Land Rover Defender 110: Seine Daseinsberechtigung ist selbstredend. Der Defender ist kein SUV, sondern ein Spezialist für besondere Anlässe. 
Foto: Clemens Noll-Velten
Land Rover Defender 110: Seine Daseinsberechtigung ist selbstredend. Der Defender ist kein SUV, sondern ein Spezialist für besondere Anlässe. 

Inhaltsverzeichnis

bfp-Fahrzeugtest

Land Rover Defender 110: Das Schweizer Taschenmesser im Fuhrpark

Kein SUV, sondern ein Geländewagen für den Profieinsatz, ist der Land Rover Defender. Wir haben ihn in der längeren von zwei Versionen getestet.

„Für viele ist der Defender so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser, das mit Verantwortung genutzt wird“, sagte der damalige Jaguar Land Rover Vertriebsvorstand Felix Bräutigam in einem Interview 2019. Auf der damaligen IAA in Frankfurt feierte die  Neuauflage des Geländewagen-Klassikers Premiere und war eines der Highlights. Seine Daseinsberechtigung ist selbstredend. Der Defender ist kein SUV, sondern ein Spezialist für besondere Anlässe. Egal ob Baustelle, Forst oder entlegene Katastrophen-Gebiete: Der Defender kommt selbst da noch weiter, wo zum Beispiel Straßen zerstört oder überflutet worden sind. Und so wurden bei der Neuauflage des Klassikers auch die Erfahrungen der professionellen Nutzer berücksichtigt.

Wir waren mit dem Land Rover Defender 110, es gibt noch eine kürzere 90-Variante, in der Ausstattungsvariante S D300 mit einem 300 PS starken Sechszylinder-Diesel-Motor unterwegs (ab 60.840 Euro zzgl. gesetzl. Umsatzsteuer). Zwar gibt es auch elektrifizierte Varianten des Defenders, doch in vielen Gegenden, in die sich ein Defender vorwagen kann, gibt es keine Steckdosen.

Der erste Eindruck

Beeindruckend ist das Auftreten des Geländegängers,  der mit seinem vollwertigen Ersatzrad am Heck die Fünf-Meter-Marke in der Gesamtlänge minimal reißt (5.018 mm). Mit 2.105 mm Breite bei ausgeklappten Seitenspiegeln macht er zudem deutlich, dass die Stadt nicht unbedingt sein Terrain ist.

Auch bei der Neuauflage des Defenders ist die Grundform des Urahnen nicht zu verleugnen. Dem Zeitgeist und der Aerodynamik geschuldet sind die Formen nun abgerundet. Vorne fallen sofort die ringförmigen LED-Tagfahrlichter auf. Die Seitenansicht wird von weit ausgestellten Radhäusern und der typischen Silhouette geprägt. Unser Testwagen kam auf 22-Zoll-Rädern und Reifen mit Straßenprofil und wirkten bei diesem Fahrzeug keineswegs wuchtig. Der Offroad-Charakter wird zudem von dem angedeuteten Trittschutz auf der Motorhaube und dem  seitlich in den vorderen Kotflügeln integrierten Ansaugschacht für den Motor geprägt. Mittels Zubehör kann dieser auch an das Dachende verlegt werden.

Am Heck dominiert das vollwertige Ersatzrad, das an der seitlich zu öffnenden Hecktür angebracht ist. Die feingliedrigen abgerundeten LED-Rückleuchten sind im Vergleich zu dem  alten Defender gut sichtbar und schön integriert.  

Innenraum

Die geländetaugliche Bodenfreiheit (1.972 mm bei Stahlfederung  und 1.967 mm, wie bei unserem Modell mit elektronisch geregelter Luftfederung) lässt das Einsteigen an das Erklimmen des Sitzes eines Transporters erinnern. Erleichtert wird der Einstieg durch die vielen Haltegriffe. Fahrer und Beifahrer finden auf gut gepolsterten Sitzen mit gutem Seitenhalt bequem Platz. Insgesamt ist das Platzgefühl sehr gut, sowohl vorne als auch in der zweiten Sitzreihe. Praktisch sind die vielen Ablage- und Anschlussmöglichkeiten zum Laden elektrischer Geräte über USB oder 12-Volt-Steckdosen. Die im Innenraum verbaute Materialauswahl zeigt sich als ein gekonnter Mix aus Wertigkeit und Robustheit. Insbesondere praktikabel sind die im Gepäckabteil verbauten robusten, abwaschbaren Materialien. Während Land Rover bewusst auf Funktionalität und an vielen Stellen auf sichtbare Schraubverbindungen setzt, ist das Cockpit mit fast schon luxuriösen Elementen ausgestattet: Von der Drei-Zonen-Klimaanlage über den großen Zentralbildschirm bis zum digitalen Instrumententräger ist alles ergonomisch angeordnet und intuitiv bedienbar. Auch die Menüs und Funktionen des Infotainmentsystems sind selbsterklärend und reagieren schnell auf Befehle per Touchscreen.

Der Kofferraum des Defenders 110 hat ein Mindestvolumen von 1.075 Litern. Wird die dreigeteilte Rückenlehne nach vorne geklappt, erhöht sich das Ladevolumen auf 2.380 Liter. Mit geeigneten Dachträgern lässt sich bis zu 168 kg Ladegut aufs Dach verfrachten. Falls das tatsächlich nicht ausreichen sollte, kann die Anhängerkupplung einen gebremsten Anhänger mit bis zu 3,5 Tonnen Gewicht aufnehmen.

Wer noch mehr Laderaum braucht, sollte sich die Nutzfahrzeugvariante des Defenders mit Namen „Hard Top“ genauer anschauen. Die Preise starten bei 39.479 Euro (zzgl. gesetzl. Umsatzsteuer) für die kurze Version (90), das längere Modell (110) kostet ab 48.322 Euro (zzgl. gesetzl. Umsatzsteuer). Die Ladekapazität beträgt in der kürzeren Variante 1.355 Liter, in der längeren 2.059 Liter. Serienmäßig sind bei beiden Ausführungen zwei Sitzplätze an Bord.

Motor Kosten und Fahreigenschaften

Den Reihensechszylinder-Diesel gibt es in den Leistungsstufen 200, 249 und 300 PS. Der Vierzylinder-Diesel wurde aus dem Programm genommen. Wir waren mit dem D300, der mit 300 PS den stärksten Selbstzünder im Programm darstellt, unterwegs. Der Motor ist kultiviert, bietet viel Leistung für jeden Einsatzzweck – auch als Zugpferd.

Das in unserer Ausstattungsvariante vorhandene Luftfahrwerk ist sehr ausgewogen und absolut langstreckentauglich. Damit gelingen auch flotte Kurvenfahrten ohne große Wankbewegungen, trotz des hohen Eigengewichts und des hohen Aufbaus. Die Lenkung ist leichtgängig und passt sich in der Härte der Geschwindigkeit ein. Sie ist dabei feinfühlig und gibt zu jeder Zeit gute Rückmeldung von der Fahrbahn. Die Bremsen sind gut dimensioniert und verzögern den fast zweieinhalb Tonnen schweren Defender stets zuverlässig.

Bei unseren Testfahrten verbrauchten wir im Durchschnitt 9,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Das ist rund 1 Liter mehr als vom Hersteller angegeben. Fuhrparkmanager sollten mit 68 Cent pro Kilometer bei einer Laufzeit von 48 Monaten rechnen.

 

Mit dem  Defender im Gelände

Der Defender ist ein Geländewagen - selbst ohne Stollenbereifung. Einen Ausritt auf matschigen Forstwegen und regennassen Grashügeln mit fast 20 Grad Neigung meisterte der Defender auch mit Straßenbereifung mit erstaunlicher Souveränität. Dank des großen Böschungswinkels schafft auch der lange Defender 110 maximal 28 Grad.   

Die Insassen können auf dem Display in der Offroad-Ansicht  in Echtzeit die Kraftverteilung auf die Räder sehen oder, aus verschiedenen Kamerabildern generiert, das Livebild des Bodens unterhalb des Fahrzeugs verfolgen. Eine Wasserfurt bis zu 90 Zentimeter Tiefe kann der Defender durchfahren. Ein Assistent misst permanent die Wassertiefe und schlägt bei Bedarf Alarm. Schön gelöst ist die Möglichkeit, alle Außenabmessungen, inklusive Bodenfreiheit, in Abhängigkeit des aktuell gewählten Fahrwerkniveaus der Luftfederung, bequem über das Zentraldisplay abzurufen. Das ist nicht nur im Gelände ein Pluspunkt, sondern auch in manchen Parkhauseinfahrten oder Unterführungen. Um auch schwerste Geländepassagen zu bewältigen, kann von der Auswahl der Untergrundbeschaffenheit über den Schlupfgrad des Antriebs bis hin zur Sperrwirkung der Differenziale, vieles manuell eingestellt werden. Ansonsten erledigen das Assistenten automatisch.

 

Fazit

Der Defender zeigt sich in seiner Vielseitigkeit wie ein Schweizer Taschenmesser auf vier Rädern. Sowohl auf Autobahnen, auf befestigten Wegen als auch im Gelände ist er voll einsatzfähig, souverän und komfortabel unterwegs. Ladekapazität, Anhängerlast und die Möglichkeit, ihn auch als Nutzfahrzeug in der Variante „Hard Top“ zu ordern, lassen ihn einen sicheren Platz in bestimmten Fuhrparks einnehmen. Die Kosten von 68 Cent pro Kilometer können sich sehen lassen.

Betriebskosten/TCO Land Rover Defender 110 D300

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