Von Christian Frederik Merten
Die bfp-Redaktion testet einen Mazda3. So weit, so gut, so gewöhnlich. Aber unser Testwagen war in zweifacher Hinsicht ein Auto fern des Mainstreams. Warum? Zum einen fuhr unser Test-Mazda3 in der Stufenheck-Version Fastback vor. Eine Karosserievariante, die in Deutschland in der Kompaktklasse so gut wie keine Freunde findet – und von vielen Herstellern auch schon längst aus den Preislisten gestrichen wurde. Zum anderen kam unser Mazda3 mit dem Skyactiv-X-Motor, also quasi einer Mischung aus Benziner und Diesel, der für ganz besonders viel Effizienz sorgen soll.
Schöne Linien, trotzdem viel Platz
Aber der Reihe nach. Von außen setzt auch der 3 die aktuelle Mazda-Designlinie komplett um. Das ist absolut kein Nachteil. Natürlich ist Geschmack immer subjektiv, wir würden aber sagen, dass die Japaner es derzeit besonders gut verstehen, ihre Modelle einzukleiden. 4,66 Meter ist der Mazda3 Fastback lang. Wie seine Markengeschwister blickt er einen selbstbewusst aus schmal geschnittenen Scheinwerfern an, die lange Haube geht in eine flache Windschutzscheibe über, die Dachlinie fällt stark nach hinten ab und läuft in einem kurzen Stummelheck aus, dessen Kofferraumdeckel eine scharf geschnittene horizontale Sicke ziert. Kurzum: Wenn wir es nicht besser wüssten, könnten wir die Herkunft des Mazda3 auch Norditalien verorten.
Kurzum: Dynamisch ist der Mazda3 schon im Stand. Das Schöne dabei aber ist, dass die Alltagstauglichkeit dabei nicht zu kurz kommt. Innen sitzt es sich wie angegossen. Klar, der japanische 3er wartet nicht mit Van-Maßen auf. Aber es zwickt auch nicht. Fahrer und Beifahrer haben sowieso genug Platz, und sitzt vorne ein 1,80-Meter-Mann, könnte er es sich auch auf der Rückbank bequem machen. Genügend Knieraum ist auch dann noch vorhanden, und trotz abfallender Dachlinie stoßen 1,80-Meter-Menschen auch hinten nicht mit dem Kopf ans Dach. Genügend Platz bietet mit 450 Litern Fassungsvermögen auch der Kofferraum. Allerdings: Die Ladeluke ist sehr klein, die Ladekante mit ausgeprägte Stufe innen recht hoch. Sperrige Gegenstände in das tiefe Gepäckfach zu laden, kann also schwierig werden.
Wohlfühl-Innenraum
Auch das Cockpit hinterließ einen positiven Eindruck bei uns. Haptik und Verarbeitungsqualität konnten – abgesehen von einigen wenigen Teilen aus billig wirkendem Plastik – überzeugen, das Design wirkt aufgeräumt. Nicht ganz so toll fanden wir dagegen die ergonomische Konzeption des Infotainmentsystems. Der Monitor ist zwar schick und schwungvoll in die Mitte der Instrumententafel integriert, ist 8,8 Zoll groß, aber relativ schmal geschnitten – und ohne Touchscreen-Funktion. Die Bedienung erfolgt also via Dreh-Drück-Schalter oder über die – nicht immer ganz zuverlässige – Sprachsteuerung. Gerade bei der Eingabe längerer Adressen ins Navigationssystem hätten wir uns eine einfachere Bedienung gewünscht.
Starten wir also den Motor. Wie gesagt, der Skyactiv-X ist ein Benziner, der wie ein Diesel arbeitet. Oder wie Mazda es ausdrückt: "Der Skyactiv-X-Motor arbeitet in nahezu allen Betriebsbereichen mit dem SPCCI-Verbrennungsverfahren, bei dem ein sehr mageres Kraftstoff-Luft-Gemisch mittel zündfunkengesteuerter Kompressionszündung verbrennt." Dieseltypische Selbstzündung im Benziner also. Außer Mazda kann das derzeit kein anderer Autobauer, aber das Beste am Motor ist: Man merkt ihm sein technisches Revoluzzertum im Alltag überhaupt nicht an. In den Tank fließt Super-Benzin – am besten E10 – und auch akustisch ist nichts vom Diesel zu hören.
Der Mazda3 Skyactiv-X ist vor allem auf Effizienz getrimmt
180 PS leistet der Skyactiv-X-Motor, Mazda-typisch kommt er ohne Turboaufladung. Spaß macht er, Mazdas Hightech-Motor, auch wenn er in erster Linie nicht auf Dynamik, sondern auf Effizienz getrimmt ist. Das heißt: Für Schaltfaule ist der Japaner nichts. Das maximale Drehmoment von 224 Nm liegt bei 3.000 Umdrehungen an, wer darunter und vor allem um die 2.000 Touren vom Fleck weg will, muss einen oder zwei Gänge runterschalten. Schön, dass der von uns getestete Handschalter die Gänge auf kurzen Wegen so exakt führt. 7,2 Liter Super flossen auf 100 Kilometer bei uns durch die Zylinder. Für einen Benziner dieser Leistungsklasse angesichts vieler Autobahn-Etappen ein guter Wert. Den Einfluss des Mildhybrid-Systems an Bord spürt man an dieser Stelle aber nicht.
Insgesamt ist der Mazda3 Skyactiv-X ein überzeugendes Gesamtkonzept. Ein Auto, das komplett in sich ruht, kurz ein entspannter Alltagsbegleiter. Auch die komfortabel-straffen Sitze mit ihrer gefühlt niedrigen Sitzposition oder direkte Lenkung tragen dazu bei, dass dieses Auto auf so ganz unaufgeregte Art und Weise einfach Spaß macht. Auch das Fahrwerk zeigt einen guten Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit. Nur auf kurzen Bodenwellen federt es von Zeit zu Zeit etwas holprig ab. Und: Die Verkehrszeichenerkennung reagierte nicht immer so spontan, wie sie es hätte tun sollen.
Motoren-Auswahl nur im Fünftürer
Welchen Mazda3 also kaufen oder leasen? In Deutschland spielt die klassische Limousine nur eine untergeordnete Rolle, ungeachtet persönlicher Vorlieben empfehlen wir an dieser Stelle auch das fünftürige Fließheck. Schon alleine, weil der Kunde dort deutlich mehr Antriebsauswahl hat. Beziehungsweise überhaupt eine Auswahl, denn das Stufenheck gibt es ausschließlich mit dem Skyactiv-X-Motor. Für den Fünftürer stehen dagegen noch ein 122- und 150-PS-Benziner sowie ein 116-PS-Diesel zur Wahl. Wie der Skyactiv-X-Motor verfügen auch die schwächeren Benziner über eine Mildhybrid-Unterstützung.
Eine Sechsstufen-Automatik gibt es für rund 1.680 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.) für jeden Motor. Aus unseren Erfahrungen mit der Automatik im CX-30 würden wir an dieser Stelle aber zum Handschalter raten. Für den Skyactiv-X-Motor bietet Mazda gegen 5.841 Euro Aufpreis auch eine Allradvariante an – allerdings ebenfalls nur für den Fünftürer.
Unser Tipp: der Mazda3 Selection
Einfach gestrickt ist die Ausstattungsstruktur des Mazda3. Unabhängig von der Motorisierung – den Skyactiv-X können wir mit gutem Gewissen empfehlen – gibt es die Basis und die Variante Selection. Unser Tipp: die rund 1.100 bis 1.700 Aufpreis in die Selection-Ausstattung investieren. Zwar ist schon die Basis mit adaptivem Tempomat, Notbrems-, Spurwechsel- und Verkehrszeichenassistent, Voll-LED-Scheinwerfer, "DAB+"-Radio oder Navi nicht schlecht ausgestattet. Extras gibt es hier aber keine. Nur wer die Variante Selection bestellt, erhält zum Beispiel auch eine Einparkhilfe vorn, die Klimaautomatik, die Lenkrad- und Sitzheizung, das schlüssellose Schließsystem oder die Rückfahrkamera. Außerdem gibt es auch die vier bis fünf Optionspakete ausschließlich für Kunden, die einen Mazda3 Selection bestellen.
Der Mazda3 Fastback Selection Skyactiv-X 2.0 M Hybrid in der Kurzkritik:
Plus
- Reichhaltige Ausstattung
- Ausgewogenes Gesamtkonzept
- Harmonische Handschaltung
Minus
- Bedienergonomie Navi/Infotainment
- Optionen nur für die teurere Variante Selection
- Kleiner Kofferraumzugang
Technische Daten Mazda3 Fastback Selection Skyactiv-X 2.0 M Hybrid:
- Viertürige kompakte Limousine mit fünf Sitzen
- Länge/Breite/Höhe in mm: 4.660/1.795/1.440 mm
- Frontantrieb mit Sechsgang-Schaltgetriebe
- Leistung: 132 kW (180 PS)
- Max. Drehmoment: 224 Nm bei 3.000 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: 216 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 8,2 s
- Norm-Verbrauch (WLTP): 5,6 l
- Testverbrauch: 7,2 l
- CO2-Emission: 102 g/km
- Kofferraumvolumen: 450 l
- Tankinhalt: 51 l
- Zuladung: 607 kg
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Effizienzklasse: A+
- KH/VK/TK: 17/24/27