Von Christian Frederik Merten
Bereits seit zehn Jahren dreht sich bei Newmotion alles rund um das Thema Ladeinfrastruktur. Mittlerweile ist das Unternehmen unter des Dach der Shell Group geschlüpft, Deutschland-Chef Klaus Schmidt-Dannert erklärt, wie Newmotion im Flotten- und Gewerbekundenmarkt aktiv ist.
Einheitliche E-Mobilitäts-Lösung
bfp: Herr Schmidt-Dannert, wie wichtig sind Flotten- und Gewerbekunden für Newmotion?
Klaus Schmidt-Dannert: Sehr wichtig. Neben Automobilherstellern und Leasinggesellschaften sind Flottenkunden unsere dritte wichtige Kundengruppe. Sie betreuen wir in enger Zusammenarbeit mit der Shell Fleet Solutions, um die Anforderungen dieser Kunden ganz genau zu erfüllen.
bfp: Welche Anforderungen stellen die Kunden an Sie?
K. Schmidt-Dannert: Für unsere Kunden geht es um eine einheitliche Lösung für ihre Elektrostrategie. Sie wollen nicht mit mehreren Anbietern zusammenarbeiten, sondern alle Leistungen aus einer Hand erhalten. Gemeinsam mit Shell Fleet Solutions können wir ihnen genau dieses bieten: eine App, eine Ladekarte, eine Rechnung, kurz ein System für alles. Darauf haben wir uns ausgerichtet, zum Beispiel mit dem Business Hub.
bfp: Was genau können wir darunter verstehen?
K. Schmidt-Dannert: Den Business Hub haben wir in den Niederlanden gestartet, in Deutschland führen wir ihn zurzeit mit ersten Testkunden ein. Unter Business Hub verstehen wir unsere Online-Plattform, in der das Flottenmanagement seine individuelle Ladeumgebung konfigurieren kann. Sie können zum Beispiel Nutzergruppen festlegen und bestimmen, welcher Nutzer an welchem Ladepunkt laden darf.
Kundenbewusstsein für die E-Mobilität
bfp: Wie entwickelt sich aus Ihrer Sicht die Relevanz der Elektromobilität derzeit in den Flotten?
K. Schmidt-Dannert: Viele Flotten sind sich bewusst, dass sich die Mobilität verändern muss, um nachhaltiger zu werden. Auch Unternehmen, die praktisch noch nicht auf die Elektromobilität setzen, bereiten sich oftmals schon ganz konkret darauf vor. Zum Beispiel indem sie erste Ladepunkte installieren, schon bevor sie die ersten Elektroautos in den Fuhrpark aufnehmen. Unser Expertenteam unterstützt hier unsere Kunden mit einer individuellen Beratung.
bfp: Wo ist das Interesse an der Elektromobilität höher: Bei kleineren oder bei größeren Flotten- und Gewerbekunden?
K. Schmidt-Dannert: Wir sehen, dass größere Flotten mehr Zeit und Energie in das Thema Elektromobilität investieren. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass dort mehr – auch personelle – Ressourcen zur Verfügung stehen, um sich diesem Thema zu widmen.
Image, Arbeitgeberpositionierung und Umweltschutz
bfp: Aus welchen Gründen beschäftigen sich Ihre Kunden mit dem Thema Elektromobilität? Sind es eher Imagegründe, die Arbeitgeberpositionierung oder ein gestiegenes Umweltbewusstsein?
K. Schmidt-Dannert: Ich glaube, alle drei Gründe spielen eine Rolle. Wir sehen bei vielen Unternehmen, dass sie sich aktiv für mehr Umweltschutz einsetzen wollen. Andererseits sehen wir aber auch, dass viele Dienstwagenberechtigte aktiv nach Elektro- und Plug-in-Hybrid-Autos fragen, weil sie in den Genuss der niedrigeren Dienstwagenbesteuerung kommen möchten. Und natürlich positionieren sich Unternehmen auch als fortschrittlich und innovativ, wenn die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen elektrisch beim Kunden vorfahren.
bfp: Welche Leistungen bieten Sie Ihren Kunden an?
K. Schmidt-Dannert: Wir bieten einen vollintegrierten Ansatz: Wir beraten unsere Kunden, installieren vor Ort die Ladeinfrastruktur und bieten mit Ladekarte und Apps auch Unterstützung im operativen Betrieb.
bfp: Damit sprechen Sie aber auch kleinere Flotten an?
K. Schmidt-Dannert: Auf jeden Fall. Gerade dort, wo die eigenen Kapazitäten für Einführung und Betrieb nicht ausreichen, können wir mit unserem Komplettservice unterstützen. So können viele Unternehmen in ihren Betrieben die Elektromobilität einführen, die das ohne externe Unterstützung vielleicht gar nicht bewerkstelligen könnten.
Ladeinfrastruktur: Komfort und Flexibilität
bfp: Wie muss heute eine moderne Ladeinfrastruktur für Flotten- und Gewerbekunden aussehen?
K. Schmidt-Dannert: Hier müssen wir zwischen der öffentlichen und der geschlossenen Ladeinfrastruktur unterscheiden. Öffentliche Ladepunkte müssen auf jeden Fall eichrechtskonform sein. Hier hilft unsere Business-View-Serie, da bekommen die Kunden auf einen Blick angezeigt, wie viel Strom sie gekauft haben. Bei geschlossenen Systemen geht es vor allem um die Themen Komfort und Flexibilität. Unsere Ladepunkte lassen sich zum Beispiel komplett via App steuern und für verschiedene Benutzergruppen konfigurieren.
bfp: Welche Schritte sind für die erfolgreiche Planung und Umsetzung einer eigenen Ladeinfrastruktur essenziell?
K. Schmidt-Dannert: Der erste und einer der wichtigsten Schritte ist die genaue Analyse der lokalen Voraussetzungen. Sie müssen zum Beispiel wissen, wie viele Parkplätze Sie haben und an wie vielen dieser Parkplätze überhaupt ein Stromanschluss existiert oder ob die notwendige Verkabelung möglich ist. Das ist der Ausgangspunkt vieler Entscheidungen. Sollten Sie zum Beispiel erkennen, dass die Investitionen für eine Ladeinfrastruktur auf Ihrem Betriebsgelände nicht zu rechtfertigen wären, könnten Sie Ihren Mitarbeitern auch Ladepunkte zum Laden für Hause anbieten oder auf das öffentliche Netz zurückgreifen.
bfp: Sollte sich eine eigene Infrastruktur aber doch lohnen, unterstützen Sie dann auch bei baulichen Maßnahmen?
K. Schmidt-Dannert: Wir haben keine eigenen Installateure, aber natürlich arbeiten wir auch in diesem Bereich mit Partnerunternehmen zusammen. Dazu gehören auch Tiefbau-Unternehmen, die unter unserer Koordination die entsprechenden Arbeiten vornehmen.
Dynamic Power Sharing gegen Strafzahlungen
bfp: Welche Rolle spielt das Lastspitzenmanagement?
K. Schmidt-Dannert: Eine große Rolle. Wer zur selben Zeit alle Autos lädt und so seine geplanten Kapazitäten überschreitet, zahlt bekanntlich teils immense Strafzahlungen. Hier steuern wir mit unserem Dynamic Power Sharing gegen, welches die Ladevorgänge automatisch verteilt, und dabei die individuellen Ladebedürfnisse der Fahrzeuge berücksichtigt.
bfp: Mit welcher Investition müssen Unternehmen bei Ihnen je Ladepunkt rechnen?
K. Schmidt-Dannert: Im Home-Bereich sprechen wir von 1.500 bis 2.000 Euro brutto, im Business-Bereich, also bei der Installation der Infrastruktur vor Ort, ist die Bandbreite deutlich größer. Das fängt bei 3.000 bis 4.000 Euro an, kann aber auch fünfstellig werden, vor allem wenn Sie vorbereitende Tiefbauarbeiten vornehmen lassen müssen.
Automatische Kostenerstattung möglich
bfp: Laden Dienstwagenfahrer ihr Elektroauto zu Hause, stellt sich schnell das Problem der Abrechnung. Welche Lösungen bieten Sie dafür an?
K. Schmidt-Dannert: Wir bieten unseren Kunden und deren Fahrern eine automatische Kostenerstattung an. Der Fahrer hinterlegt im System seinen individuellen Strompreis, der ihm entsprechend der geladenen Strommenge monatlich zurücküberwiesen wird. Wir belasten den Betrag dann einfach dem Arbeitgeber weiter.
bfp: Wer bei Newmotion lädt, lädt 100 Prozent Ökostrom?
K. Schmidt-Dannert: An allen Ladesäulen, die wir an Shell-Tankstellen positioniert haben, können wir den Strommix selbst bestimmen. Deshalb laden Sie dort zu 100 Prozent Ökostrom. Am Ladepunkt zu Hause können Sie sich ebenfalls selbst aktiv für Ökostrom entscheiden. Allerdings, und da sind wir ganz ehrlich: Wir können nicht für alle Partner in unserem Lade-Netzwerk garantieren, dass dort Ökostrom zur Verfügung steht, weil diese Partner selbst entscheiden, welchen Strom sie anbieten.
bfp: Herr Schmidt-Dannert, herzlichen Dank für das Gespräch.