Von Christian Frederik Merten
Dass sich auch Mobilitätstrends verändern, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Vor allem im urbanen, dicht besiedelten Raum nutzen Menschen Mobilitätsangebote situativ und je nach Bedarf. Geht es zum Einkauf zu Ikea, kommt der Familien-Kombi zum Einsatz, abends zum Wein bei Freunden auf dem Hinweg das Carsharing-Auto und zurück die U-Bahn.
Eine Konsequenz: Geht es um die reine Mitarbeiter-Motivation, setzen einige Unternehmen nicht mehr nur auf den klassischen Dienstwagen, sondern auf Mobilitätsbudgets. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten dann monatlich eine Summe X, die sie nach Belieben für definierte Mobilitätsangebote ausgeben können. Ein Anbieter solcher Mobilitätsbudgets ist Mobiko. Und die Münchner haben die ihnen vorliegenden Daten nun in einem umfassenden Mobilitäts-Report aufbereitet. Ein Ziel der Datensammlung, so Nicola Büsse, Mitgründerin und Head of Sales bei Mobiko: "Das Bedürfnis der Mitarbeiter für vielfältige Mobilitätslösungen transparent machen."
Beliebter ÖPNV
Rund 15.000 Belege aus dem Zeitraum zwischen April und Dezember 2019 haben die Bayern dafür ausgewertet. Sie resultieren ausschließlich aus Privatfahrten und Arbeitswege, denn Mobiko bietet sein Mobilitätsbudget ausschließlich zu Motivationszwecken an, klassische Dienstreisen werden von den Unternehmen separat abgerechnet. In der Auswertung entspringen 78 Prozent der eingereichten Belege Privatfahrten, 22 Prozent entfallen auf den Arbeitsweg.
Und zwischen beiden Mobilitäts-Situationen zeigen sich deutliche Unterschiede, was die Nutzungshäufigkeit einzelner Mobilitätsangebote betrifft. So entstammen 63 Prozent der Belege, die für den Arbeitsweg eingereicht wurden, Fahrten mit dem ÖPNV. In der Freizeit-Mobilität sind es lediglich 41 Prozent. Zweitbeliebtestes Verkehrsmittel für den Arbeitsweg ist bei den Mobiko-Nutzern das Carsharing (17 Prozent der Belege), privat liegt der Wert aber immer noch bei 14 Prozent. Allerdings nur knapp hinter dem Zug (15 Prozent). Aus Tankvorgängen resultieren lediglich sechs (Arbeitsweg) beziehungsweise neun Prozent (Privatfahrten) der Belege.
Viel Geld für Fahrräder
Grundsätzlich sprechen diese Werte dafür, dass Mobilitätsbudgets vor allem im urbanen Raum mit deinem breit gefächerten Mobilitätsangebot genutzt werden – und von Kunden, die neuen Mobilitätsangeboten offen sind. "Mindestens 90 Prozent unserer Nutzer leben und arbeiten im urbanen Umfeld", unterstreicht auch Nicola Büsse. "Außerdem sind digital affine und für neue Lösungen offene Menschen innerhalb der Nutzgruppe sicherlich stark vertreten."
Deshalb lassen sich aus dem Mobilitätsreport auch keine repräsentativen Schlüsse auf die Beliebtheit einzelner Verkehrsangebote ziehen. Allerdings zeigen die Daten, dass die Nutzer des Mobilitätsbudgets nicht nur am häufigsten mit dem ÖPNV fahren, sondern auch am meisten Budget für ihn verwenden. Insgesamt 32 Prozent der Ausgaben – Arbeitsweg und Privatfahrten kumuliert- entfallen auf ÖPNV-Angebote, dann folgen die Bahn (17 Prozent) und an dritter Stelle Ausgaben für Kraftstoffe (16 Prozent).
Interessant: Ausgaben für Fahrräder machen insgesamt nur drei Prozent der Ausgaben aus, der durchschnittliche Betrag pro fahrradbezogenem Beleg liegt mit 68 Euro aber relativ hoch und an vierter Stelle des Rankings. Mehr Geld pro Beleg werden sonst nur für Flüge (181 Euro), Mietwagen (165 Euro) oder sonstige Mobilitätsangebote wie Autowäschen oder -reparaturen (92 Euro) ausgegeben. Büsse erklärt die Höhe des Werts: "Es gibt Firmen, die kein eigenes Dienstrad-Programm auflegen möchten und ihren Mitarbeitern erlauben, den Fahrradkauf oder das Fahrradleasing über das Mobilitätsbudget abzurechnen."
"Flexible Mobilität prädestiniert für die Nach-Corona-Zeit"
Ein Drittel der eingereichten Belege entstammt übrigens der Nutzung von Shared-Mobility-Angeboten. In diesem Segment spielt das bekannte Carsharing die größte Rolle (66 Prozent), einen weiteren großen Anteil beanspruchen E-Scooter für sich (25 Prozent). Auf lediglich fünf beziehungsweise vier Prozent kommen Bikesharing und Mietautos.
Für die weitere Entwicklung der Mobilitätsbudgets stellt sich vor allem eine Frage: Wird sich das Mobilitätsverhalten der Menschen aufgrund der Corona-Pandemie langfristig signifikant verändern oder nicht? Nicola Büsse beobachtet zwar aktuell wieder ein Mobilitätsverhalten wie vor dem Lockdown, erwartet aber dennoch Veränderungen: "Wer nicht mehr fünf Tage die Woche ins Büro pendelt, sondern komplett oder tageweise von zu Hause aus arbeitet, benötigt starre Angebote wie Jobtickets nichts mehr." Eine Entwicklung, die aus ihrer Sicht noch mehr für flexible Mobilitätskonzepte spricht.