Hans-Joachim Mag
An Derivaten des Mini mangelt es ja nicht unbedingt. Da wundert es nicht, dass heutzutage neben Dreitürer, Fünftürer, Cabrio oder Kombi ein SUV angeboten wird. Dieses wurde einst Countryman getauft und ist jüngst in seiner zweiten Auflage erschienen. Und dass Mini nicht mehr mini ist, wissen wir ja schon lange, und so zögerten die Ingenieure nicht, dem SUV noch ein wenig mehr Größe zu verpassen. Um genau 20 Zentimeter in der Länge und drei Zentimeter in der Breite wurde das Mini-SUV zum Kompakt-SUV aufgeblasen. Der Radstand wuchs um 7,5 Zentimeter. 4,30 Meter misst der Viertürer nun von Stoßstange zu Stoßstange, was den neuen Countryman zum größten Mini aller Zeiten macht. Wir fuhren den Countryman S mit Allradantrieb.
Was treibt den Countryman an?
Wir fuhren den Mini-Riesen mit dem bekannten und 192 PS starken Cooper-S-Antrieb und Achtgang-Steptronic. Dieser Motor verleiht dem Dreitürer den Esprit, den man von einem Mini – von einem Cooper allemal – erwartet. Im wuchtigen Countryman verliert er indes viel von seiner Spritzigkeit und seinem Charakter. Der Sound erinnert fast an einen Diesel, und man muss schon eifrige Schaltarbeit an den Lenkradpaddeln leisten, um dem Mini Beine zu machen. Allein im Sportmodus klingt er ein wenig so, wie man es erwarten kann. In den beiden anderen, Green und Mid, schaltet das sanft arbeitende Getriebe früh nach oben, um Kraftstoff zu sparen.
Wie komfortabel ist er?
Jene Fahrmodi haben keinen Einfluss auf das Fahrwerk, das freilich recht sportlich ausgelegt ist, ohne jedoch unkomfortabel zu sein. Es federt Stöße gut weg, gibt dennoch gute Rückmeldung vom Asphalt. Sicher und souverän ist das Fahrverhalten, auch in schnell gefahrenen Kurven. Der Allradantrieb schaltet sich je nach Bedarf dazu, lässt sich aber leider nicht komplett abschalten. Auf Schnee, Eis oder Schotter, vor allem aber beim Offroadfahren, werden stets alle vier Antriebsräder benötigt. Ein Kart-Feeling, wie man es vom Dreitürer kennt, will indes nicht aufkommen.
Wie sicher ist der Mini?
Üppig ausgerüstet ist der Countryman in Sachen Sicherheit. Serienmäßig gibt es neben den üblichen Airbags eine Auffahrwarnung mit City-Anbremsfunktion, Sportsitze und anderes. Wer den Tempomaten mit Abstandsregelung und eine Verkehrszeichenerkennung möchte, muss das Paket „Driving Assistance“ wählen, das 990 Euro kostet. Im maximal 1.390 Liter großen Laderaum finden sich vier Zurrösen, und ein Trennnetz kann für 190 Euro bestellt werden. Auch ein Notrad wird angeboten: für 90 Euro.
Wie geht es innen zu?
Wie in den anderen Versionen ist der Innenraum des Countryman liebevoll gestaltet, schmückt sich mit netten Illuminationen, wenn es dunkel wird und lässt in Sachen Materialqualität und Verarbeitung kaum Wünsche offen. Wenig premium wirkt indes die mit 600 Euro teure herausfahrende Plastikscheibe, die als Head-up-Display dient. Auch die Sportsitze könnten ein wenig mehr Seitenhalt geben. Da der Längenzuwachs vor allem den Rücksitzen zugute gekommen ist, finden im Fond auch große Mitfahrer auskömmlich Platz. Die Armaturen und die Bedienung kennt man aus anderen Modellen; sie erschließt sich schnell.
Was kostet der Mini Countryman?
31.900 Euro brutto kostet der Countryman Cooper S mit Allradantrieb mindestens. Hinzu kommen 1.950 Euro für die Achtgang-Automatik sowie 280 Euro für die Fahrmodi. Zudem umfasst die Ausstattungsliste ähnlich viele Positionen wie man sie von Premium-Fahrzeugen kennt, so dass die 50.000-Euro-Marke leicht zu knacken ist. Unserer Betriebskostenberechnung (siehe Download) legten wir einen Preis von 40.000 Euro zugrunde.
Der Verbrauch pendelte sich auf unseren Touren bei 8,3 Liter auf 100 Kilometer ein, was angesichts der Größe des Autos durchaus nicht viel ist. Der Normverbrauch von 6,5 Liter wird aber nicht annähernd erreicht; vielmehrdarf man getrost davon ausgehen, dass es bei häufigem Einsatz des Sportmodus mehr als 8,3 Liter werden. Unter dem Strich stehen somit Kilometerkosten von 38,43 Cent (160.000 km/48 Monate) beziehungsweise 1.281 Euro im Monat.
Das Fazit
Das typische Mini-Feeling kommt kaum auf im Countryman, SUV-Feeling aber ebenso wenig – dazu sitzt man einfach nicht hoch genug. Wo der eine von einer gelungen Mixtur sprechen mag, dürfte ein anderer von „nicht Fisch und nicht Fleisch“ reden. Wie immer liegt das im Auge des Betrachters – oder der Betrachterin.
Auf einen Blick:
- Mini Countryman S All4
- Preis: 31.900 Euro brutto
- Kilometerkosten: 38,43 Cent
- Kosten im Monat: 1.281 Euro