Von Dennis Gauert
Runde Sachen gehören bei den Japanern der Vergangenheit an – zumindest wenn es ums Design geht. Mitsubishi hat bei der Modellpflege der seit 2015 gebauten L200-Generation nicht nur mehr als 50 Prozent der Bauteile erneuert, sondern auch das Markengesicht geschärft. So kommt der L200 ab günstigen 26.966 Euro nun mit einem Transformer-Gesicht aus LED-Scheinwerfern und angedeuteten Hamsterbacken zum Kunden. Der neue Look sichert ihm auf der Straße eine ungeheure Präsenz.
Der 2.2 DI-D ist kräftig aber zäh
Für den Satz nach vorne sorgt ein 150 PS starker Turbodiesel mit 2,3 Litern Hubraum, der akustisch auf dem Schoß mitfährt: Er faucht und zischt bei jeder Lastbewegung, um das maximale Drehmoment 400 Newtonmetern abzurufen. Denn der Ladedruck übernimmt die Regie. Kombiniert mit einer Sechs-Stufen-Automatik (1597 Euro) ist der Diesel sicher alltagstauglich, aber zäh zu fahren. Im Schubbetrieb wird der Turbo wenig angesprochen, sodass Überholvorgänge gut geplant werden wollen.
Der Mitsubishi Pick-up ist durstig im Alltag
Am Lenkrad befinden sich Schaltwippen für den manuellen Gangwechsel, die aber so gut wie nicht zum Einsatz kommen müssen – schließlich kann der Wählhebel ebenfalls manuell durch die Automatik navigiert werden. Mit einer abgelesenen Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h und 13,2 Sekunden auf Tempo 100 km/h ist der L200 sicher kein Sport-Pickup aber allen täglichen Aufgaben gewachsen. Das Geräuschniveau ist auch auf der Autobahn vorbildlich in dieser Klasse. Anders der Verbrauch: zehn Liter Diesel müssen es im Mittel schon sein.
Einzigartiges Antriebssystem "Super Select 4WD-II"
Den Matsch putzt sich der L200 leicht von den Schuhen. Zwar fällt seine Wattiefe im Klassenvergleich mit 50 Zentimetern um ein Sechstel früher ins Wasser als bei der Konkurrenz, dafür begeistert das Allrad-System: „Super Select 4WD-II“ heißt Mitsubishis Interpretation eines modernen Vierradantriebs, der sich souverän durch den Matsch wühlt. Als Bonus fällt der L200 erst bei einem Winkel von 45 Grad auf die Seite und schafft 70 Prozent Steigung. Der Böschungswinkel von 30 Prozent vorne und 22 Grad hinten ermöglicht starke Steigungen ohne Aufsetzen.
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Mitsubishi bietet Offroad-Möglichkeiten
Ein Clou dabei ist die Möglichkeit, unabhängig vom Untergrund, bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h, zwischen Hinterradantrieb und Allradantrieb zu wechseln. In diesem Fall sind allerdings keine Differentiale zwischengeschaltet. Diese sollten nur auf rutschigem Untergrund verwendet werden. Zur Verfügung stehen ein Mitteldifferential mit oder ohne Untersetzung und eine zusätzliche zu 100 Prozent sperrbare Hinterachssperre. Die ganz schweren Aufgaben übernehmen die Offroad-Traktionskontrolle, ein spezielles ESP für losen Untergrund, und eine Bergabfahrhilfe.
Im Vergleich geringerer Nutzwert
Beim Nutzwert sind die Japaner leider mit ihrem Transformer nicht obenauf. Knapp eine Tonne Nutzlast schafft der über zwei Tonnen schwere Pick-up, 3,1 Tonnen kann er an den Haken nehmen. Da bieten die Konkurrenten, je nach Ausstattung und Motorisierung, meist mehr. Auch die 150-PS-Motorisierung stellt den Hängerbetrieb mit schwerem Gerät in Frage. Ob die Puste hier wirklich noch für das Gewicht von anderthalb weiteren L200 reicht? Unwahrscheinlich.
Schönes Fahren mit der Top-Ausstattung
Im Innenraum blasen die Japaner mit vollen Lungen in die Fanfaren: Fast schon luxuriös präsentiert sich unser Testwagen mit perforierten Ledersitzen, einem beheizten Lederlenkrad mit Multifunktionstasten, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Regensensor und großem Infotainmentsystem sowie zahlreichen Assistenten und Hilfen. Das hat natürlich seinen Preis: Knapp 36.500 Euro werden für die Top-Ausstattung fällig. Die Haptik erhebt sich über die eines Nutzfahrzeugs. So wird der L200 leicht als SUV-Ersatz akzeptiert. Einzig an Ablagen fehlt es in der gemütlichen Fahrgastzelle. Untypisch gelingt der Einstieg in Megatrons Kommandozentrale: Erst geht’s hoch, dann fällt man tief in die bequemen Sitze.
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Viele Assistenzsysteme im L200
Die Technik-affinen Japaner haben beim L200 die Tüte voll gemacht: eine Fußgängererkennung, ein Spurhalteassistent, ein Fernlichtassistent, 360-Grad-Umgebungskameras, ein Fehlbeschleunigungsschutz, ein Totwinkelassistent, Gespannstabilisierung, Parksensoren und ein Auffahrwarnsystem sichern den Fahrer gegen Flüchtigkeitsfehler. Und das funktioniert erstaunlich gut. Lediglich das Auffahrwarnsystem irrt sich in kurvigen, stark zugeparkten Straßenabschnitten gelegentlich. Da kein Bremseingriff erfolgt, ist das aber zu verschmerzen.
Auch auf dem Teer ist der Mitsubishi ein ausgewogener Pick-up. Die Lenkübersetzung ist etwas lang und unpräzise, die Stabilität hingegen vorbildlich. Den L200 bringen auch zügig gefahrene Abbiegungen nicht aus der Ruhe. Die Bremsen haben einen vertrauten Druckpunkt und rattern erst spät ins ABS. Durch das komfortable Fahrwerk zittert der zwei Tonnen schwere L200 nur bei engen Bodenwellensequenzen.
Fazit:
Wer bei einem Pick-Up nicht auf das Kilogramm Nutzlast schaut, ist mit dem L200 auf der Höhe der Zeit. Mit umfangreichen Ausstattungsoptionen und Assistenzsystemen bietet der Mitsubishi Fahren fast wie im SUV. Hinzu kommt sein hoher Nutzwert, wenn es um das Erklimmen rutschiger Hügel geht. Mit einem stärkeren Dieselmotor und einer Auflastung würde der L200 die Konkurrenz das Fürchten lehren. Denn so modern und günstig biegt keine Offroad-Pritsche um die Ecke. Außerdem geben die Japaner fünf Jahre Garantie.
Daten Mitsubishi L200 2.2 DI-D Automatik 4WD
Maße (L x B x H) in Meter: 5,29 x 1,82 x 1,78
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, 2.268 ccm, elektronisches Common-Rail-System
Leistung: 150 PS (110 kW) bei 3500 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1750 – 2250 U/min
Kraftübertragung: Sechs-Stufen-Automatik
Antriebsart: 2WD, 4WD mit zuschaltbarem Hinterachsdifferential
Beschleunigung 0-100 km/h: 13,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
Testverbrauch: 10 Liter
Radstand: 3 Meter
Leergewicht: 2147 Kg
Zuladung inkl. Fahrer: 1038 Kg
Anhängelast (gebremst): 3100 Kg
Basispreis: 26.966 Euro
Testwagenpreis (Top): 36.462 Euro