Für Wolfgang Pfafferott, Geschäftsführer von We Vee Technologies ist nachhaltige betriebliche Mobilität auch eine Chance für das Fuhrparkmanagement und die Personalabteilung, um Kosten einzusparen und Mitarbeiter zu halten und neu zu gewinnen.
Foto: We Vee Technologies
Für Wolfgang Pfafferott, Geschäftsführer von We Vee Deutschland ist nachhaltige betriebliche Mobilität auch eine Chance für das Fuhrparkmanagement und die Personalabteilung, um Kosten einzusparen und Mitarbeiter zu halten und neu zu gewinnen.

Inhaltsverzeichnis

Nachhaltigkeit als Chance

„Für Fuhrparkmanager kommt mit CSRD ein neuer Aufgabenbereich hinzu.“

Im Interview mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT erklärt Wolfgang Pfafferott, Geschäftsführer von We Vee Deutschland, wie nachhaltige betriebliche Mobilität Fuhrparkkosten senken kann und eine Möglichkeit ist, neue Mitarbeiter zu gewinnen.

bfp: Was hat die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU mit betrieblicher Mobilität zu tun?

Wolfgang Pfafferott: Unternehmen werden durch die Corporate Sustainability Reporting Directive verpflichtet, Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung offenzulegen und über ihren Umgang mit sozialen und ökologischen Risiken zu berichten. Natürlich zählt dazu auch die Berichterstattung über den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens. Das bedeutet für Unternehmen, dass sie ihren CO2-Verbrauch zukünftig genau messen und offenlegen müssen, mit dem Ziel, ihn auf null zu bringen. Und hier kommt auch die Verbindung zu betrieblicher Mobilität zustande. Die Fuhrparks der meisten deutschen Unternehmen bestehen aktuell aus klassischen Verbrennern. Je nach Unternehmen entstehen im Fuhrpark also große Mengen an CO2-Emissionen, die merkbar verringert werden könnten, wenn auf neue Mobilitätskonzepte, wie E-Mobilität, Car-Sharing und Car-Pooling, umgestellt wird. Im Rahmen der CSRD sind die Emissionen des Fuhrparks und die der pendelnden Mitarbeitenden sehr gut berechenbar – wie viel verbrauchen die einzelnen Autos und wie weit fahren sie? Die pendelnden Mitarbeitenden sollten an dieser Stelle nie vergessen werden. Pendeln verursacht Scope-3-Emissionen, also Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, die nur schwer zu reduzieren sind. Wenn Unternehmen ihre Mitarbeitenden auf Elektromobilität umstellen, um zur Arbeit zu kommen, können die eingesparten Kohlenstoffemissionen gemessen und in die CSRD-Berichterstattung aufgenommen werden. Im Gegensatz zu anderen Geschäftsbereichen sind Maßnahmen an dieser Stelle gut nachvollziehbar und technisch leicht umsetzbar.

Ab wann und für welche Unternehmen gilt die CSRD?

Pfafferott: Die Berichtspflicht gilt ab dem 01. Januar 2025 für das Geschäftsjahr 2024 für alle Unternehmen, die zuvor bereits zur nicht finanziellen Berichterstattung verpflichtet waren. Ab dem Geschäftsjahr 2025 müssen Unternehmen auf ein paar Kriterien achten, um zu klären, ob sie betroffen sind. Zum Beispiel spielt die Mitarbeiterzahl eine Rolle – ab 250 Mitarbeitenden ist das erste Kriterium erfüllt. Dann ist noch relevant, ob der Umsatz über 40 Millionen Euro liegt und die Bilanzsumme über 20 Millionen Euro. Sind zwei dieser drei Kriterien erfüllt, muss ein Unternehmen Bericht erstatten. Anfangs ausgenommen sind notierte Kleinstunternehmen und börsennotierte KMU. Da die CSRD ja allerdings mit den Jahren erweitert wird, lohnt es sich für alle Unternehmen, sich jetzt schon darauf vorzubereiten. Übrigens sind auch nichteuropäische Unternehmen ab einem bestimmten Umsatz und mit Tochtergesellschaften oder Niederlassungen in der EU betroffen, allerdings erst für das Geschäftsjahr 2028.

Wie sind einzelne Abteilungen, die mit betrieblicher Mobilität zu tun haben, in den Unternehmen davon betroffen?

Pfafferott: In Unternehmen wird sich zukünftig jede Abteilung mit CSRD auseinandersetzen müssen. Abteilungsübergreifend gibt es hier zum Teil schon CSR-Manager, die sich speziell diesem Thema widmen. Fuhrparkmanager sind natürlich gerade, wenn es um betriebliche Mobilität geht, besonders betroffen. Aber auch die Personalabteilungen, die Konzepte entwickeln müssen, die alle Mitarbeitenden einbeziehen, da ihre individuelle Mobilität ebenfalls Emissionen verursacht. Für Fuhrparkmanager wird die CSRD und die damit einhergehende wesentliche Umstellung der Mobilität eine neue und nachhaltige Herangehensweise an das Fuhrparkmanagement fordern. Da geht es vor allem darum, Alternativen zu finden, die für alle Stakeholder funktionieren und mit den ESG-Zielen des jeweiligen Unternehmens übereinstimmen. Durch die nötige Berichterstattung und Messung der Emissionen kommt ein neuer Aufgabenbereich hinzu und es muss ein Verständnis dafür entstehen, wie Emissionen eingespart werden können und für den Impact aller unterschiedlichen Optionen. Denn das ESG-Rating eines Unternehmens kann sich direkt auf seine Kreditwürdigkeit und die Kosten der Kreditaufnahme auswirken. Die Personalabteilung muss im Rahmen der CSRD den aufwändigen und notwendigen Prozess hin zu mehr Nachhaltigkeit begleiten. Denn wie bei jeder Veränderung, sind nicht alle Mitarbeitenden immer direkt begeistert, vor allem wenn es auch um ihre individuelle Mobilität geht. Gemeinsam mit dem Fuhrparkmanagement müssen daher verschiedene Lösungen gefunden werden.

Welche Auswirkungen kann die CSRD konkret auf den Fuhrpark haben?

Pfafferott: Da die Mobilität ein wesentlicher Emissions-Herd ist, wird es für Unternehmen nötig sein, ihren Fuhrpark zu reduzieren und umzustellen, um Emissionen zu verringern. E-Mobilität-as-a-Service, geteilte Mobilität oder Firmen-eigene Pool-Cars für Fahrgemeinschaften müssen zur Option stehen. Der größte Fokus wird darauf liegen, E-Autos in den Fuhrpark zu integrieren, Pool-Cars einzuführen, das Pendeln zu elektrisieren und neue Ladelösungen zu gestalten, denn die Flottenelektrifizierung fordert eine neue Ladeinfrastruktur und im besten Fall Lademöglichkeiten im Unternehmen. Manche Fuhrparkmanager befürchten, dass die Elektrifizierung ihre Kosten in die Höhe treiben könnte. Wir stellen aber fest, dass ein Unternehmen, das sich richtig auf die Verringerung der Kohlenstoffemissionen einstellt, seinen Fuhrpark und den Pendelverkehr seiner Mitarbeitenden effizienter gestalten und sogar Geld sparen kann. Es gibt zum Beispiel auch staatliche Anreize, um den Übergang zu nachhaltiger Mobilität zu unterstützen. Allerdings sind hier weitere Förderungen wünschenswert, um den Prozess weiter zu beschleunigen.

Wird der Fuhrparkmanager dann zum Mobilitätsmanager?

Pfafferott: So kann man es sagen. Angesichts der globalen Notwendigkeit, Emissionen zu reduzieren und darüber zu berichten, und der Realität von aufkommenden Mobility-as-a-Service-Angeboten, entwickelt sich die Rolle des Flottenmanagers definitiv weiter. Die Kernaufgabe, das Unternehmen zu mobilisieren, bleibt zwar gleich, die Mittel ändern sich allerdings – durch andere Transportmöglichkeiten, Fahrzeuge und Kraftstoffarten. Fuhrparkmanager müssen jederzeit auf dem neuesten Stand gesetzlicher Vorgaben und Regelungen sein, die ihren Fuhrpark betreffen. Durch CSRD kommt hier quasi nur ein neuer Aspekt hinzu. Auch der Wandel bei Verbrauchern ist von großer Bedeutung. Wir stellen fest, dass sich die Mitarbeiter mehr auf Nachhaltigkeit konzentrieren, ihre Reisen hinterfragen und ihren Arbeitsweg umstellen. Heutige Fuhrparkmanager brauchen einen neuen Ansatz, der neue Konzepte wie Car-Sharing und -Pooling und E-Autos beinhaltet. Hier würde der neue Titel durchaus Sinn ergeben.

Welche Möglichkeiten haben Fuhrparkmanager und Personaler, die CSRD zu erfüllen?

Pfafferott: In den einzelnen Bereichen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, deshalb beschränke ich mich mal auf die, bei denen HR (Personalabteilung) und Fuhrparkmanagement am besten zusammenarbeiten können. Wir wissen, dass Nachhaltigkeit für Mitarbeiter immer wichtiger wird und dass entsprechende Leistungen die Mitarbeiterbindung erhöhen. E-Mobilität kann daher für Mitarbeiter ein echter Benefit sein. Sie ist auch sehr vorteilhaft für die Organisation, da sie die Scope 1- und Scope 3-Emissionen reduzieren kann. Noch besser wird es natürlich, wenn weitere Benefits angeboten werden, die die nachhaltige Mobilität unterstützen und gleichzeitig den Mitarbeitern helfen. Zum Beispiel Laden beim Unternehmen, Wallboxen für Zuhause oder Anreize für nachhaltiges Verhalten, wie Fahrgemeinschaften und energiesparendes Fahren. Fuhrparkmanagement und HR können sich auch zusammentun und eine Bedarfsanalyse durchführen, um zu schauen, was sich die Mitarbeiter wünschen und wo Einsparungspotential vorhanden ist.

Ergeben sich daraus auch Chancen, betriebliche Mobilität neu zu denken?

Pfafferott: Auf jeden Fall! Wenn HR und Fuhrparkmanagement zusammen daran arbeiten, die CSRD zu erfüllen, lässt sich betriebliche Mobilität nicht nur am besten für die Umwelt, sondern auch für die Mitarbeitenden planen. Ganz ohne Mobilität geht es bei keinem Unternehmen, ob in Bezug auf die Logistik, Geschäftsreisen oder sogar nur das Pendeln der Mitarbeiter. Warum also nicht die CSRD als Anlass nehmen, um das Thema Mobilität aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Die vielleicht größte Chance für viele Unternehmen besteht darin, den Pendelverkehr der Mitarbeiter mit dem Verbrenner zu reduzieren. Wenn Mitarbeiter beispielsweise E-Fahrzeuge über ihr Unternehmen leasen, werden die Scope-3-Emissionen des Unternehmens reduziert und das Unternehmen profitiert von der THG-Quote. Es gibt auch andere Subventionsprogramme, die den Umstieg auf einen nachhaltigen Fuhrpark unterstützen.

War for Talents: Welche Rolle spielt dabei die betriebliche Mobilität?

Pfafferott: Arbeitnehmer beschäftigen sich immer mehr mit Nachhaltigkeit, darum suchen sie auch nach Unternehmen, die ihre Werte teilen. Da rund 20 Prozent der Kohlendioxidemissionen auf den Verkehr entfallen, ist klar, dass die Unternehmensmobilität eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit spielt. Sie ist einer der wichtigsten und glaubwürdigsten Hebel für CSR. Der Umstieg von einem Verbrennungsmotor auf ein neues Elektroauto kann für Mitarbeiter gegebenenfalls höhere Kosten verursachen. Wenn ein Unternehmen seinen Mitarbeitenden ein Leasingprogramm für den Umstieg von einem Verbrennungsmotor auf ein neues Elektroauto anbietet, sparen die Mitarbeiter durch die Gehaltsumwandlung 40 Prozent gegenüber dem Privatleasing. Das ist ein enormer Vorteil und wir glauben, dass betriebliche Mobilität hier deshalb eine große Rolle spielt. Das Aufladen kann für Arbeitnehmer ebenfalls von Vorteil sein. Sie profitieren davon, während der Arbeit laden zu können, und sie können vom Steuerfreibetrag profitieren, dessen Höhe davon abhängt, ob der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin Ladestationen am Standort hat oder nicht.

Wie kann betriebliche Mobilität auch als Teil des Employer Brandings genutzt werden?

Pfafferott: Jeder ist heute auf das eine oder andere Mobilitätskonzept angewiesen, deshalb kann das richtige Mobilitätskonzept ein Unternehmen auch zu einem attraktiven Arbeitgeber machen. Nachhaltigkeit ist bei heutigen Mobilitätslösungen nicht mehr wegzudenken und es ist wichtig, auf jeden Fall ein diverses Angebot, über verschiedene Transportmittel hinweg und geeignet für verschiedene Altersstufen, Einkommen, Möglichkeiten und Standorte. Schon heute nutzen einige Unternehmen ihre betriebliche Mobilität für ihr Employer Branding, allerdings mangelt es an Innovationsgeist, mit Vorteilen, wie Fahrradleasing, bezuschussten ÖPNV und Firmenwagen nur bei der Arbeit im Vertrieb oder in hohen Positionen. Wer also von seiner betrieblichen Mobilität für das Employer Branding profitieren möchte, sollte sie auch so gestalten, dass sie einen echten USP darstellt, der den Mitarbeitenden, dem Unternehmen und der Umwelt gut tut.

Herr Pfafferott, Danke für das Gespräch!

Infokasten: Wolfgang Pfafferott und We Vee 

Wolfgang Pfafferott ist seit Januar 2022 als Geschäftsführer bei We Vee Deutschland tätig. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „erste voll integrierte Plattform für das Leasing von Elektrofahrzeugen“ und startete im März 2019 in Großbritannien. Die Plattform berücksichtigt dabei die Nachhaltigkeitsziele eines Unternehmens für dessen ESG-Bericht der auf der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU basiert. ESG steht für Environmental, Social und Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Die ESG-Berichterstattung basiert auf Daten der Personalabteilung (HR), dem Fuhrparkmanagement, den Einkäufern und der IT. Für die Finanzabteilung werden ESG-Berichte bald genauso wichtig sein wie der Jahresbericht. Zudem kündigt We Vee Technologies auch eine Ladekarten-App an, die eine Zahlungsmöglichkeit an 260.000 europäischen Ladestationen ermöglichen  und über eine Fahrzeug-Navigationsfunktion verfügen soll. Die „Travel & Navigation Community App“ soll 2023 erscheinen. 

bfp BREAKOUTS Elektrofahrzeuge im Fuhrpark

Online-Seminar

bfp BREAKOUTS 2024 – Nachhaltigkeit, Elektrifizierung, CSRD-Compliance

Welche Auswirkungen haben Nachhaltigkeitsberichtspflichten auf das Fuhrparkmanagement? Erfahren Sie in den bfp BREAKOUTS, wie Sie Ihren Fuhrpark zukunftsgerecht und sicher gestalten.

    • Online-Seminar
Jochen Schweickhardt, Prokurist und Nachhaltigkeitsbeauftragter bei Marquardt, beim Laden eines E-Autos.

Ladeinfrastruktur mit KI

Marquardt lädt E-Autos mit KI aus Projektstudie

Das Mechatronik-Unternehmen erklärt in seinem Nachhaltigkeitsbericht wie KI im hauseigenen Fuhrpark für ausgeglichenes Aufladen von E-Autos genutzt wird.

    • eHUB, Elektro-Antrieb
Die CSRD-Richtlinie: Auch für die Fuhrparks wird sie relevant.

ESG-Regeln

CSRD-Richtlinie: Das bedeutet sie für den Fuhrpark

Wie wirken sich Nachhaltigkeitsvorgaben auf das Fuhrparkmanagement aus? Mehr als man vielleicht denkt. Wir sagen, worauf es ankommt.

    • eHUB, Fuhrparkmanagement, Fuhrparkwissen, Reporting, Wissen
Für Fuhrparkmanager kann die Situation auch eine Chance sein, sich strategisch im Unternehmen zu positionieren, neue Ideen zur betrieblichen Mobilität zu entwickeln und damit ihren Arbeitsplatz zu erhalten.

Kostenloses Whitepaper

Neue Rolle für Fuhrparkmanager?

Ab Januar 2024 sind viele Unternehmen in Deutschland verpflichtet, ihre durch die betriebliche Mobilität in den Verkehr gebrachten Emissionen auszuweisen. Damit rückt auch das Fuhrparkmanagement in den Fokus der Betrachtung, und es kommen weitere Aufgaben auf die Fuhrparkmanager zu. Denn der Report gilt rückwirkend für das Geschäftsjahr 2023.

    • Alternative Mobilität, Car Policy, Dienstwagennutzung, Dienstwagenordnung, Dienstwagenvertrag, eHUB, Elektro-Antrieb, Firmenwagenwissen, Fuhrparkberatung, Fuhrparkmanagement, Fuhrparkmarkt, Fuhrparkwissen, User-Chooser, Whitepaper, Wissen

Tipps & News rund um Fuhrparkmanagement und betriebliche Mobilität:der fuhrpark.de-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen fuhrpark.de-Newsletter!