Toyota hat einen Lauf in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2019 lagen die relevanten Flottenzulassungen mehr als ein Drittel über Vorjahr. Kein Wunder, können die Japaner mit Corolla und RAV4 doch Neuheiten und wichtigen Segmenten vorweisen. Welche Rolle weitere Faktoren wie der Hybrid-Fokus im Toyota-Flottengeschäft spielen, klärte bfp fuhrpark & management im Gespräch mit Mario Köhler, General Manager Geschäftskundenservice bei Toyota Deutschland.
bfp: Herr Köhler, wie hat sich die Toyota-Großkundenansprache in den vergangenen Jahren entwickelt?
Mario Köhler: Mit der organisatorischen Umstellung 2017 hat sich Toyota völlig neu auf Flotten- und Gewerbekunden ausgerichtet. Wir entwickeln alle Maßnahmen und Angebote für diese Zielgruppe zusammen mit der Toyota Kreditbank und dem Toyota Versicherungsdienst. Nur so werden wir unserem Anspruch gerecht, immer das aus Kosten- und Serviceaspekten beste Angebot zu kreieren. Diese Zusammenarbeit hat sich sehr erfolgreich etabliert, weshalb wir sie auch im Rahmen unserer Entwicklung zum ganzheitlichen Mobilitätsanbieter intensivieren werden.
bfp: Welche neuen Mobilitätsformen bieten Sie Ihren Firmenkunden heute an?
M. Köhler: Ich glaube, das Auto ist heute und auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil bei der Konzeption passgenauer Unternehmensmobilität. Allerdings unterliegt seine Nutzung derzeit einem intensiven Wandel, zusätzlich spielen weitere Mobilitätsalternativen eine immer wichtigere Rolle. Beispiele für erste konkrete Lösungen sind unsere Gehaltsumwandlungsmodelle für Dienstwagen oder auch unsere Carpooling-App.
Neue Dachmarke Toyota Professional
bfp: Mit dem Proace City stellen Sie Ihrem mittelgroßen Transporter Proace – ebenfalls in Kooperation mit PSA – ein kleineres Modell für den Einsatz im urbanen Umfeld zur Seite. Welche Erwartungen haben Sie an das neue Modell?
M. Köhler: Der aktuelle Proace und seine Pkw-Version Proace Verso haben Toyota in kurzer Zeit als ernstzunehmenden Transporteranbieter etabliert. Mit dem Proace City und dem Proace Verso City und ihrem hohen Nutzwert und ihrer hohen Variabilität wollen wir diesen Erfolg im Segment der Stadtlieferwagen und Hochdachkombis weiter ausbauen. Mit je drei Radständen und Fahrzeuglängen, verschiedenen Branchenlösungen sowie einer modernen Motorenpalette dürfte es kaum einen Kundenwunsch geben, den wir nicht erfüllen.
bfp: In Deutschland war Toyota lange Zeit hauptsächlich in den Pkw-Segmenten aktiv. Welche Auswirkungen hat der Ausbau Ihres Transporter-Portfolios auf die Kundenbetreuung?
M. Köhler: Damit wir die Vertriebs- und Servicewünsche unserer Transportkunden in Zukunft noch besser erfüllen können, führen wir im nächsten Jahr unsere neuen Dachmarke Toyota Professional ein. Über Toyota Professional werden wir unter anderem Fahrzeugaus- und -umbauten im Einrechnungsgeschäft anbieten. Wer diese finanzieren oder leasen möchte, kann das über die Toyota Kreditbank tun. Über die Toyota Kreditbank werden zudem spezielle Angebote für bestimmte Branchen wie KEP-Unternehmen oder Kurierdienstleister sehr einfach möglich sein.
bfp: Wie viele Toyota-Professional-Standorte planen Sie im ersten Schritt?
M. Köhler: Bei uns verkaufen alle Händler auch Nutzfahrzeuge, deshalb verkörpern im Prinzip auch alle Händler die Toyota-Professional-Philosophie. Allerdings umfasst unser Vertriebs- und Servicenetz bereits heute 75 Business Center. Diese Standorte werden wir zu Nutzfahrzeug-Centern weiterentwickeln, die bevorzugt nutzfahrzeugspezifische Services anbieten werden.
bfp: Spielen Sie mit dem Gedanken, Ihr Nutzfahrzeugportfolio auch nach oben auszuweiten?
M. Köhler: Mit einer Ausweitung des Angebots nach oben würden wir unser Transporter-Portfolio sicherlich sinnvoll ergänzen. Konkrete Planungen dazu gibt es derzeit aber nicht.
Comeback des Corolla
bfp: Kommen wir zu den Pkw. Wie ist die Resonanz auf den neuen Corolla?
M. Köhler: Mit der Entwicklung des neuen Corolla sind wirklich sehr, sehr zufrieden. Nicht nur, aber vor allem der Kombi Touring Sports ist für uns der Schlüssel auch zu mittelgroßen Fuhrparks. Im Corolla setzen wir jetzt ausschließlich auf Benzin- und Hybridantriebe und das Feedback zu diesem Antriebsportfolio ist praktisch ausnahmslos positiv. Gerade die 2,0-Liter-Hybrid-Variante mit 180 PS verkörpert Effizienz und Fahrspaß zugleich und ist damit ein ideales Fahrzeug für User-Chooser. Gerade in urbanen Ballungsgebieten mit viel Stop-and-Go-Verkehr spielt der Hybridantrieb seine Vorteile aus.
bfp: Aus welchen Fuhrparkgrößen speist sich der Erfolg des Corolla hauptsächlich?
M. Köhler: Wir wachsen nicht nur mit dem Corolla vor allem in Fuhrparks bis 20 Fahrzeuge. Auch in den Fuhrparks bis 50 Fahrzeuge sehen wir eine insgesamt positive Entwicklung. Dabei handelt es sich auch um unsere Kernzielgruppe im Flotten- und Gewerbekundenmarkt. Parallel zeigen Gewerbetreibende zunehmend Interesse an Toyota. Für uns ist das ein Zeichen, dass sich neben unseren bekannten Produktqualitäten von Toyota auch das sehr gelungene und emotionale Design unserer neuen Modelle auszahlt.
bfp: Für welche Branchen eignet sich der Corolla ganz besonders?
M. Köhler: Wir denken, dass der Corolla branchenübergreifend überzeugt. Sowohl im Außendiensteinsatz mit 20.000 bis 30.000 Kilometer Fahrleistung pro Jahr also auch als User-Chooser-Fahrzeug oder als ideales Auto für Mobilitätsdienstleister.
Auch der Camry ist zurück
bfp: Nach 13 Jahren ist auch der Toyota Camry wieder in Deutschland erhältlich. Welche Ziele haben Sie für die Limousine definiert?
M. Köhler: Der Camry rundet unser Pkw-Portfolio wieder nach oben ab. Wir sprechen mit dem Camry hauptsächlich Mobilitätsdienstleister wie zum Beispiele Chauffeurservices im urbanen Bereich an.
bfp: Können Sie schon mehr zur Zukunft von Yaris und Aygo sagen?
M. Köhler: Zum Yaris wird es sicherlich im nächsten Jahr Neuigkeiten geben. Lassen Sie sich überraschen. Auch der Aygo ist auf absehbare Zeit eine feste Größe bei Toyota.
bfp: Wird künftig der Highlander das Toyota-SUV-Programm nach oben abrunden?
M. Köhler: Die Einführung des Highlander in Europa ist sicherlich eine Option. Ob und wann das SUV nach Deutschland kommt, kann ich Ihnen an dieser Stelle leider nicht sagen.
bfp: Wie ist das Interesse der Flotten- und Gewerbekunden an Ihrem Kompakt-SUV Lexus UX?
M. Köhler: Als kompaktes Premium-SUV ist der Lexus UX für uns ein wichtiger Türöffner in den User-Chooser-Markt. Er erfüllt die Anforderungen vieler moderner Car Policies und ist damit ein Haupttreiber für die positive Entwicklung auch von Lexus in diesem Jahr.
Ausschreibungen verstärkt im Fokus
bfp: Seit drei Jahren beteiligen Sie sich verstärkt an Ausschreibungen.
M. Köhler: Richtig. Wir betreiben Ausschreibungen jetzt deutlich intensiver als in der Vergangenheit. Dazu haben wir gemeinsam mit der Toyota Kreditbank den Toyota Behördenservice gegründet, aber auch ein komplett neues Ausschreibungsmanagement installiert und neue Services wie Überbrückungsangebote ins Leben gerufen. Und wir spüren die Effekte: Seitdem wir auf diesem Feld konzertierter agieren, werden wir bei deutlich mehr Behörden als ernstzunehmender Anbieter anerkannt.
bfp: Welche Rolle werden künftig bei Toyota Plug-in-Hybride und reine Elektroautos spielen?
M. Köhler: Mit dem Prius als Plug-in-Hybrid-Version und mit unserem Brennstoffzellenfahrzeug Mirai als reinem Elektroauto haben wir diese Technologien schon heute im Angebot. Und im Nutzfahrzeugsegment folgt mittelfristig der Proace als batterieelektrische Variante. Für die Einführung neuer Antriebsalternativen sind für uns immer zwei Dinge maßgeblich: der Kundenbedarf und die benötigte Infrastruktur. Diese Parameter bestimmen letztlich, wie sich Toyota den individuellen Märkten nähert.
Ausdauer beim Thema Brennstoffzelle
bfp: Seit Kurzem genießen bestimmte Plug-in-Hybrid- und Elektrofahrzeuge Vorteile bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils von Dienstwagen. Inwiefern spürt Toyota die Effekte dieser Regelung?
M. Köhler: Bei Toyota betrifft diese Regelung ausschließlich den Prius Plug-in-Hybrid. Wie bei vielen anderen Herstellern ist der Effekt aus dieser Regelung auch bei Toyota überschaubar.
bfp: Plant Toyota, sich in Deutschland am Ausbau des Wasserstofftankellennetzes zu beteiligen?
M. Köhler: Ich denke, beim Ausbau des Wasserstofftankstellennetzes ist Deutschland auf einem sehr guten Weg. Derzeit gibt es hierzulande über 70 Stationen. In Italien sind es insgesamt zwei. Toyota als Autohersteller ist hier nur ein Stakeholder von vielen. Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass der politische Wille zum Ausbau des Netzes als gesamtgesellschaftliche Aufgabe in diesem Punkt ausschlaggebend ist. Aber wie gesagt: Die Entwicklung in Deutschland stimmt uns positiv, und wie immer bei herausfordernden technologischen Entwicklungen ist auch hier eine große Portion Geduld gefragt. Diese Geduld hatten wir beim Hybridantrieb, und diese Geduld werden wir auch beim Thema Brennstoffzelle haben.
bfp: Herr Köhler, herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führten Clemens Noll-Velten und Christian Frederik Merten.