Die Zahl der Elektrofahrzeuge nimmt in Deutschland stetig zu. Ursache und Nutznießer zugleich sind die Fahrzeughersteller mit ihrem Sinneswandel: Nach langem Zögern setzen die meisten auf die Elektrokarte – auch getrieben durch die Zwänge der Flottenverbrauchs- und -emissionsvorgaben: Während bei VW jede fünfte Neuzulassung elektrifiziert war, lag der Smart-Anteil bei 100 Prozent. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) hervor. Audi kam der Untersuchung zufolge auf 69 Prozent. Rund die Hälfte dieser Fahrzeuge ist bei der VW-Tochter allerdings als Teilzeitstromer mit einem Mildhybrid-Antrieb unterwegs, wie die Marktforscher kritisch konstatieren. "Die Tatsache, dass die 47 Prozent Mildhybride zu den alternativen Antrieben gerechnet werden, verzerrt die Statistik der Diesel- und Benzinanteile", so der O-Ton.
Ein interessanter Aspekt des DAT-Barometers bezieht sich auf die Performance der Elektrofahrzeuge auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Laut Martin Weiss, Leiter DAT Fahrzeugbewertung, haben es batterieelektrische Pkw bei den Besitzumschreibungen schwer. Dies liege am höheren Wertverlust von Elektro-Gebrauchtwagen gegenüber den Verbrennern: Eine Analyse der Transaktionspreise, die vom Handel an die DAT übermittelt werden, zeigt, dass derzeit Benziner und Diesel zu stabileren und auch höheren Preisen verkauft werden können als gebrauchte batterieelektrische Fahrzeuge. Während die Restwerte von dreijährigen Benzinern und den Altersgenossen im Stromerbereich Anfang 2020 mit 56,4 Prozent des Neuwagenpreises noch gleichauf lagen, sackten die Preise für batterieelektrische Pkw bis Dezember 2020 auf 50,6 Prozent ab (Benziner: 56,6 Prozent). Die Restwerte der Autos mit Dieselmotoren bewegte sich von 52,2 bis 52,5 Prozent im Januar bzw. Dezember – lediglich im Juni rutschte der Kurs auf 50,9 Prozent.
Taugt die Batterie noch?
Als weitere Gründe für den schweren Stand der Elektrofahrzeuge auf dem GW-Markt führt Martin Weiss die starke Förderung der neuen Elektro-Neuwagen sowie die Technologiesprünge ins Feld. "Jedem Gebrauchtwagenverkäufer gehen da schnell die Argumente aus, warum ein drei- oder vierjähriger Pkw gekauft werden soll, wenn für einen etwas höheren Betrag ein fabrikneues Fahrzeug erworben werden kann", so Weiss. Hinzu käme die nach wie vor anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der Batterie von gebrauchten E-Fahrzeugen.
Auf den Straßen fahren derzeit über 48 Millionen Pkw, davon waren laut DAT zum Erhebungszeitpunkt Anfang Januar rund 96 Prozent mit Verbrenner unterwegs (davon 31,4 Millionen mit einem Dieselmotor). 1,75 Millionen Pkw zählen zu den alternativen Antrieben (inklusive der umstrittenen Mildhybrid-Versionen). (mas)