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Foto: Christian Frederik Merten
Der Lexus ES 300h fährt mit schlanken und im Profil sehr eleganten Linien vor.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Fahrtest

Lexus ES 300h: Selten, aber beachtenswert

Lexus ES 300h? Kennen Sie nicht? Kein Problem, so viele fahren nicht in Deutschland. Aber: Die Hybrid-Limousine bietet einige Qualitäten.

Lexus-Kunden zählen in Deutschland zu den Individualisten. Wer sich im Mainstream wohlfühlt, entscheidet sich wohl kaum für ein Modell der Premium-Tochter von Toyota. So ist auch der Lexus ES 300h, ein nobler Bruder des Toyota Camry, hierzulande eine Randerscheinung in der oberen Mittelklasse, in der es Importeure so oder so schwer haben.

Noch individueller wird es, weil der ES 300h ausschließlich als Vollhybrid zu haben ist. In Zeiten, in denen sich Plug-in-Hybride bei Anschaffung und Dienstwagen-Versteuerung großzügiger Fördermittel erfreuen, gerät dieses System zunehmend aus dem Visier vieler Hersteller und Kunden. Nicht so im Toyota-Konzern, und warum das durchaus Sinn ergibt, zeigt unser Test des Lexus ES 300h Luxury Line.

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Schlanke Lexus-Linie, trotzdem viel Platz

Lexus-typisch hebt sich der ES schon von außen deutlich von der Masse ab. Viel Aufmerksamkeit zieht der riesige und schwungvolle Grill auf sich, dem eine Portion Aggressivität nicht abzusprechen ist. Auch die schmalen Scheinwerfer mit ihren verschränkten Tagfahr-LEDs im unteren Bereich sind markentypisch. Von der Seite kommt der ES coupéhaft daher, sein Heck dominieren eine breite Chromleiste und schmal geschnittene Rückleuchten, die die Horizontale des Fahrzeugs betonen.

4,98 Meter misst der ES 300h in der Länge, seine äußere Erscheinung lässt dennoch nicht auf ein Raumwunder schließen. Weit gefehlt, trotz schlanker Linien und flacher Dachlinie bietet die japanische Limousine ihren Passagieren mehr als genug Platz – und das auch im Fond. Obwohl der 1,6-kWh-Akku des Hybridsystems unter der Rücksitzbank verbaut ist, bietet der Kofferraum mit 454 Litern Fassungsvermögen lediglich Durchschnittsformat. Und mit der kleinen Ladeluke fordern die fließenden Formen doch noch ihren Tribut. Große Gepäckstücke lassen sich nur schwer in den Lexus hieven.

ES 300h-Materialmix: Alles dabei

Der ES-Innenraum kann seine wahre Bestimmung nicht verleugnen. Dass der ES vor allem auf den US-Markt zielt, ist hier sofort klar. Geschwungene Linien, verschiedene Farbtöne sowie Holz- und Metalldekors vermitteln einen unruhig-überladenen Eindruck, auch die vielen Schalter und Knöpfe sind mittlerweile eher ungewohnt. Dennoch: Rein ergonomisch gesehen gibt es in der Praxis nichts zu meckern, auch die Verarbeitungsqualität ist wie von Lexus gewohnt tadellos. Allerdings haben sich an einigen Stellen Kunststoffe in den ES 300h geschmuggelt, die überhaupt nicht Premium-like sind. Ein Gruß vom US-Markt …

Volldigitale Instrumente gibt es im ES 300h nicht, Tank- und Temperaturanzeige sind analog. Das digitale Rundinstrument ist von Chromschmuck umgeben, passt sich dem gewählten Fahrmodus – Normal, Eco oder Sport – an und ist problemlos ablesbar. Das gilt auch für das digitale Multifunktionsdisplay links daneben und den 12,3-Zoll-Monitor im oberen Teil der Mittelkonsole. Zu steuern ist er über das Bedienfeld in der Mittelkonsole – genannt Remote Touch-Bedienung –, die uns aber wenig überzeugt hat. Sie gibt zwar akustisch wie haptisch Rückmeldung, überträgt die Befehle aber oft sehr ungenau in das System. Unser Rat: Lieber die zuverlässige Sprachsteuerung nutzen.

Sparsamer Hybridantrieb im Lexus ES 300h

Kommen wir zum Sahnestück des Lexus ES 300h: dem Antrieb. Das Hybridsystem aus 2,5-Liter-Benziner und Drehstrom-Synchron-Elektromotor leistet insgesamt 218 PS. Bei niedrigen Drehzahlen oder beim Gleiten arbeitet der Verbrenner fast unhörbar. Auch rein elektrisch – bis maximal Tempo 120 – bewegt sich die Lexus-Limousine naturgemäß äußerst leise. Da fallen dann bei geschlossenem Schiebedach, aber offener Jalousie sogar die Windgeräusche aus dem Dachbereich ins Ohr. Lauter wird es allerdings, wenn man das Gaspedal durchtritt. Der ES 300h ist mit stufenlos-variabler Automatik ausgerüstet, und die dreht ihren Motor ja bekanntermaßen gerne mal etwas aus. Der befürchtete Gummiband-Effekt bleibt allerdings überschaubar.

Der Lexus ES 300h ist kein Sprinter, sondern ein komfortabler Langstreckengleiter, gemacht für tempolimitierte Autobahnen. Genug Power hat er trotzdem, ohne Zweifel. Dennoch: Das Hauptaugenmerk seiner Entwickler lag auf der Effizienz. Und das mit Erfolg: 6,8 Liter je 100 Kilometer flossen durch die Zylinder unseres Test-Lexus. Angesichts der Leistung, des Gewichts – rund 1,7 Tonnen leer – und zahlreicher auch schnellerer Autobahnetappen ein beachtenswerter Wert. Nur zwei Details fielen uns auf: Die Lichtautomatik reagierte oft bei Regen und eingeschaltetem Scheibenwischer verzögert, die Sitzheizung arbeitete auch in höchster Stufe etwas schwächlich.

Unser Test-ES war für 1.681 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.) mit digitalen Außenspiegeln ausgestattet. Heißt: Außenkameras, die ihre Bilder auf zwei kleine, an den A-Säulen befestigte Monitore übertragen. Die Bildausschnitte lassen sich wie bei konventionellen Spiegeln via Drehknopf einstellen, beim Rückwärtsfahren oder Öffnen der Türen ändert sich der Bildausschnitt. Tagsüber gibt es an der Bildqualität nichts zu meckern, in der Dämmerung und nachts hätten wir aber konventionelle Außenspiegel bevorzugt. Unser Fazit zu den Kamera-Spiegeln: den Aufpreis sparen.

Unsere Empfehlung: Style Edition oder Business Line

Womit wir auch schon bei der Kaufempfehlung für den Lexus ES 300h wären. Antriebsseitig gibt es keine Wahl, der getestete Hybrid mit stufenloser Automatik ist die einzige Antriebskombination der Business-Limousine. Mehr Möglichkeiten bestehen in Sachen Ausstattungsvarianten. Dazu hat Lexus derzeit folgende Pakete geschnürt:

  • ES 300h
  • das Sondermodell Style Edition
  • Executive Line
  • F Sport sowie
  • Luxury Line

Speziell für Gewerbekunden gibt es den ES außerdem als Business Line.

Die Basis fällt raus, für sie gibt es nicht mal einen Regensensor. In der aktuellen Preisliste vom Januar 2021 entscheiden wir uns für die Style Edition. Für 41.975 Euro hat es alles an Bord, was man im Alltag braucht – zum Beispiel zahlreiche Assistenzsysteme und Premium-Navigationssystem mit 12,3-Zoll-Monitor.

Müssten wir aus der regulären Palette wählen, würden wir zur Business Line greifen (46.555 Euro). Sie basiert auf der zweitgünstigsten Variante Executive Line, hat gegen 547 Euro Aufpreis aber auch das für diese Variante ansonsten nicht lieferbare, regulär 1.849 Euro teure Premium-Navigationssystem inklusive DVD-Player und Mark-Levinson-Audioanlage an Bord.

Der Lexus ES 300h Luxury Line in der Kurzkritik:

Plus:

  • Komfortables Langstreckenfahrzeug
  • Niedriger Verbrauch
  • Viel Platz für die Passagiere

Minus:

  • Relativ kleiner Kofferraum
  • Durchwachsener Materialmix
  • Infotainment-Bedienung

Technische Daten Lexus ES 300h Luxury Line:

  • Viertürige, fünfsitze Limousine der oberen Mittelklasse
  • Länge/Breite/Höhe in mm: 4.975/1.865/1.445 mm
  • Motoren: Reihenvierzylinder-Benzinmotor und Drehstromsynchron-Elektromotor
  • Leistung Benzinmotor: 131 kW (178 PS)
  • Max. Drehmoment Benzinmotor: 221 Nm bei 3.600 – 5.200 U/min
  • Leistung Elektromotor: 88 kW (120 PS)
  • Max. Drehmoment Elektromotor: 202 Nm
  • Systemleistung: 160 kW (218 PS)
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 8,9 s
  • Normverbrauch (NEFZ): 4,5 – 4,4 l
  • Testverbrauch: 6,8 l
  • CO2-Emission (Norm): 103 – 100 g/km
  • Kofferraumvolumen: 454 l
  • Tankinhalt: 50 l
  • Zuladung: 410 – 470 kg
  • Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
  • Effizienzklasse: A+
  • KH/VK/TK: 17/29/26
  • Grundpreis Testwagen (netto zzgl. USt.): 51.118 Euro

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