Professionalisierung ist manchmal eine Frage von Kooperation und Arbeitsteilung. Das trifft auch auf die Kfz-Branche zu: Freie Werkstätten verbreitern zunehmend das Angebot, um beispielsweise Flottenkunden besser zu betreuen und als, neudeutsch, „One-Stop-Shopping“-Partner wahrgenommen zu werden. Falls die eigene Expertise doch mal zu kurz greift, schließen sich Servicebetriebe also zu Kompetenzpartnerschaften zusammen. Jüngstes Beispiel ist die Kooperation zwischen Carglass und ATU im Bereich Glasreparaturen (wir berichteten): Georg Thoma zufolge sieht sich die Werkstattkette mit ihren 530 deutschen Fialen als „Der Mobilitätsdienstleister“. „Bereits heute nehmen unsere Flottenkunden einen Komplettservice rund um den Dienstwagen in Anspruch“, erklärte der Direktor Flotte Deutschland und Österreich bei ATU auf bfp-Anfrage. Um dem Anspruch als „Der Mobilitätsdienstleister“ gerecht zu werden, arbeite man „mit ausgewählten, leistungsstarken Partnern im Sinne eines bestmöglichen Kundenerlebnisses“ zusammen, war aus Weiden zu vernehmen.
Auch für die bundesweit 360 Euromaster-Standorte feilen die Systemverantwortlichen stets am „Alles aus einer Hand-Angebot“: „Die Sicherung der Mobilität ist das wichtigste Anliegen eines jeden Unternehmens. Um die Mobilität so effizient wie möglich zu sichern, wird immer öfter ein Partner bevorzugt, der alles aus einer Hand bietet“, weiß Volker Zens, Direktor Verkauf und Marketing Deutschland und Österreich. Auch durch die Zusammenarbeit mit dem Smart Repair-Spezialisten Dent Wizard sparen Fuhrparkmanager Zeit, Geld und administrativen Aufwand, ist man sich bei der Michelin-Tochter sicher.
Autolackspezialist Akzo Nobel Coatings leistet sich ein auf Karosserie- und Lackierarbeiten spezialisiertes Servicenetz namens „Acoat Selected“. Bei mechatronischen Arbeiten und der Fahrzeugüberwachung arbeiten die Stuttgarter mit der Global Automotive Service GmbH zusammen. Laut Kai Gräper, Manager Acoat Selected DACH, sei der ganzheitliche für Fuhrparkmanager besonders interessant: „Wir bieten gerade für Leasinggesellschaften und Fuhrparks einen einzigartigen Fullservice aus Mechanik, Karosserie und Lack aus einer Hand.“ Den Angaben zufolge umfasst das Instandsetzungs-Netzwerk weltweit mehr als 2.500 Mitglieder, davon über 380 in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Elektromobilität: Hilfe von oben
Auch beim Service von Elektrofahrzeugen gibt es Bewegung: Vorbei die Zeiten, in denen freie Werkstätten der Technologie reserviert gegenüber standen und Elektromobile zum Markenbetrieb weiterschickten. Heute bauen freie Betriebe eigene Expertise, Angebote und sogar Lademöglichkeiten auf. Das Werkstattkonzept First Stop vermeldete im vergangenen Jahr, ihre 46 Filialen und 170 freien Franchisepartner mit einem speziellen Konzept für Elektroauto-Arbeitsplätze auszustatten. Dieses Know-how will auch gegenüber Kunden kommuniziert werden. „Wir sind genauso qualifiziert wie Markenwerkstätten, das wollten wir aktiv sichtbar machen und bewerben. Durch die neue Beschilderung am Tor und auf dem Boden des Werkstattplatzes strahlen wir unsere Fachkunde ab sofort auch nach außen aus und können uns so von anderen Werkstätten abheben“, hieß es von Seiten des Konzeptpartners Nürnberger Automobiltechnik.
Auch bei Identica, dem Technikkonzept von Lackspezialist Axalta, wird der Elektrotrend ernst genommen: „Mit der Initiative Elektro, die Identica bereits 2020 bundesweit gestartet hat, verfügen wir heute über ein qualitativ hochwertiges Netz zur herstellergerechten Instandsetzung von Karosserie- und Lackschäden bei elektrisch oder hybrid-betrieben Fahrzeugen. Im Mittelpunkt stand dabei natürlich die Qualifizierung der Mitarbeiter im Umgang mit der Antriebstechnologie – darüber hinaus auch Themen wie die Einführung temperaturreduzierter Lackiertechnologien, der Aufbau einer Ladeinfrastruktur- und separater Abstellplätze für havarierte Elektromobile“, beteuerte Karsten Stöcker, Business Development Manager bei Identica, gegenüber bfp – FUHRPARK & MANAGEMENT.
Zahlreiche markenunabhängige Werkstätten haben sich den Herausforderungen durch die Elektromobilität geöffnet und in die notwendige Werkstattausrüstung investiert. Notwendigerweise wurden zudem entsprechende Schulungsmaßnahmen durchgeführt, so dass die meisten Standorte Spezialkräfte mit einer Hochvolt 1-Befähigung haben und an Hybrid- und Elektrofahrzeugen arbeiten können und dürfen. Viele sind darüber hinaus mit Kompetenzen aus der Hochvolt 2-Weiterbildung gewappnet und können Fahrzeuge somit spannungsfrei schalten und sogar an Elektrokomponenten arbeiten. ATU verfügt eigenem Bekunden nach über ein umfangreiches Ersatzteil- und Zubehörangebot für Hybrid- und Elektrofahrzeuge. „Darüber hinaus sind an derzeit 42 ATU-Filialen Elektro-Schnellladestationen installiert“, so Flottendirektor Georg Thoma. (mas)