Von Christian Frederik Merten
Der Land Rover Defender gehört zu den wenigen Geländewagen, die diesen Namen noch verdienen. Wer ihn als SUV titulierte, spräche eine grobe Beleidigung aus. Eine große Herausforderung also für Land Rover, nach mehr als 70 Jahren eine zweite Generation des Kraxlers auf die Beine zu stellen. Wir sagen: Das ist den Engländern gelungen.
Neuer Defender: Sofort zu erkennen
Schon von außen ist sich der Defender treu geblieben. Die hohe Haube, steile Scheiben und klare Außenflächen lassen ihn sofort als Ahn der Ikone erkennen. Wie sein Vorgänger ist auch der neue Defender in zwei Varianten lieferbar: als kurzer Defender 90 mit maximal sechs Sitzplätzen und als langer Defender 110 mit maximal sieben Plätzen – und jeweils noch einem Sitz mehr mit optionalem dritten Klappsitz vorn.
Was muss ein Defender können? Richtig, über Stock und Stein fahren, und quasi über jeden. Maximal Geländegängigkeit stand also im Defender-Lastenheft, und dieses Ziel haben die Land-Rover-Ingenieure einmal mehr erfüllt. Kurze Überhänge vorn und hinten sorgen für Böschungswinkel von 38 beziehungsweise 40 Grad, die Wattiefe liegt bei maximal 900 Millimetern und die maximale Achsverschränkung bei 500 Millimetern. Beste Voraussetzungen also für den Ritt durch Matsch und Schlamm.
Auf einer ersten Testfahrt im Gelände stellte der Defender seine Fähigkeiten unter Beweis. 110 Prozent Steigung waren kein Problem, auch simuliertes Glatteis meisterte der Engländer auf der Teststrecke, ohne stecken zu bleiben.
Mehr Straßenkomfort und Connectivity
Erstmals soll der Defender aber nicht nur im Gelände, sondern auch auf der Straße eine gute Figur machen. Sie zählte nicht unbedingt zum bevorzugten Revier der ersten Generation, Generation Nummer zwei fühlt sich aber auch hier zu Hause. Klar, mit 5,02 Metern Länge ist der Defender 110 kein praktisches Stadtauto. Komfortables Dahingleiten auf der Landstraße oder Autobahn liegt ihm aber auf jeden Fall in den Genen. Und der von uns gefahrene Defender 110 D240 mit 240 PS zeigt: Auch wer es mal eilig hat, hat am Defender seine Freude. Beim Tritt aufs Gas kommt ordentlich Wumms. Damit der nicht zu übermäßig viel Verbrauch führt, haben die Engländer den cW-Wert von 0,68 auf 0,38 verbessert.
Und auch innen hat sich einiges getan. Das Armaturenbrett zeigt sich zwar weiter von seiner ganz funktionalen Seite, technisch ist der Defender im Innenraum aber nicht wiederzuerkennen. So hält ein komplett neu entwickeltes Infotainment-System Einzug in den Geländewagen. Land Rover schwärmt von einer flachen Menustruktur und schneller Reaktion: 90 Prozent der Funktionen ließen sich über das Startmenü bedienen, insgesamt habe man die Bedienschritte um 50 Prozent reduziert.
Plug-in-Hybrid folgt
Beim Händler steht der Defender 110 ab dem 20. Juni. Der Defender 90 und eine Commercial-Version folgen im Laufe des Jahres. Das Motorenprogramm besteht zum Start aus einem Diesel mit 200 und 240 PS sowie zwei Benzinern mit 300 und 400 PS. Das stärkste Aggregat kommt als Mild Hybrid mit Startergenerator, ein Plug-in-Hybrid ist angekündigt. Serie sind eine Achtgangautomatik und – ganz standesgemäß – Allradantrieb.
Los geht es für den Defender 90 ab 41.765 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.), der lange Defender 110 kostet mindestens 46.723 Euro. Land Rover bietet seinen Boliden in den Ausstattungsvarianten Defender, S, SE, HSE, First Edition und X an. Dazu kommen je nach bevorzugtem Einsatzzweck die optionalen Zubehörpakete Urban, Country, Adventure und Explorer.
Technische Daten Land Rover Defender 2020