Jan Böckmann, General Manager Fleet & Remarketing bei Kia in Deutschland (l.), im Gespräch mit bfp-Chefredakteur Christian Frederik Merten.
Foto: Susanne Mickan - Kia Deutschland
Jan Böckmann, General Manager Fleet & Remarketing bei Kia in Deutschland (l.), im Gespräch mit bfp-Chefredakteur Christian Frederik Merten.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Interview

Kia: Ganzheitliche Mobilität im Blick

Auch Kia stellt sich Fragen zur Zukunft der Mobilität. Wie die in Unternehmen aussehen kann, sagte uns Gewerbekunden-Verkaufschef Jan Böckmann.

Jan Böckmann ist General Manager Fleet & Remarketing bei Kia in Deutschland. Mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT sprach er über die künftige Rolle des Autos in der betrieblichen Mobilität: Demnach spielt es auch in Zukunft eine zentrale Rolle in den Unternehmen, allerdings ergänzt um Services zur flexiblen Fahrzeugnutzung. Auch die E-Mobilität, die Vehicle-to-Grid-Technik und Kias Pläne im A- und B-Segment kamen zur Sprache.

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Intelligente Kombination von Fahrzeug-Besitz und -Nutzung

Herr Böckmann, welche Bedeutung hat das Automobil in Zukunft noch bei Kia als Mobilitätsanbieter?

Jan Böckmann: Wenn wir über unser Mobilitätsangebot für gewerbliche Kunden sprechen, werden Fahrzeuge für uns auf absehbare Zeit der wichtigste Baustein bleiben. Weil dort unsere Wurzeln liegen, und vor allem weil Fahrzeuge für die Mobilität weiterhin eine zentrale Säule bleiben werden. Aber wir stellen uns mit Blick auf eine ganzheitlich gedachte Mobilität Fragen, die weit über den Fahrzeugbesitz oder das klassische Leasing hinausgehen. Zum Beispiel: Lassen sich Fahrzeuge auch einfach bedarfsgerecht nutzen beziehungsweise lassen sich Besitz und Nutzung im Fuhrpark auch intelligent kombinieren?

Mit welchen Lösungen wollen Sie diese Frage beantworten?

Böckmann: Schon heute ist unser Autoabo „Kia Flex“ eine Möglichkeit für flexible Mobilität in Unternehmen, etwa um neue Technologien wie die Elektromobilität auszuprobieren oder kurzfristige Mobilität beispielsweise bei Auftragsspitzen oder bei Projektarbeiten zu gewährleisten. Es geht aber auch um Services rund um das Fahrzeug. Zum Beispiel um die Unterstützung beim Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur auf dem Unternehmensgelände oder um Ladeangebote für Fahrer von elektrifizierten Fahrzeugen. Denn unsere Ladeservices werden wir künftig ebenfalls spezifisch auf Flotten- und Gewerbekunden zuschneiden.

Es geht bei Kia also weiterhin um automobile Mobilität, ergänzt durch weitere Bausteine?

Böckmann: Richtig. Und das Thema lässt sich ja in verschiedenen Dimensionen denken. In einigen Märkten bieten wir mit „Wible Drive / Wible Share“ bereits eigene Miet- und Sharing-Angebote an und damit Mobilitätskonzepte über den Fahrzeugbesitz hinaus. Ob und wann wir diese Services auch nach Deutschland bringen, hängt unter anderem vom Ausgang der derzeitigen Potenzialanalyse ab.

18 Monate Laufzeit beliebteste Option beim Autoabo „Kia Flex“

Sie bieten „Kia Flex“ mit sechs, zwölf oder 18 Monaten Laufzeit an. Genügt das den Flexibilitätsansprüchen Ihrer Kunden?

Böckmann: Ich denke, wir sind mit diesen drei Laufzeiten sehr gut aufgestellt. Im Gesamtmarkt sehen wir eine Verdichtung bei der Nutzung über zwölf Monate, bei unseren Kunden ist die Laufzeit von 18 Monaten die bevorzugte Option. Was außerdem für die Flexibilität von „Kia Flex“ spricht: Jede Laufzeit ist derzeit mit jedem Fahrzeug im Programm kombinierbar. Das ist im Wettbewerb sonst nicht immer der Fall.

Ein Fahrzeugtausch innerhalb des Abo-Zeitraums ist aber nicht möglich?

Böckmann: Einen Fahrzeugtausch vor Ablauf des bei Abschluss gewählten Zeitraums sieht das „Kia Flex“-Konzept derzeit nicht vor. Individuelle Lösungen können aber geprüft werden.

Im gewerblichen Bereich sehen Sie für „Kia Flex“ aber ausschließlich Potenzial bei der Test- und Übergangsmobilität?

Böckmann: Potenzial besitzt es sicherlich auch für andere Einsatzzwecke. Als Mobilitätsanbieter sehen wir uns in der Pflicht zur optimalen Produktberatung, auch und vor allem unter TCO-Gesichtspunkten. Und da sind Kunden bei Laufzeiten von zwei oder drei Jahren mit einem klassischen Leasingvertrag in der Regel besser aufgestellt als mit einem Autoabo.

Gewerbliche Ladeangebote bei Kia in Startstellung

Sie haben flotten- und gewerbekundenspezifische Ladeangebote angekündigt. Welches Konzept steckt genau dahinter?

Böckmann: Die Basis bildet das zielgruppenübergreifende „Kia Charge“-Angebot, das gewerbliche Kunden ja bereits heute nutzen können. Allerdings haben Flotten- und Gewerbekunden beim Thema Laden oft spezifische Anforderungen, auf die wir gerne eingehen möchten. Es geht beispielsweise um Rahmenverträge für Ladekarten und Abrechnungen mehrerer Fahrzeuge, um Abrechnungsdetails oder auch um flexiblere Steuerungs- und Auswertungsmöglichkeiten. Zudem denken wir darüber nach, verschiedene Strompakete anzubieten oder auch laufleistungsabhängige Tarifmodelle.

Wann geht das Angebot an den Start?

Böckmann: Die Pilotierung startete Ende letzten Jahres. Die aktive Marktpositionierung ist im Laufe dieses Jahres geplant, wir sind aber schon heute in der Lage, gewerbliche Kunden mit dem bestehenden Angebot zu bedienen.

Dann auch inklusive der Möglichkeit, private und geschäftliche Ladevorgänge separat abzurechnen?

Böckmann: Auch dieser Punkt steht selbstverständlich im Lastenheft unseres Service, allerdings wird die Umsetzung aufgrund der Komplexität noch Zeit in Anspruch nehmen.

Online-Verkauf an Gewerbekunden bei Kia vornehmlich Ergänzungsofferte

Kia plant ein Gebrauchtwagen-Programm. Wie beeinflusst dieses Label das Restwertverhalten neuer Kia-Modelle?

Böckmann: Viele Studien unterstreichen, dass zertifizierte Gebrauchtwagen am Markt deutlich bessere Transaktionspreise erzielen als nicht zertifizierte Vergleichsfahrzeuge. Weil Technik-Checks und Garantieversprechen entsprechendes Vertrauen bei den Gebrauchtwagenkunden erzeugen. In diesem Sinne beeinflusst das Programm die erzielten Restwerte und die Restwertprognosen positiv. Und damit letztlich auch die Leasingraten für die Kunden, weshalb das Gebrauchtwagenprogramm durchaus auch als relevant für den Verkauf an Flotten- und Gewerbekunden zu bezeichnen ist.

Welche Potenziale sehen Sie für den Online-Vertrieb im Flotten- und Gewerbekundengeschäft?

Böckmann: Weshalb kaufen Kunden Autos im Internet? Vornehmlich weil es besonders bequem ist oder besonders günstig. Was meistens aber zu kurz kommt beim digitalen Kauf, ist die intensive persönliche Beratung. Und die besitzt gerade bei Flotten- und Gewerbekunden einen besonderen Stellenwert. Denken Sie allein an scheinbar triviale Fragen rund um die Vorgaben der Berufsgenossenschaften und Vorschriften zur Gepäck- und Ladungssicherung. Deshalb glaube ich, dass der digitale Verkauf in unserer Zielgruppe auch künftig vornehmlich als Ergänzung zu den bekannten Kanälen dienen wird.

Plug-in-Hybride bei Kia-Kunden nicht komplett abgeschrieben

Welche Rolle spielen Plug-in-Hybride jetzt nach Ende der Einkaufsförderung noch in den Fuhrparks?

Böckmann: Wir sehen eine reduzierte Nachfrage nach Plug-in-Hybriden, komplett abgeschrieben ist die Antriebsvariante jedoch nicht. Natürlich sprechen auch wir mit Unternehmen, die Plug-in-Hybride jetzt komplett aus der Car Policy verbannen. Andere Organisationen dagegen entscheiden sich weiter bewusst für Plug-in-Hybride, weil sie immer noch perfekt in ihre Fahrprofile passen. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass Plug-in-Hybride in der Dienstwagenbesteuerung immer noch deutlich günstiger sind als Fahrzeuge mit konventionellem Verbrennungsmotor.

Das bedeutet, die gewerblichen Bestellungen von Plug-in-Hybriden sind bei Kia nicht eingebrochen?

Böckmann: Der Auftragseingang für Plug-in-Hybride liegt bei uns unter Vorjahr, was nach Ende der Einkaufsförderung nicht überrascht. Dazu möchte ich aber auch sagen: Plug-in-Hybride gelten im Markt als Brückentechnologie zwischen Verbrennungs- und reinen Elektromotoren. Mit steigendem Absatz reiner Elektroautos werden Plug-in-Hybride folglich an Bedeutung verlieren – unabhängig vom Fortlauf der Einkaufsförderung.

Welche Potenziale sehen Sie für die Vehicle-to-Grid- (V2G) und die Vehicle-to-Load-Technik (V2L)?

Böckmann: Als einer der ersten Autohersteller sind wir mit V2X-Lösungen am Markt. Fahrzeuge mit diesen Lösungen können in Zukunft beispielsweise bei der Energie-Versorgungssicherheit unterstützen oder bieten Potenziale für die intelligente Nutzung von Speichermöglichkeiten. Für V2G sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiter offen. Deshalb und weil entsprechende Angebote in der Breite noch gar nicht vorhanden sind, besitzt das Thema V2G für die Kunden derzeit noch keine erhöhte Priorität. Ausnahme ist der Energiesektor, der in diesem Bereich schon mehrere Schritte weiter ist als andere Branchen.

Kia-Elektroautos in verschiedenen Segmenten

Unabhängig von der Motorisierung: Welche Rolle spielen kleine Fahrzeuge des A- und B-Segments künftig noch für Kia?

Böckmann: Beide Segmente stehen für Kia absolut nicht zur Disposition. Wir investieren in beide Segmente und sehen dementsprechende Erfolge – auch bei Flotten- und Gewerbekunden. Dort besonders mit dem Kia Picanto. Im B-Segment werden wir uns, dem allgemeinen Markttrend folgend, künftig auf den Kia Stonic, unser kleines SUV, fokussieren. Für den Kia Rio werden wir in Europa keine neue Generation auflegen. Die Bestellbücher für dieses Fahrzeug haben wir in Deutschland bereits geschlossen.

Und wie sieht es mit kleinen Elektroautos aus?

Böckmann: Bis 2027 werden wir unsere Elektroflotte global auf 15 Modelle ausweiten. Ein Großteil der Fahrzeuge kommt auch nach Europa. Dazu zählen der bereits bekannte EV6 und auch der EV9, ein großes Elektro-SUV, das unlängst seine Weltpremiere gefeiert hat. Aber es bleibt noch Raum für eine Menge Überraschungen in unterschiedlichen Segmenten.

Kia: Restwertentwicklung hat negative Effekte der Zinsentwicklung ausgeglichen

Vor dem Hintergrund von globalen Krisen und erhöhter Inflation: Wie haben Sie Ihre Preismodelle für gewerbliche Kunden angepasst?

Böckmann: 2022 haben wir uns bewusst entschieden, nur moderate Preisentwicklungen vorzunehmen. Dort, wo vertretbar, haben wir besondere Konditionen nicht weitergeführt, sind aber im Jahr 2023 mit ähnlichen Konditionen am Markt vertreten. Im gewerblichen Bereich geht es jedoch meistens weniger um den reinen Listenpreis, sondern um eine günstige und stabile Leasingrate. Und da ist die Nachlassstruktur nur ein Baustein des Geschäfts. Hier kommen vor allem die – deutlich gestiegenen – Zinsen ins Spiel, aber auch das Restwertverhalten. Und da kann ich sagen: Die positive Restwertentwicklung hat bei vielen Kia-Modellen die negativen Konsequenzen der Zinsentwicklung teilweise oder nahezu komplett ausgeglichen.

Sie haben den e-Soul mit Kooperationspartnern in einer Kleinserie in einer Cargo-Variante aufgelegt. Sind weitere derartige Projekte geplant?

Böckmann: Wir haben lokal derzeit keine ähnlichen Projekte in der Pipeline. Aber wir haben im Rahmen dieses Projekts gezeigt, dass wir schnell, regional und flexibel auf individuelle Kundenanforderungen eingehen können. Auch das gehört aus unserer Sicht zum Pflichtprogramm eines ganzheitlichen Mobilitätsanbieters.

Herr Böckmann, herzlichen Dank für das Gespräch.

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