Sieht aus wie ein Kompakter, ist aber ein SUV: der vollelektrische Hyundai Ioniq 5.
Foto: Christian Frederik Merten
Sieht aus wie ein Kompakter, ist aber ein SUV: der vollelektrische Hyundai Ioniq 5.

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bfp-Fahrtest

Hyundai Ioniq 5: Gut getarntes SUV

Hyundais Elektroauto Ioniq 5 sieht aus wie ein Kompakter, ist aber ein mittelgroßes SUV. Was der Koreaner im Alltag kann, sagt unser Praxistest.

Er ist das Premieren-Modell der vollelektrischen E-GMP-Plattform von Hyundai: der Ioniq 5. Sein USP im Volumensegment: 800 Volt Systemspannung für möglichst schnelles Laden. Das können sonst derzeit nur die Luxus-Elektroautos Audi e-Tron GT und Porsche Taycan. Aber hält die Technik im mittelgroßen SUV aus Korea, was sie verspricht? Das klärt unser Test des Hyundai Ioniq 5 mit netto 72,6 kWh großem Akku, Heckantrieb und 217 PS Leistung.

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Der erste Eindruck: Ganz schön groß, der Ioniq 5

SUV? Der Ioniq 5 ein SUV? Der sieht doch aus wie ein Kompakter. Richtig, als Serienversion der Studie Hyundai 45 von 2019 ist der Ioniq 5 quasi eine stilistische Neuinterpretation des ersten Hyundai Pony aus den Siebzigern. Ecken, Kanten und scharfe Sicken kennzeichnen sein Design. Markant sind auch die horizontalen Linien an Front und Heck mit integrierten Leuchten sowie die in die Stoßfänger verbannten Blinker.

Aber obwohl er aussieht wie einer, ein Kompakter ist der Hyundai Ioniq 5 bei Weitem nicht. 4,64 Meter lang, 1,89 Meter breit und 1,61 Meter hoch ist der Elektro-Koreaner – das klassische Maß mittelgroßer SUVs. Auch die grau abgesetzten Radläufe unterstreichen, dass der Ioniq 5 vor allem gegen SUVs und Crossover antreten will.

Ein nicht so tolles Design-Gimmick am Hyundai: die strömungsgünstig versenkten Türgriffe. Wobei: Sprechen wir lieber von zierlichen Hebeln ohne wirkliche Griffmulden. Und die fahren ohne das teure Uniq-Paket (10.840 Euro; alle Preise netto zzgl. USt.) nicht mal automatisch aus, sondern drehen sich erst nach manuellem Fingerdruck um ihre Längsachse. Mal eben schnell mit einer Hand den Ioniq 5 öffnen? Schwierig.

Innere Werte: Modern gestaltet und viel Luft im Elektro-Hyundai

Hat man den Ioniq 5 erstmal geentert, belohnt er mit viel Platz und modernem Interieur. Klare und sachliche Linien sorgen für einen aufgeräumten Eindruck. Serienmäßig gibt es zwei 12,25-Zoll-Monitore für Digitalinstrumente und Touchscreen, in einer Einheit hinter dem Lenkrad und über der – nicht vorhandenen – Mittelkonsole platziert. Hyundai nutzt im Ioniq 5 die Möglichkeiten der Elektroplattform, verzichtet auf die bekannte Konsole und baut Mittelarmlehne, Staufächer, Smartphone-Ladeschale und Getränkehalter ohne Verbindung zum Armaturenbrett ein, was für ein luftiges Raumgefühl sorgt. Auch der Fahrstufen-Wählhebel ist direkt an der Lenksäule verbaut. Material und Verarbeitung zeigen sich insgesamt solide-hochwertig.

Generell bietet der Ioniq 5 viel Platz. Vorn das keine Überraschung, aber auch im Fond sitzen die Passagiere fürstlich. Kopf und Knie anstoßen? Gibt´s nicht im Ioniq 5. Mit doppeltem Ladeboden flach, aber tief präsentiert sich der Ioniq-5-Kofferraum. 527 bis 1.587 Liter Gepäck passen hinein, müssen aber die relativ hohe Ladekante überwinden. Zusatz-Stauraum bietet der Frunk, ein Staufach unter der Fronthaube: 24 Liter Volumen beim Allradler und 57 Liter beim Hecktriebler. Verzurrösen fehlen im Ioniq-5-Kofferraum, dafür kommt ab dem Dynamiq-Paket ein Gepäcknetz. Pfiffig als Verstaumöglichkeit im Innenraum: Das Handschuhfach im Schubladen-Format.

Auf der Straße: Solider Ioniq 5

Bis zu 481 WLTP-Kilometer Reichweite verspricht Hyundai für unseren Test-Ioniq-5. Davon konnten wir in der Praxis – bei Winter-Temperaturen, aber mit Batterieheizung und Wärmepumpe – nur träumen. Maximal 322 Kilometer Reichweite standen bei vollem Akku auf dem Display. Wie realistisch die Anzeige war, hing vom Fahrprofil ab: In der Stadt und bei Landstraßen-Tempo durchaus, auf schnelleren Touren weniger. Vor allem auf der Autobahn sollte man im Ioniq 5 wie bei den meisten Elektroautos also einen Puffer einplanen, möchte man die nächste Ladesäule erreichen.

Auf der Autobahn fühlte sich unser Ioniq 5 übrigens besonders wohl. Für seine Größe ist er zwar auch in der Stadt sehr wendig, aber eben nur für seine Größe. Und mit seinen Dimensionen passt der Hyundai auch nicht auf jeden öffentlichen Ladeplatz in der City. Auf der Autobahn aber zieht er souverän und komfortabel seine Bahnen – sieht man vom etwas hektischen Spurhalteassistenten ab –, ein Kurvenräuber ist er weniger. Wer es drauf anlegt, erreichst schnell das Spitzen-Tempo 185. Klar, sollte man nicht zu oft und nicht zu lange machen, dann steht man schneller wieder an der Säule als einem lieb ist. Apropos Laden: Maximal lädt der große Akku des Hyundai Ioniq 5 mit 220 kW (sonst 180 kW), an der 350-kW-Station soll er in 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent gefüllt sein. Hat bei uns – Stichwort Winter – nicht ganz geklappt: Maximal rund 120 kW Ladeleistung konnten wir ablesen, wobei der Wert nach Erreichen der 80-Prozent-Marke wie gewohnt auch beim Ioniq 5 steil abfällt. Ein Beispiel von der 350-kW-Säule: Von 17 auf 97 Prozent haben wir in 49 Minuten 62,3 kWh Strom in den Akku geladen.

Was uns sonst noch auffiel während der Fahrt mit dem Ioniq 5?

  • Das Auto ist einfach bedienbar. Analog ansteuern lassen sich allerdings ausschließlich die Klimatisierung und die obersten Ebenen des Infotainmentsystems.
  • Es gibt vier Rekuperationsmodi bis hin zum Einpedal-Modus. So lässt sich die Rekuperation optimal auf verschiedene Fahrsituationen anpassen.
  • Die Heizung arbeitet gut, aber manchmal olfaktorisch auffällig. Teilweise roch es in unserem Ioniq 5 nach überhitztem Fön.
  • Hyundai verzichtet beim Ioniq 5 auf einen Heckscheibenwischer. Sicht nach hinten bei Regen: null.
  • Mit 25,3 kWh auf 100 Kilometern lagen wir deutlich über dem WLTP-Wert von 16,8 kWh. Und das, obwohl wir auf Autobahnen oft im Bereich der Richtgeschwindigkeit oder sogar darunter unterwegs waren.

Was gibt´s fürs Geld? Einfache Ausstattungsstruktur im Elektro-SUV

35.210 Euro kostet ein neuer Hyundai Ioniq 5 mindestens: Dafür gibt es die Basisausstattung, 58-kWh-Akku, 170 PS und Heckantrieb. Und serienmäßig unter anderem die 800-Volt-Technik, Voll-LED-Licht, zwei 12,25-Zoll-Bildschirme, viele Assistenzsysteme, Einparkhilfe hinten, DAB-Radio und Navi, Zweizonen-Klimaautomatik, Bluetooth, Apple Carplay und Android Auto sowie Lenkrad- und Sitzheizung vorn.

Weitere Varianten für den Ioniq 5 bietet Hyundai als Optionspakete mit Paket-Preis an, das gilt für die Ausstattungslinien Dynamiq, Techniq und Uniq ebenso wie für die Antriebsalternativen. Auch das BAFA berücksichtigt für seine Liste förderfähiger E-Autos ausschließlich den Einstiegspreis der Basisvariante. Egal, wie man seinen Ioniq 5 konfiguriert, das Auto bleibt also mit dem Höchstbonus förderfähig.

Starten wir also mit der Konfiguration: Wer 38.571 Euro auf den Tisch legt, erhält entweder den Standard-Akku mit Allradantrieb und 235 PS oder den 72,6-kWh-Akku mit Heckantrieb und 217 PS. Für 41.933 Euro gibt es Allrad und 305 PS. Was hier beliebt, hängt vom Einsatzzweck ab, beim kleinen Akku betragen die WLTP-Reichweiten zwischen 360 (Allrad) und 384 Kilometern (Heckantrieb).

Und die Ausstattung? Erst ab dem Dynamiq-Paket gibt es Batterieheizung (Serie) und Wärmepumpe (Option). Und auch sonst ist man mit dem Paket gut bedient: Einparkhilfe vorn, erweiterter Autobahn-Assistent, Totwinkel-Assistent, Querverkehrswarner hinten, kabelloses Smartphone-Laden, elektrischer Fahrersitz, automatisch abblendender Innenspiegel oder Gepäcknetz sind schon an Bord. Macht mit großer Batterie und Heckantrieb 43.529 Euro. Dann noch die Wärmepumpe (1.008 Euro) und die elektrische Heckklappe (420 Euro) – fertig ist der Ioniq 5.

Fazit Hyundai Ioniq 5 72,6 kWh Heckantrieb Dynamiq-Paket

Ein Elektroauto für längere Strecken ist er, der Hyundai Ioniq 5. Anders als sein Kompaktauto-Design vermuten lässt, ist die Stadt nicht sein ureigenes Revier. Mit 800-Volt-Bordspannung lädt der Ioniq 5 schneller als andere Elektroautos, konnte sein theoretisches Potenzial im aber nicht voll ausspielen.

Hyundai Ioniq 5 72,6 kWh Heckantrieb Dynamiq-Paket in der Kurzkritik:

Plus:

  • Viel Platz
  • Hoher Langstreckenkomfort
  • Auf schnelles Laden ausgelegte Technik

Minus:

  • Kein Heckscheibenwischer lieferbar
  • Umständliche Türgriffe
  • Verbrauch deutlich über WLTP

Technische Daten Hyundai Ioniq 5 (72,6 kWh, Heckantrieb und Dynamiq-Paket):

  • Fünftüriges, fünfsitziges mittelgroßes SUV
  • Länge/Breite/Höhe: 4.635/1.890/1.605 mm
  • Antrieb: Heckantrieb mit Einstufen-Reduktionsgetriebe
  • Elektromotor im Heck
  • Leistung: 160 kW (217 PS)
  • Max. Drehmoment: 350 Nm
  • Rein elektrische Reichweite (WLTP): 481 km
  • Kapazität Lithium-Ionen-Batterie (netto/brutto): 72,6 kWh/-
  • Ladeleistung (AC/DC): 11/220 kW
  • Ladedauer AC 10 – 100 %: 6:09 h
  • Ladedauer DC 10 – 80 %: 0:18 h
  • Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 7,4 s
  • Norm-Verbrauch (WLTP): 16,3 kWh
  • Testverbrauch: 25,3 kWh
  • CO2-Emission (WLTP): 0 g/km
  • Kofferraumvolumen: 527 – 1.587 l plus 57 l Frunk
  • Zuladung: 365 – 445 kg
  • KH/VK/TK: 18/26/23
  • Wartung: 30.000 km/24 Monate
  • Grundpreis Testwagen netto: 43.529 Euro
  • Stand: Februar 2022

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