuhrparkmanager tatsächlich als „Gesundheitscoach“ für die Belange der Kollegen verdient machen will, setzt er sich bei der Personalabteilung außer für die regelmäßigen Sicherheitsschulungen auch für spezifische Wirbelsäulenkurse oder Entspannungstrainings ein. Ein Aufwand, der sich mehrfach auszahlt. Einerseits fühlen sich die Außendienstler nicht nur besser betreut, sondern sind auf Dauer auch fitter und leistungsfähiger. Auf der anderen Seite wird das Unternehmen den Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg relativ schnell erkennen.