Von Dennis Gauert
Beim FCA Roundtable auf der IAA in Hannover suchte Stephane Gigou, Head of Brand Fiat Professional, den direkten Dialog mit Medienvertretern der Nutzfahrzeugbranche. Ganz groß im Bild ist Fiats Bestreben, den CNG-Markt zu vergrößern und die Infrastruktur mit anzustoßen. Mitgebracht hat Fiat einige Transporter-Modelle mit dem Erdgasantrieb, aber auch den klassischen Selbstzünder, der nach wie vor den größten Teil des Geschäfts ausmacht.
Fiat: CNG ist Alternative zu Diesel
Zu Beginn des Roundtables stellt Gigou klar, dass er keinen Monolog halten möchte, sondern die offene Diskussion sucht. Der europäische Markt für CNG-Fahrzeuge wachse aktuell um etwa 20 Prozent, in Deutschland seien es zehn Prozent Marktwachstum. Für Fiat Professional stellte CNG die Alternative zum Diesel dar.
Die Einsatzbereiche seien, so Gigou, die Gleichen. Auch die Reichweiten (es sind etwa 300 bis 500 Kilometer) stellten keine wirkliche Einschränkung dar. Dazu zieht er den Vergleich mit Elektrofahrzeugen heran: "Rein elektrische Antriebe können nicht einmal 25 Prozent der Einsatzbereiche abdecken, die ein Transporter abdecken sollte."
CNG interessiert meist nur die Großen
Auf unsere Frage, wie hoch er die Wahrscheinlichkeit weiterer Steigerungen im CNG-Segment einschätze, antwortet der Turiner routiniert. Die Widerstände sieht er vor allem in zu wenig Promotion und daraus folgender mangelnder Infrastruktur. "Aktuell sind es mittlere und große Betriebe, die sich für CNG interessieren. Das hängt häufig mit dem eigenen Image-Aufbau zusammen", erklärt Stephane Gigou. Außerdem können sich Betriebe in dieser Größe eigene Erdgas-Tankstellen auf dem Hof leisten. "Kleinere Betriebe verlassen sich weiter auf Dieselfahrzeuge, weil sie das kennen", so Gigou weiter.
Insgesamt sieht er für CNG als Diesel-Alternative großes Potenzial, räumt aber ein, dass das Fiat-Professional-Geschäft "Business as usual" sei: Diesel, Schaltgetriebe, geringe Ausstattung. Im Laufe der Diskussion kommt als Definition des Käuferverhaltens die Frage: "Wer kauft schon ein gebrauchtes Elektrofahrzeug?" auf. Die Aussage verdeutlicht, was im Markt nicht passiert: der Umstieg im Kopf. Die Kunden kaufen weiter, was sie kennen und worauf sie sich verlassen können.
Auch Fiat wird mit dem Strom schwimmen
"Sobald wir feststellen, dass alternative Antriebe ein zunehmendes, höheres Interesse bei den Käufern erzeugen, werden wir darauf reagieren", fasst Gigou zusammen. Im Hintergrund stünden bereits fertige Alternativen seitens Fiat Professional bereit. Dazu gehörten auch elektrische Antriebe, die voraussichtlich ab 2020 Einzug in die Fahrzeugpalette nehmen würden.
Ein Unternehmenssprecher kündigte dafür vorsichtig eine Reichweite von 250 bis 400 Kilometer an – mehr als die Konkurrenz im Moment bieten kann. Bisher ist es aber eben nur eine Ankündigung und wohl auch nicht Fiats wichtigste Baustelle. "Keine alternative Antriebsart erzeugt im Moment nennenswerte Volumen, die unser Kerngeschäft in Frage stellen", so Gigou.
Im Kerngeschäft konzentrieren sich die Italiener im Moment auf die ganz leichten Nutzfahrzeuge wie den Doblò und wollen ihren Segmentanteil mit dem Ducato in Deutschland weiter ausbauen. Immerhin sind wir der zweitgrößte Nutzfahrzeugmarkt für Fiat in Europa. Und der Diesel? Wird mit SCR sauber gemacht und damit wohl noch eine Zeit im Bild bleiben.
Alternativen brauchen stetiges Pushing
Zum Abschluss des Gesprächs geht der Fiat Markenkommunikationschef noch auf die Brennstoffzelle ein. Mit einem Rückblick startet er die Debatte: "Als ich vor zwanzig Jahren in der Automobilindustrie angefangen habe, war jeder davon überzeugt, dass die Brennstoffzelle die Zukunft ist. Dann ging es wieder eine ganze Weile um Diesel-Fahrzeuge und Gas. Nun sind wir wieder beim Brennstoffzellenthema."
Die Frage, ob in diesem Hin und Her hier große Potentiale liegen, gibt er direkt in die Runde. Die anwesenden Medienvertreter sehen es ähnlich wie Gigou selbst: Ohne stetiges Pushing, ohne eine Veränderung des Bewusstseins und eine interdisziplinäre Branchenzusammenarbeit wird es dem Antrieb mit Wasserstoff ähnlich gehen wie CNG: Es ist eine gute Alternative, aber in der Praxis fehlen die Zapfsäulen und damit der Volumenmarkt. Bei Kosten von 10,38 Euro pro 100 Kilometer (Erdgaspreise um die 1,05 Euro pro Kilogramm) ist ein Massenmarkt nötig, um kostenbewusste Käufer zu überzeugen.
"Wir verstecken uns nicht"
Gigou erklärt im Anschluss, wie Fiat Professional mit den rasanten Entwicklungen der großen Wettbewerber aus Stuttgart und Wolfsburg umgeht: "Wir geben hier bei der IAA einen Ausblick auf unsere klassischen Stärken. Wir haben Dieselfahrzeuge dabei, zeigen aber auch CNG-Fahrzeuge, von denen wir glauben, dass sie eine echte Alternative zum Dieselmotor darstellen können. Wir verstecken uns nicht."