86 Jahre, zwölf Generationen Kadett und Astra – Opel bringt es auf eine lange Kompaktklassen-Historie. Mit dem Astra L rollt die neueste Interpretation des Opel-Urgesteins auf die Straße. Radikal verändertes Design, komplett neue Plattform und als Plug-in-Hybrid teilelektrifiziert – das sind seine wichtigsten Koordinaten.
Astra L erstmals zweifarbig
Wir sind den neuen Rüsselsheimer schon gefahren und können sagen: Vieles richtig gemacht, Opel. Wie der Mokka verkörpert auch der Astra Nummer sechs die neue Markenlinie komplett. Vorn der „Opel Vizor“ genannte schwarze Grill zwischen schmalen Scheinwerfer mit typischen Bumerang-Tagfahr-LEDs. Ebenfalls neu: Der Astra trägt jetzt eine lange Haube und eine deutlich steilere Frontscheibe, dazu sollen ausgestellte Kotflügel für Dynamik in der Optik sorgen.
Hinten zieren breite, weit in die Klappe gezogene Rückleuchten den Astra. Die vertikale dritte Bremsleuchte soll die Falz in der Motorhaube auch am Heck aufnehmen. Und: Die höchsten Linien GS Line und Ultimate kommen erstmals zweifarbig mit schwarzem Dach.
Bessere Materialien im Astra-Interieur
Komplett neu auch das Astra-Interieur. Inzwischen markenprägend ist das übersichtliche und leicht bedienbare „Pure Panel“-Cockpit mit zwei 10-Zoll-Monitoren – digitale Instrumente plus Touchscreen. Mit Kunststoffrahmen ist es Serie ab Basis Astra, mit randloser Glasfläche ab Elegance. Opel setzt auch beim Astra nicht auf komplette digitale Bedienung, unterhalb des Touchscreens ist weiterhin eine Tastenleiste für die wichtigsten Funktionen platziert. Finden wir gut, ist intuitiver und damit sicherer. Das Infotainmentsystem hört zur Sprachbedienung auf das Stichwort „Hey Opel“. Apple Carplay und Android Auto sind kabellos immer Serie.
Einen deutlichen Sprung machte das Interieur auch bei der Materialqualität. Die Kunststoffe wirken insgesamt spürbar hochwertiger als beim Vorgänger-Astra. Nur in der Mittelkonsole hätten die Rüsselsheimer noch einen Ticken drauflegen können.
4,37 Meter lang ist der Astra L und bietet genug Platz auch für längere Touren. 422 bis 1.339 Liter Gepäck passen ins Heck des Kompakten, wenn er als Benziner oder Diesel vorfährt. Etwas weniger sind es beim Plug-in-Hybrid (352 bis 1.268 Liter). Die Differenz betreffe vor allem den Raum unter dem doppelten Ladeboden, sagt Opel. Zumindest für Fahrer und Beifahrer gibt es auch genug Platz, im Fond wird der Knieraum etwas schneller knapp als nötig. Kennen wir ja schon vom Peugeot 308.
Astra Plug-in-Hybrid: 60 WLTP-Kilometer rein elektrisch
Und da sind wir auch beim Stichwort: Der neue Kompakt-Opel ist der erste Astra, der auf der PSA-EMP2-Plattform steht. Konkret auf ihrer dritten Evolutionsstufe. Bekannt sind deshalb die Motoren: Der 1,2-Liter-Turbo-Benziner mit 110 oder 130 PS und der 1,5-Liter-Diesel mit 130 PS. Serienmäßig gibt es die mit einem Sechsgang-Handschalter, wer sich für 130 PS entscheidet, bekommt für 2.017 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.) die Achtstufen-Automatik. Serie ist die in der Top-Linie Ultimate und im Plug-in-Hybrid mit 180 PS Systemleistung, 12,4-kWh-Akku und 60 Kilometer WLTP-Reichweite.
Gefahren sind wir den Plug-in-Hybrid, den Diesel und den stärkeren Benziner. Auch während der Fahrt überwiegen die positiven Aspekte. Man findet sofort die richtige Sitzposition im Opel Astra, die Sitze sind bequem und bieten perfekten Seitenhalt. Das gilt vor allem für die AGR-Sitze, die Opel allerdings nicht für die Basis und in den meisten Ausstattungslinien nur gegen Aufpreis anbietet (ab 382 Euro). Durch die Kurven wieselt der Astra mit leichter und direkter Lenkung dynamisch, auch das Fahrwerk wirkt leichtfüßig, trotzdem sehr satt. Und was hört man so während der Fahrt, wenn man nicht gerade die Bässe aufdreht? Fast nichts, denn sehr leise fährt der Astra auch.
Nichts zu meckern gab es auch in Sachen Getriebe, Handschalter wie Automatik sind gut abgestuft und arbeiten geschmeidig. Nur die Flaschen aus dem Getränkehalter in der Mittelkonsole sind beim Schalten im Weg. Was uns beim Diesel auffiel, war die etwas verzögerte Gasannahme. Generell nicht besonders überragend ist die Sicht nach schräg hinten, und das Smartphone muss man schon ganz genau in die Vorrichtung legen, damit es wirklich kabellos lädt. Und das Navi – mit „Over the Air“-Karten-Updates – hatte zumindest in einem unserer Testfahrzeuge zeitweise Probleme, uns zu lokalisieren.
Kurz zum Verbrauch: 5,4 Liter waren es laut Bordcomputer beim Diesel, 7,1 Liter beim Benziner und 29,4 kWh beim Plug-in-Hybrid, den wir ausschließlich elektrisch und im Rekuperations-Modus gefahren sind. Standen zu Beginn mit vollem Akku 38 Kilometer auf der Reichweitenanzeige, ging dem Akku erst nach 46 Kilometer der Saft aus. Was zwar immer noch ein gutes Stück unter dem WLTP-Wert liegt, für Praxisverhältnisse aber nicht schlecht ist. Wer zum Beispiel für Umweltzonen aber Strom aufsparen möchte, kann das über die E-Save-Funktion tun.
Astra auch als Business Edition und Business Elegance
Zu haben ist der neue Opel Astra ab 18.878 Euro. Dafür gibt es den 110-PS-Benziner in der Basis-Ausstattung Astra. 130 PS gibt es als Benziner ab 21.479 und als Diesel ab 24.084 Euro, dann bereits im nächsthöheren Niveau Edition. Der Plug-in-Hybrid fährt ab 30.848 Euro vor, kommt ebenfalls schon als Edition und profitiert vom Umweltbonus. Weitere Ausstattungsvarianten sind Elegance, GS Line und Ultimate, wobei sich GS Line und Ultimate nicht nur mit ihrem schwarzen Dach von ihren Geschwistern abheben, sondern auch durch eine sportlichere Frontschürze.
Aber halt: Es geht noch günstiger. Auch für sein neuestes Modell bietet Opel für alle Motoren die Varianten Business Edition und Business Elegance an. Das Ausstattungsplus umfasst ja nach Linie nützliche Extras wie den AGR-Fahrersitz, das Navi, Wireless Charging, Sitz- und Lenkradheizung oder die Mittelarmlehne vorn. Trotzdem sinken die Basispreise im Vergleich zu Edition und Elegance: Los geht es ab 19.622 Euro für den Business Edition mit 110 PS, der Business Elegance steht ab 23.109 Euro in der Preisliste, dann bereits mit 130 PS. Und auch den Plug-in-Hybrid bietet Opel als Business Edition (ab 30.084 Euro) und Business Elegance (ab 32.479 Euro) mit Preisvorteil an.
Astra Sports Tourer ab Sommer 2022
Zum Händler rollt der Fünftürer im Frühjahr 2022, der Kombi Sports Tourer im Sommer. Genauere Daten nennt Opel für den Händlerstart noch nicht. Bestellbar ist der Fünftürer aber bereits seit Oktober. Noch im zweiten Quartal folgt der Plug-in-Hybrid mit 225 PS Systemleistung, aber 2023 wird es den Astra auch vollelektrisch geben. Und das auch als Kombi, wie Opel jetzt mitteilte, was den Rüsselsheimern zu einem zumindest in Deutschland nicht unwichtigen Wettbewerbsvorteil verhelfen dürfte.
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