Von Christian Frederik Merten
Trotz aller SUV-Begeisterung – es gibt sie noch, die braven Familien-Kombis. Nach ihnen dreht sich keiner um, ihre Stärken haben sie aber trotzdem. Mit viel Platz und guter TCO-Bilanz zählen sie weiter zu Fuhrparkmanagers Lieblingen. Ein Beispiel für diese Fahrzeuggattung ist der Kia Ceed Sportswagon, den bfp FUHRPARK & MANAGEMENT als Diesel-Mildhybrid mit 136 PS unter die Lupe nehmen konnte.
Viel Platz im kompakten Kombi
Bereits in der dritten Generation fährt der kompakte Kia Ceed nun vor, und von Beginn an war der Kombi Sportswagon Bestandteil der speziell auf europäische Bedürfnisse abgestimmten Modellpalette. Er kann, was ein Kombi können muss: er bietet viel Platz. 625 Liter groß ist sein gut zugänglicher Laderaum schon im Normalzustand, maximal packt er 1.694 Liter Gepäck. Ein Wert, an dem schon viele Mittelklasse-Kombis scheitern.
Wer ein emotionales Auto sucht, ist im Ceed sicherlich falsch. Er besitzt ein ruhiges, harmonisches Äußeres mit dem Kia-typischen "Tiger Nose"-Grill, Dynamik vermitteln seine Linien aber nicht. Der Vorteil: Für ein modernes Auto ist der Ceed Sportswagon erstaunlich übersichtlich. Und nicht nur für das Gepäck, auch für seine Passagiere bietet er viel luftigen Raum.
Sachlich-solides Interieur
Auch innen zeigt sich der Ceed grundsolide. Das Cockpit ist modern, aber sachlich gestaltet. Auch an der Verarbeitungsqualität gibt es nichts zu meckern, die Materialien passen zur Preisklasse. Anders als bei manchen Wettbewerbern gibt es noch Tasten für die wesentlichen Bedienfunktionen. Nicht zu viele, so dass die Bedienung immer intuitiv und ergonomisch gelingt. Das gilt auch für Bedienung und Anzeige des 10,25-Zoll-Touchscreens, den das Navigations-Paket für 1.084 Euro (alle Preise zzgl. USt.) mit sich bringt. Was uns in Sachen Bedienung allerdings auffiel: Trotz serienmäßiger LED-Scheinwerfer gibt es keine automatische Leuchtweitenregulierung, sondern das von klassischen Leuchten bekannte Drehrädchen. Der Grund: Der Lumen-Wert der Scheinwerfer liegt unter der magischen 2.000er-Marke, ab der eine automatische Leuchtweitenregulierung Pflicht ist.
Drücken wir also auf den Startknopf und drehen eine Runde mit dem Ceed. 136 PS leistet der Diesel, sie erlauben zwar ein zügiges Fortkommen, zu den Dynamikern unter den Kompakt-Kombis zählt der Ceed Sportwagon aber nicht. Dafür fehlt der letzte Beschleunigungs-Biss. Auch mit seiner Lenkung wird der Ceed nicht zum Kurvenräuber. Sie erlaubt jederzeit sicheres Navigieren, schiebt aber schon früh über die Vorderräder. Zum komfortablen Charakter passt das souverän schaltende Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.
Testverbrauch: 6,5 Liter Diesel
Die Diesel-Versionen des Ceed Sportswagon bietet Kia nur noch als Mildhybride mit 48-Volt-System an. Das Ziel, das Auto damit effizienter zu machen, gelingt in der Praxis aber nur bedingt. Trotz einiger Landstraßenetappen, die ja besonders effizientes Fahren ermöglichen, flossen bei unserem Test-Ceed im Schnitt 6,5 Liter Diesel je 100 Kilometer durch die Zylinder. Bei einem Selbstzünder dürfte das durchaus weniger sein.
Was uns deutlich besser gefiel: das Navigationssystem. Mit seinen Kartendaten von Here und den Online-Diensten UVO Connect unter anderem mit Verkehrsdaten in Echtzeit gelang es ihm immer, Staus zuverlässig zu umfahren. Die Stau-Umfahrung war in unserem Testwagen auch deshalb besonders relevant, weil die Klimaautomatik ihre Leistung im Leerlauf deutlich reduzierte. Ein Zustand, der auch laut Kia in der Regel so nicht auftreten sollte, sondern vermutlich auf einen individuellen technischen Defekt im Einzelfall zurückzuführen ist.
Immer mit sieben Jahren Garantie
Wer sich grundsätzlich für den Ceed entscheidet, trifft mit dem Kombi eine gute Wahl. Optional gebe es auch den klassischen Fünftürer, den Sportkombi Proceed und das Crossover XCeed. Soll es ein Diesel sein, ist die 136-PS-Variante sicherlich Option Nummer eins. Mit 115 PS dürften es auf der Autobahn an einigen Stellen sehr langatmig werden. Wer mehr Pferdchen unter der Haube wünscht, geht beim Ceed Sportwagon allerdings leer aus: Auch der stärkste Benziner, der 1.4 T-GDI, leistet mit 140 PS nicht wesentlich mehr als der Spitzen-Diesel.
Und bei der Ausstattung? Empfehlen wir die getestete Version Spirit. Denn wer die weniger gut ausgestatteten Linien Attract, Edition 7 oder Vision wählt, kann sinnvolle Extras wie einen Totwinkelassistenten oder vor allem auch das LED-Licht teilweise gar nicht erst dazu bestellen. 24.445 Euro kostet der Ceed Sportswagon dann mit Schaltgetriebe, die getestete Variante mit Doppelkupplungsgetriebe startet ab runden 26.000 Euro.
Viele frei wählbare Optionen stehen beim Ceed – ganz in der Tradition asiatischer Hersteller – nicht zur Verfügung. Sinnvoll finden wir vor allem das Navigationspaket mit dem Navi, 10,25-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole, Verkehrszeichenerkennung, JBL-Soundsystem sowie den Online-Diensten UVO Connect. Macht 1.084 Euro extra, zusammen mit einer Standard-Metalliclackierung für 496 Euro kommt man so auf 26.025 oder 27.580 Euro. Aber das Beste ist: Egal, für welchen Ceed Sportswagon man sich entscheidet, sieben Jahre Garantie sind immer dabei.
Der Kia Ceed Sportwagon CRDi 48V 7DCT Spirit in der Kurzkritik:
Plus:
- Viel Platz
- Sieben Jahre Garantie
- Zuverlässige Verkehrsdaten
Minus:
- Hoher Verbrauch für einen Diesel
- Kein stärkerer Diesel im Angebot
Technische Daten Kia Ceed Sportwagon CRDi 48V 7DCT Spirit
- Fünfsitziger, fünftüriger kompakter Kombi
- Länge/Breite/Höhe in mm: 4.600/1.1.800/1.465 mm
- Frontantrieb mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
- Leistung: 100 kW (136 PS)
- Max. Drehmoment: 320 Nm bei 2.000 – 2.250 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 10,1 s
- Norm-Verbrauch: 4,0 – 3,8 l
- Testverbrauch: 6,5 l
- CO2-Emission (Norm): 104 – 99 g/km
- Kofferraumvolumen: 625 – 1.694 l
- Tankinhalt: 50 l
- Zuladung: 478 kg
- Schadstoffklasse: Euro 6d-Temp
- Effizienzklasse: A+