Neupositionierung mit Elektroautos: Nach der Einführung von Ford Pro, der Gewerbekundensparte vornehmlich für Nutzfahrzeugkunden, richtet Ford auch sein Pkw-Geschäft neu aus. Die neuen Elektro-Pkw wollen die Amerikaner deutlich höher positionieren, von einer Alternative zu Premium-Marken ist die Rede, wenn auch mit einem anderen Zugang. Freiheit und Abenteuer heißen die Stichworte, mit denen Ford künftig auf Kundenfang gehen möchte. Heißt für das Geschäft mit Unternehmenskunden: Große Fuhrparks stehen bei Ford künftig weniger im Fokus, User Chooser dafür umso mehr.
Noch ist es aber nicht so weit. Auch wenn bis 2024 drei neue Elektro-Pkw angekündigt sind, Stand heute hat Ford mit dem Mustang Mach-E nur einen im Programm. Fiesta, Focus und die SUVs bleiben bis auf weiteres also wichtige Säulen des Ford-Geschäfts. Dass Ford seine bisherigen Bestseller zumindest nicht sofort abschreibt, zeigt sich auch an den Facelifts, die Fiesta und Focus seit Anfang des Jahres frisch halten sollen. Beide Modelle konnten wir uns jetzt genauer anschauen.
Ford Fiesta künftig ausschließlich mit fünf Türen
Starten wir mit dem Fiesta. Im Zuge des Facelifts hat Ford die Front komplett neu gestaltet. Eine neue Haube, ein größerer Grill und neu geformte Scheinwerfer mit serienmäßiger LED-Technik prägen den Auftritt. Im Interieur sorgen der 8-Zoll-Touchscreen des Infotainmentsystems Ford Sync 3 und je nach Ausstattung 12,3 Zoll große Digitalinstrumente für digitales Flair. Und erstmals halten eine lokale Gefahrenwarnung sowie die Falschfahrerwarnung Einzug in den Kleinwagen aus Köln.
Was wir jetzt normalerweise tun würden? Etwas über über Karosserievarianten, Motorisierungen und Ausstattungen erzählen, wie sie in der aktuellen Preisliste aufgeführt sind. Machen wir in diesem Fall aber nicht, denn für das neue Modelljahr ab dem 1. August hat Ford für den Fiesta schon so viele Neuerungen angekündigt, dass die aktuelle Preisliste fast uninteressant ist. So fliegt der Dreitürer aus dem Programm, auch die Basis-Ausstattung Trend und die Vignale-Upgrades für die Linien Titanium, Active und ST-Line wird es nicht mehr geben. Und das Ende des 155-PS-Benziners ist genauso besiegelt. Daher an dieser Stelle nur eine oberflächliche Preisinformation: Stand heute startet der fünftürige Fiesta Cool & Connect, das nächsthöhere Niveau nach dem Trend, ab 15.210 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.).
Für eine Testfahrt stand uns die Spitzenversion Fiesta ST zur Verfügung, die es künftig ebenfalls nur noch fünftürig geben wird. Als Fünftürer startet der 200-PS-Bolide derzeit ab 24.286 Euro. Knackig ist ein Stichwort, wenn man den Fiesta ST beschreiben möchte. Das gilt für alle Komponenten: Schaltung, Lenkung und Fahrwerk. Sport-Feeling vermittelt außerdem der klassische Handbrems-Hebel. Das Auto hängt extrem spontan am Gas, die Sportsitze sorgen für festen Halt auch in der Kurve. Tribut für den Spaß: Selbst nach gemächlicher Fahrt standen 8,3 Liter Benzinverbrauch auf unserem Display. Und was uns noch auffiel: Der Touchscreen in nicht zum Fahrersitz geneigt, die Stufe im Kofferraum innen extrem hoch.
Focus Diesel: Automatik künftig Standard
Richten wir unseren Blick aufs Kompaktsegment und damit auf den Focus. Er wird auch in Zukunft als fünftüriges Steilheck und als Kombi Turnier zu haben sein, ansonsten gibt es aber auch bei Fords Kompaktem viel Neues. Wie beim Fiesta gibt es eine überarbeitete Front-Partie mit neuer Haube und neuem Grill, auch hier wandert das Ford-Logo von der Haube in den Grill. Antriebstechnisch sind die Mildhybrid-Benziner mit 125 und 155 PS jetzt auch mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe lieferbar, in Sachen Infotainment hält die aus dem Mustang Mach-E bekannte neueste Ford-Sync-Generation (Ford Sync 4) Einzug in den Focus. Ihr Markenzeichen: der 13,2 Zoll große Touchscreen. Erstmals im Focus erhältlich sind außerdem Matrix-LED-Scheinwerfer (966 Euro), dazu kommen zusätzliche Assistenzsysteme wie ein erweiterter Totwinkel-Warner auch mit einer Anhängerfunktion, ein lokaler Gefahrenwarner oder teilautomatisiertes Fahren „Ford Intelligent Drive Assist“ für die Automatik-Modelle. Der Kombi Turnier kommt zudem mit leichter zu reinigender Kofferraummatte.
Aber auch beim Focus stehen mit dem kommenden Modelljahreswechsel schon wieder Änderungen an. Der 120-PS-Diesel wird künftig nur noch mit der Achtgang-Automatik lieferbar sein. Zudem entfallen die bisherige Basis Cool & Connect und wie beim Fiesta die Vignale-Upgrades.
Ford Sync 4 im Focus künftig immer an Bord
Für einen ersten Eindruck haben wir uns den Focus Turnier geschnappt, und zwar als rustikalen Active X im SUV-Look in Kombination mit dem 155-PS-Spitzenbenziner (ok, der Focus ST ist mit seinen 280 PS stärker) und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (ab 30.378 Euro). Mit 635 bis 1.653 Litern Gepäckraum dürfte Fords mittlerweile einziger klassischer Kombi dem Platzanspruch wohl fast aller Kunden gerecht werden, auch für die Passagiere gibt´s viel Raum. Im überarbeiteten Cockpit mit dem 13,2-Zoll-Touchscreen stimmt die Bedienlogik, um die Schaltkulisse dominiert allerdings weiterhin etwas billiges Plastik. Typisch Ford die weiterhin direkte Lenkung, das Fahrwerk haben die Kölner jedoch sehr straff ausgelegt. Power bietet der Benziner genug, drängt sich beim Beschleunigen allerdings leicht röhrend akustisch in den Vordergrund. Absolut in Ordnung ging auf unserer kurzen Runde dagegen der Verbrauch, nur 6,3 Liter Benzin je 100 Kilometer vermeldete der Bordcomputer.
Kommen wir zu den Preisen. Los geht’s ja künftig mit dem Titanium, Ford Sync 4 ist dann schon Standard. Bedeutet laut aktueller Preisliste mindestens 23.739 Euro für den Fünftürer und 24.748 Euro für den Kombi Turnier, jeweils mit 125 PS ohne Mildhybrid-Unterstützung. Allerdings: Den heutigen Einstieg in die Focus-Welt bildet ein 100-PS-Benziner. Der ist jedoch ausschließlich als Cool & Connect lieferbar. Ob dieser Motor mit der Einstiegslinie aus dem Programm fällt oder künftig mit neuem Preis ebenfalls als Titanium startet, kann Ford derzeit noch nicht sagen.
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Technische Daten Ford Focus Turnier Active X Mai 2022