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Alternative Mobilität

Green fleet: Sind E-Autos die Alternative für den Diesel?

Green Fleet ist seit Jahren in aller Munde. Wie kommt das Thema E-Fahrzeuge voran? Und was wird von der Politik erwartet?

von Alfons Wolf

Ein nachhaltiges Wirtschaften und ein notwendiges und ausgeprägtes Kosten- und Effizienzbewusstsein gehören zu den Erfolgsfaktoren unternehmerischer Entscheidungen. Immer mehr Unternehmen interessieren sich für umweltfreundlichere Fahrzeuge, also eine grüne Flotte. Insgesamt geht der Trend klar weg vom Verbrennungsmotor als einzige Antriebsmöglichkeit. Bis er von unseren Straßen vollends verschwunden sein wird, wird es allerdings noch lange dauern, meinen Branchenkenner. „Industrie, Politik, aber auch die Fuhrparkdienstleister sind gefordert, die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, um den Umstieg so bequem, kostenneutral und nicht zuletzt voll funktionstüchtig zu vollziehen“, sagt Christian Schüßler, Commercial Director bei Arval Deutschland. Das von Arval initiierte CVO Fuhrpark-Barometer 2016 zeige vor allem, dass große und sehr große Unternehmen in Deutschland zunehmend auf erneuerbare Energien setzen – besonders auf Erdgas und Flüssiggas, aber auch die Elektromobilität hole auf.

Was spricht gegen die E-Antriebe?

Doch die Total Costs of Ownership sprechen heute in der Regel noch gegen alternative Antriebe wie die Elektromobilität. Ende 2016 waren in Deutschland rund 215.000 E-Fahrzeuge angemeldet, von denen nur knapp 37.000 Fahrzeuge rein elektrisch betrieben wurden. Immerhin werden vier von fünf Elektrofahrzeugen gewerblich zugelassen, so dass der Großteil tatsächlich im Flottenmarkt zu finden sein sollte.

Und die Fuhrpark-Diensteister beraten ihre Kunden auch in Richtung Nachhaltigkeit und Effizienz. „Das beginnt mit der Implementierung einer Green Car policy und bei der umweltorientierten Fahrzeugauswahl. Da spielen ein geringer Verbrauch und alternative Antriebe eine entsprechende Rolle“, erklärt Michael Velte, Geschäftsführer Fleet der Deutschen Leasing AG. Außerdem böte sein Unternehmen entsprechende Reportings und Fahrerschulungen für nachhaltiges Fahren.

Greifen die Maßnahmen der Ploitik?

„Dennoch kommt das Thema Elektromobilität im Deutschland gefühlt nicht vom Fleck – gerade im Hinblick auf das von der Bundesregierung anvisierte Ziel von einer Million Fahrzeuge bis 2020“, so Dieter Jacobs, Mitglied der Lease-Plan-Geschäftsleitung. Die vereinzelten, zeitlich befristeten und häufig auch kleinteiligen Maßnahmen der Politik würden eher wie der Tropfen auf dem heißen Stein wirken und verpuffen. „Namentlich die Kaufprämie, die rückwirkend verlängerte Befreiung bei der Kfz-Steuer oder auch die zeitlich befristete Steuerbefreiung für Mitarbeiter auf den geldwerten Vorteil bei kostenfreier Strombetankung beim Arbeitgeber“, meint Jacobs. Wenn es darum geht, welche Forderungen an die Politik gestellt werden, dann reicht eine höhere Förderung bei der Anschaffung von Elektrofahrzeugen alleine hier bei Weitem nicht aus.

Unter Fuhrparkleitern herrscht Unsicherheit

Beim Thema E-Fahrzeuge besteht nach wie vor Unsicherheit. Hohe Kosten, geringe Reichweiten und eine nur ansatzweise bestehende Ladeinfrastruktur sind weiterhin die Hemmnisse, in diese Technologie zu investieren. „Die Politik sollte dafür sorgen, dass der Einstieg in diese neue Technologie durch Vorgaben und Anreize beschleunigt wird. Besonders bei der Infrastruktur könnte hier einiges bewegt werden“, unterstreicht Velte von der Deutschen Leasing. „So erwarten sich Fuhrparkleiter von der Politik neben der finanziellen Subventionierung auch mehr Inititiativen zum Ausbau der Infrastruktur sowie zur Unterstützung der Forschung“, stellt Schüßler von Arval klar.

Doch vor dem Hintergrund der Diskussionen um Dieselfahrzeuge und Feinstaubbelastungen wird das Thema eMobility weiter Fahrt aufnehmen, ist sich Tim Beltermann, Leiter Vertrieb und Marketing, Alphabet Deutschland sicher. „Die Reichweiten von reinen E-Fahrzeugen steigen kontinuierlich, die Anschaffungskosten nähern sich Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor an. Für Fahrten in der Stadt und in der näheren Umgebung sind reine Elektrofahrzeuge schon heute die wirtschaftlichste Lösung. Für weitere Strecken setzen Unternehmen verstärkt auf Plug-in-Hybride. Zunehmende Nachfrage gibt es zudem nach eLCVs (Electric Light Commercial Vehicle), die etwa für innerstädtische Paket- und Lieferdienste besonders gut geeignet sind“, so der Marketing-Mann.

Wie hoch ist die Nachfrage?

Die Nachfrage bewege sich im Vergleich zu klassischen Antriebstechnologien insgesamt zwar noch auf einem niedrigen Niveau, doch das Interesse an Elektromobilität auf Seiten von Fuhrparkmanagern steige kontinuierlich, bestätigt Gerhard Künne, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing GmbH. „Die Gesamtbetriebskosten (TCO) der Fahrzeuge bleiben das wichtigste Entscheidungskriterium für Flottenverantwortliche. Die Kaufprämie für Elektroautos ist ein wichtiger Impuls für den Markt, da im Rahmen dessen auch explizit Leasingfahrzeuge eingeschlossen sind, die für den gewerblichen Bereich besonders relevant sind“, so Künne.

Dass erste ernsthafte Implementierungen in Fuhrparks unternommen werden, beobachtet auch Vinzenz Pflanz, Chief Sales Officer der Sixt Leasing SE. „Nach genauer Bedarfsanalyse zeichnet sich bei immer mehr Kunden eine realistische Möglichkeit für einen operativen Einsatz ab“, meint Pflanz und rechnet in der Sixt-Flotte durch die Vertriebskooperationen mit EnBW, E-ON und Vattenfall mit einem nachhaltigen Anstieg. Das sieht auch Bernd Hanisch, Director Operations von ARI Fleet, so. „Aktuell ist dies noch ein Nischengeschäft, wir erwarten hier aber starkes Wachstum und bereiten daher aktuell mit Hochdruck Infrastruktur, Produkte und Prozesse auf.“ Das Ziel seines Unternehmens sei ganz klar eine saubere und klimaneutrale Mobilität: Er möchte „die Marktführerschaft in „grüner“ E-Mobiltät bis 2020 inne haben“, beschreibt er ein wesentliches Ziel seines Unternehmens.

Wie steht es um die Modellvielfalt?

Volkswagen und andere Hersteller tun da einiges. Zum Beispiel plant der VW-Konzern, bis 2025 30 zusätzliche Elektrofahrzeuge zu entwickeln und zu bauen. „Und bei den nächsten Modellgenerationen werden die Reichweiten schon auf 300 bis 400 Kilometer und mehr steigen – wie zum Beispiel beim neuen VW e-Golf“, berichtet Gerhard Künne von Volkswagen Leasing. Ein Beispiel dafür, wo die Reise hingehen kann, ist die Konzept-Studie Volkswagen I.D. Um das Thema Ladeinfrastruktur voranzubringen, haben sich Volkswagen, Daimler, BMW und Ford zusammengeschlossen, um gemeinsam ein europaweites Schnellladenetz aufzubauen. Denn dass die Nachfrage der Kunden nach E-Fahrzeugen nicht rasant zugenommen hätte, läge im Wesentlichen an den Punkten Reichweite, Ladeinfrastruktur und Preis. „Und bei allen drei Punkten wird sich aber in den nächsten Jahren einiges tun“, verspricht Künne.

Welche Services werden angeboten?

Dazu kommen weitere Services. So bietet sein Konzern bereits seit Anfang 2015 die Charge & Fuel Card an, mit der Kunden bequem eine Karte für Tanken und Laden nutzen können – und das zu einem einheitlichen Ladetarif deutschlandweit. Der Strom kommt dabei aus überwiegend erneuerbaren Energien. „Und zum Thema Preis: Im Moment ist die Batterie mit rund 30 Prozent des Fahrzeugpreises noch verhältnismäßig teuer, weil die Volumeneffekte dahinter fehlen. Darum macht der Volkswagen Konzern die Batterietechnologie zu einer Kernkompetenz. Dabei schauen wir uns die gesamte Prozesskette an – vom Rohmaterial bis zur Batteriefertigung.

Aber eines darf man nicht vergessen: Trotz aller Entwicklungsarbeit und Fortschritte im Bereich der Elektromobilität wird es mindestens in den kommenden beiden Jahrzehnten noch eine Koexistenz von Elektro- und klassischen Antrieben geben“, stellt Künne klar. Doch in vielerlei Hinsicht könne auch die Politik in diesem Bereich wesentliche Weichen stellen. „Sie kann durch unterschiedliche Maßnahmen wie die Nutzung von Busspuren, kostenfreies Parken in Innenstädten oder durch die Einführung der blauen Plakette nachhaltig Einfluss auf den Grad des Anstiegs bei der Nachfrage nehmen“, ergänzt Vinzenz Pflanz von Sixt Leasing.

Welches Potenzial hat die E-Mobilität?

Sicherlich hat Elektromobilität ein enormes Potenzial sich dauerhaft als fester alternativer Antrieb zu etablieren. „Denn das Thema Green Fleet spielt bei Unternehmen durchaus schon länger eine größere Rolle. Geringere Motorisierungen oder auch die gezielte Kontrolle und Steuerung von CO2-Werten sind ein wahrnehmbarer Trend“, sagt Karsten Rösel, Geschäftsführer ALD Automotive. Hinzu kommt selbstverständlich die Diskussion um den Diesel, die Kunden veranlassen, alternative Antriebe anzufragen. „Wir sehen am Beispiel von Norwegen oder auch den Niederlanden, dass so ein alternativer Antrieb gut in den Alltag integriert werden kann“, so Jacobs von Lease Plan.

Jedoch muss dabei auch die technische Entwicklung betrachtet werden. „Die deutschen Premiumhersteller stachen hier nicht als Innovationstreiber heraus und boten anfänglich kaum alternative Antriebe. Dadurch konnte auch keine entsprechende Durchdringung in den Car policies deutscher Unternehmen erreicht werden, in denen noch immer vor allem die deutschen Automobilmarken vertreten sind“, meint Rösel.

Was wollen die Fuhrparkmanager?

Fuhrparkleiter erwarten einfache Prozesse und möchten – auch finanzielle – Planungssicherheit. Trotz der Mehrkosten, die mit Elektrofahrzeugen einhergehen, werden in Flotten mit klaren Einsatzzielen verstärkt E-Autos eingesetzt. Nach wie vor sind aber die geringere Reichweite, der höhere Einstiegspreis und das im Aufbau befindliche Ladenetz Hemmnisse für eine breitere Einführung.

Klare Bekenntnisse, transparente Förderungsprozesse und bundesweite Initiativen könnten der Elektromobilität den Weg in die deutschen Flotten ebnen. Grundsätzlich löst dies jedoch das bisher klassische Dienstfahrzeug mit Verbrennungsmotor vorerst nicht ab. Das Verantwortungsbewusstsein hierfür wächst nicht nur aufgrund von regulatorischen Maßnahmen, die vereinzelt von Unternehmen vorgegeben werden. Die junge Generation an dienstwagenberechtigten Mitarbeitern erwartet auch mehr und mehr eine entsprechende Ergänzung der Car policy.

Mieter wollen keine Stromer

Fragt man Autovermieter, dann spielen in den Fuhrparks der Anbieter Elektrofahrzeuge keine Rolle und es sei auch kurzfristig nicht damit zu rechnen, dass sich der Anteil von Elektrofahrzeugen an den Gesamtflotten der Autovermietungen erhöhen wird. „Eine Nachfrage an E-Fahrzeugen seitens der Kunden ist kaum spürbar“, sagt Christine Meyer von der Caro Autovermietung. Für den Dienstreisenden hätte Wirtschaftlichkeit die oberste Priorität. „Elektrofahrzeuge kommen hier aus zwei Gründen nicht in Frage: Erstens der höhere Mietpreis und zweitens die meist nicht ausreichende Reichweite der Fahrzeuge“, rechnet Meyer vor. Weitere Gründe seien die mangelnde Infrastruktur für das Laden der Fahrzeuge, längere Ladezeiten und die noch unausgereifte Technik.

Für Autovermieter ist es laut Meyer nicht rentabel, E-Fahrzeuge in größeren Stückzahlen in die Flotte aufzunehmen. Die Anschaffungskosten seien aktuell einfach noch zu hoch. Zudem denken immer mehr Unternehmen über kombinierbare Mobilität nach: Flug, Bahn, Taxi, E-Fahrrad. Es müsste demnach in allen Bereichen ein Umdenken stattfinden, damit Elektromobilität sich künftig im Markt in großen Stückzahlen durchsetzen wird. „Auch Hersteller und Nutzer müssen in die Verantwortung genommen werden“, sagt Meyer.

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