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Foto: Dennis Gauert – bfp

bfp-Fahrtest

Ford Transit Trail 4x4: Vierbeiner mit Sicherheitsleine

Der Transit Trail kommt aus Köln angeritten. Mit Allradantrieb, 170 Diesel-PS und höhergelegtem Fahrwerk ist er für die Baustelle wie geschaffen.

Von Dennis Gauert

Dort wo hart gearbeitet wird, sind die Schultern breiter und der Stand stabiler. Was sich wie eine alte Handwerkerweisheit liest, mag im übertragenen Sinne auf den neuen Transit Trail von Ford zutreffen. Der 3,5-Tonner wühlt sich mit allen Vieren durch Sand und Matsch und macht mit einem Kühlergrill á la Ford USA auf sein neu gewonnenes Selbstbewusstsein aufmerksam.

Da kommt ein "F O R D"

Lange hat der amerikanische Konzern in Europa versucht, eine dezente bis biedere Gangart in den Nutzfahrzeugklassen zu fahren, während bei den Amerikanern das bullige Gesicht der F-Pick-up-Serie doch ikonisch für die Ford-Trucks ist. Mit den vier großen Markenlettern über die dunkle Nase gezogen wird der höhergelegte Transit Trail jedenfalls umso mehr zum Truck.

Hinter dem Führerhaus peppen dunkle 16-Zoll-Felgen und Kunststoffverkleidungen mit Trail-Schriftzug die seitliche Sickentreppe auf. Stilechte Mudflaps halten herumfliegende Streckenpartikel vom Blech fern. So ausgestattet trumpft der Ford mit einem intelligenten Allradantrieb auf, der die 170-Diesel-PS des Transit Trail bei Bedarf auf alle Viere verteilt. Bis zu 50 Prozent der Leistung landen dann auf der Vorderachse. Fahrprogramme helfen bei Bedarf auf matschigem Untergrund aus.

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Kurze Wege und später Schub

Die Schaltwege sind kurz gehalten und die Gänge kurz übersetzt. So kann sich der Transit, der ohne eine Untersetzung oder üppige Offroad-Gimmicks auskommen muss, auch selbstständig aus mancher Schlammpfütze befreien. Doch der Turbo kommt erst spät mit ins Spiel und der Fahrer muss sich nach jedem Schaltvorgang gedulden, um anschließend mit Ladedruck überflutet zu werden. Was dem Getriebe helfen mag, auf Dauer mit Last und Drehmoment zurecht zu kommen, kann im Alltag Nerven kosten. Das ebenfalls erhältliche Automatikgetriebe erscheint hier potentiell attraktiver.

Punkten können die Kölner bei den Bremsen: Sie zeigen sich standfest genug für den großen Tross und halten bis zu 3,5 Tonnen Gewicht zuverlässig an der Leine. Im unbeladenen Zustand erscheint der Druckpunkt etwas zu knackig gewählt, aber dann bremst der Allradtransporter gleichmäßig und mit Reserven ab. Das Fahrgefühl wird durch die Sicherheit des Allradantriebs bestimmt. Zackige Abbiegemanöver oder flinke Autobahnabfahrten sind für den Transit Trail kein Problem, das das Fahrwerk weiterhin straff ausgelegt ist. Nur die Lenkung gibt sich etwas stufig und synthetisch.

Dennoch: Der Kölner vermittelt als Trail viel mehr Fahrspaß als seine frontangetriebenen Brüder. Wohlgleich verwässert auf dem Teer die Rückmeldung durch die Höherlegung und die weich geflankten Winterpneus – das ist in der Kiesgrube wiederum von Vorteil. Der Transit Trail ist mehr Off-Road als ein normaler Transit, aber auch nicht so richtig: Das ESP ist nicht vollständig abschaltbar und eine Untersetzung ist für kein Geld der Welt zu bekommen. Dafür legt das Sperrdifferential aus dem Focus RS auf rutschigem Untergrund gut vor.

Wer schnell sein will muss leiden

Geht der Gasfuß über die Richtgeschwindigkeit hinaus Richtung Bodenblech können Orgien zustande kommen, die dem Kölner auch akustisch nicht mehr gut zu Gesicht stehen: An der Fahrertür wird es bei der erreichten Endgeschwindigkeit von 160 km/h schon stürmisch und auch die Tanknadel kann sich kaum mehr halten. 11 Liter Diesel genehmigt sich der Motor schon bei Richtgeschwindigkeit. Als Langstreckenfahrzeug ist der als Baustellengehilfe konzipierte Transit Trail damit nicht zu empfehlen. Hier punkten die Brüder mit Frontantrieb durch rascheren Durchzug und moderateren Verbrauch. Abhilfe soll die erhältliche Mildhybrid-Technik schaffen – drei Prozent Kraftstoff sollen dadurch eingespart werden können.

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Im Laderaum geht es aufgeräumt zu. In unserem L2H2-Exemplar kommen 1125 Kilogramm Nutzlast unter, insgesamt 3500 Kilogramm darf der Transit Trail wiegen. Bei unserem Testwagen können die Türen ausgeklinkt und beiseite gestellt werden. So hat es der Stapler beim Beladen leichter. Auch am Seiteneinstieg ist durch die große Feldbreite genug Platz um dem Transit mit einer Ameise zuleibe zu rücken. 9,5 bis zehn Kubikmeter Raum bietet das Ladeabteil des Kölners – und damit mehr als genug für den Einsatz eines 3,5-Tonners. Gut fall beim Transit auch die Radkästen auf, die praktisch angeordnet und wenig raumeinnehmend konzipiert sind.

Fazit: Wenn die Wildnis ruft, ist heute der intelligente Allradantrieb nicht weit. So auch Fords Devise beim Transit Trail, einem Abkömmling des Transporter-Klassikers aus Köln. Der macht mit robuster Optik auf sich aufmerksam und bietet etwas mehr Bodenfreiheit als die anderen Varianten. Zusammen mit der Kraft aus vier Rädern ergibt sich ein Arbeitsgerät für die Baustelle, das viel Stauraum bietet und manchen Hügel erklimmen kann – aber auch längst nicht jeden. Mit über 40.000 Euro netto ist der Basispreis für Ford-Verhältnisse nicht nur an den Türen hoch.

Technische Daten Ford Transit Trail 4x4 L2H2 2.0 Ecoblue 170

  • Abmessungen (L x B x H) in m: 5,53 x 2,06 x 2,45
  • Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel, 1.996 ccm
  • Getriebe: Sechs-Gang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 170 PS (125 kW) bei 3.500 U/min
  • Max. Drehmoment: 390 Nm bei 1.750 – 2.750 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
  • Testverbrauch: 11 Liter
  • Abgasnorm: Euro 6d
  • Wendekreis 13,3 Meter
  • Leergewicht: 2.375 Kilogramm
  • Zuladung: 1.125 Kilogramm
  • Zul. Gesamtgewicht: 3.500 Kilogramm
  • Anhängelast: 3.500 Kilogramm
  • Ladevolumen: 9,5 – 10,0 Kubikmeter
  • Preis: ab 43.400 Euro netto

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