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Foto: Christian Frederik Merten
Mit dem Proceed stellt Kia einen von zwei Shooting Brakes in der Kompaktklasse auf die Räder. Nur Mercedes-Benz setzt mit dem CLA ebenfalls auf dieses Segment.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Fahrtest

Kia Proceed: Sportlich, aber trotzdem Platz

Früher coupéhafter Dreitürer, heute Shooting Brake mit fünf Türen – so verwandelte sich der Kia Proceed. Wir sagen, was der Sportkombi kann.

Mit seinem Kompakten Ceed fährt Kia gegen den Strom. Wo andere Hersteller auch von Volumenmodellen noch maximal ein oder zwei Karosserievarianten anbieten, sind es beim Koreaner gleich vier. Den Kia Ceed gibt es als klassischen Fünftürer, als traditionellen Kombi, als Crossover XCeed oder als besonders sportlichen Shooting Brake Proceed.

Für unserem Test haben wir uns für den dynamischen Fünftürer Proceed entschieden, der Dynamik und Nutzwert miteinander vereint. Unter der Haube: der neue 1,5-Liter-Turbobenziner mit 160 PS, den es für die Ceed-Palette seit Frühjahr gibt. Im Gegensatz zum Vorgänger ist er auf Wunsch auch mit 48-Volt-Mildhybrid zu haben. Auch unser Testwagen war mit damit ausgerüstet, was auch ein serienmäßiges Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bedeutet.

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Schräges Heck, trotzdem viel Platz im Sportkombi

Wer sich jetzt fragt, weshalb Kia beim Ceed quasi zwei Kombis im Programm hat, erhält schon beim ersten Blick auf den Proceed eine Antwort. Während der herkömmliche Ceed Sportswagon mit sachlichen Linien und steilem Heck voll auf Nutzwert getrimmt ist, ist der Proceed das Model unter den Kombis. Rundliches Heck, modische Haifischflosse in der C-Säule und knapp vier Zentimeter flacher als der Sportswagon: Keine Zweifel, der Proceed ist ein Raumdynamiker. An der Front trägt er zwar das typische Ceed-Gesicht, am Heck als einziges Mitglied der Ceed-Familie aber ein durchgängiges Leuchtenband.

Sport und Raum schließen sich gegeneinander aus? Nicht beim Kia Proceed. Trotz seiner schicken Linien schluckt der knapp 4,61 Meter lange kompakte Kia als Mildhybrid 472 bis 1.423 Liter Gepäck. Wer auf das Effizienzsystem verzichtet, bekommt sogar 594 bis 1.545 Liter Gepäck unter. Damit liegt der Proceed gar nicht so weit entfernt von seinem Bruder Sportswagon, der als Mildhybrid 512 bis 1.581 Liter schluckt und sonst 625 bis 1.694 Liter. Einziger Wermutstropfen: Wer den Proceed beladen will, muss das Gepäck über eine ziemlich hohe Ladekante mit innerer Stufe zum Kofferraum wuchten. Über zu wenig Platz können sich auch die Passagiere nicht beklagen. Lediglich der Knieraum im Fond ist ausbaufähig.

Solider Interieur-Eindruck im Kia Proceed

Keine großen Überraschungen birgt das Interieur des Sportkombis. Das Cockpit ist bekannt aus den Schwestermodellen und modern, aber sachlich gestaltet. Weder Materialien – passen zur Preisklasse – noch Verarbeitungsqualität bieten Anlass für Qualitätskritik. Den Vergleich mit VW-Konzernprodukten muss also auch dieser Kia nicht scheuen. Mit dem Navigations-Paket (1.084 Euro; alle Preise netto zzgl. USt.) gibt es nicht nur Online-Verkehrsinfos in Echtzeit und Features wie ein JBL-Soundsystem oder Verkehrszeichenerkennung, sondern anstelle der serienmäßigen 8-Zoll-Version auch ein 10,25-Zoll-Touchscreen. Wo wir gerade beim Infotainment sind: Die Menüstruktur ist einfach und übersichtlich, was zu einfacher Bedienung führt. Einfach abzulesen sind auch die digitalen 12,3-Zoll-Instrumente, die es nur im Technologie-Paket (ab 916 Euro plus Navigations-Paket) gibt.

Unser Proceed war zusätzlich mit dem Leder-Paket für 1.252 Euro ausgestattet. Geld, das man nicht unbedingt ausgeben muss. Tut man es aber doch, warten echte Leckerbissen auf Fahrer und Beifahrer: Die Sportsitze im Paket sitzen wie angegossen, bieten perfekten Seitenhalt und lassen einen auch nach langen Strecken entspannt aussteigen. Und eine gute Sitzposition findet man auch immer.

Nach hinten schauen? Schwierig im Proceed

Aber nicht alles glänzt am Kia Proceed. So sorgen die sportlichen Linien für eine extrem schlechte Rundumsicht. Klar, die alte Leiter bei modernen Autos. Beim Proceed geht die Kritik aber noch einen Schritt weiter: Nicht nur nach schräg hinten sieht man schlecht, sondern auch durch den Rückspiegel. Das Sportkombi-Dach ist so weit nach unten gezogen, dass ein Blick nach hinten in die Ferne überhaupt nicht möglich ist.

Den Ausgleich schafft das Fahrgefühl: Das sportliche Fahrwerk und die ebenso dynamisch-direkte Lenkung machen vor allem auf kurvigen Landstraßen richtig Spaß. Bretthart geht es trotzdem nicht zu, Kia hat das richtige Maß zwischen Sport und Komfort gefunden. Nur bei kurzen Stößen federt der Kia manchmal etwas stuckrig.

Zum agilen Eindruck passt der 160-PS-Turbo. Er ist das Basis-Aggregat im Kia Proceed und bietet auch für Autobahn-Steigungen genug Power. Natürlich, wer richtig Power will, muss zur 204-PS-Alternative greifen, für den Alltagsbedarf ist man aber auch mit 160 Pferden gut unterwegs. Der Proceed bietet als Mildhybrid eine Segelfunktion, die den Motor während der Fahrt ausschaltet. Sinn und Zweck des Ganzen: weniger Verbrauch. Nachteil: In längeren Segelphasen schwächelt die Klimaautomatik. Und mit insgesamt 7,8 Litern Super je 100 Kilometer fährt der Proceed auch als Mildhybrid eher im Verbrauchsschnitt. Aber: Wir haben den Koreaner großteils auf der Autobahn bewegt.

Nicht ganz optimal lief es bei Radio und Navigation. Im ländlichen Bereich neigte das „DAB+“-Radio auf Teiletappen zum leichten Rauschen, die Online-Verkehrsinfos funktionierten lediglich auf der Autobahn gut. Während das System den Proceed dort zuverlässig um den Stau lotste, führte es auf der Landstraße geradewegs in die nächste Baustelle.

Einfache Ausstattungsstruktur

Kleine Schwächen also nur, die den überzeugenden Gesamteindruck des Proceed nicht trüben. Bleibt nur die Frage, welchen nehmen. Und die ist schnell beantwortet, große Auswahl gibt es nämlich nicht. 160 oder 204 Benziner-PS ist die Frage, und die entscheiden wir für die Basis. Das Mildhybrid-System ist optional, kostet – immer mit Doppelkupplungsgetriebe – ab 26.336 Euro. Wer es billiger möchte, verzichtet auf den 48-Volt-Startergenerator und legt 24.025 Euro für den Sechsgang-Handschalter oder 25.706 Euro für die Doppelkupplung auf den Tresen.

Auch die Ausstattungsstruktur des Proceed ist – wie sollen wir sagen? – extrem übersichtlich. Basismotor gleich GT Line heißt die Kia-Losung. Wir entscheiden uns für die Mildhybrid-Variante und wählen als Optionen

  • Metallic-Lack (521 Euro)
  • das Navigations-Paket (1.084 Euro) und
  • das Technologie-Paket (mit Doppelkupplung 1.252 Euro).

Fertig ist ein komplett ausgestatteter Kia Proceed, der übrigens immer sieben Jahre Garantie mitbringt. Aber da ist Sportkombi bei den meisten Fuhrparks ja eh schon aus dem Leasing …

Der Kia Proceed 1.5 T-GDI 48V 7DCT GT Line in der Kurzkritik

Plus:

  • Dynamisches Fahrwerk
  • Viel Gepäckraum
  • Gute Verarbeitung

Minus:

  • Schlechte Sicht nach hinten
  • Hohe Ladekante

Technische Daten Kia Proceed 1.5 T-GDI 48V 7DCT GT Line

  • Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-Kombi
  • Länge/Breite/Höhe: 4.605/1.800/1.422 mm
  • Antrieb: Frontantrieb mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Motor: Reihenvierzylinder-Turbo-Benzinmotor mit 48-Volt-Mildhybrid-System
  • Leistung: 118 kW (160 PS)
  • Max. Drehmoment: 253 Nm bei 1.500 – 3.500 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 8,8 s
  • Norm-Verbrauch (WLTP): 6,0 – 5,6 l
  • Testverbrauch: 7,8 l
  • CO2-Emission (WLTP): 136 – 126 g/km
  • Kofferraumvolumen: 472 – 1.423 l
  • Tankinhalt: 50 l
  • Zuladung: 445 kg
  • Schadstoffklasse: Euro 6d
  • Effizienzklasse: B – A
  • KH/VK/TK: 14/20/21
  • Grundpreis Testwagen netto: 26.336 Euro
  • Stand: August 2021

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