Mit dem Qashqai setzte Nissan 2006 einen Trend: Die erste Generation des Japaners setzte das Thema Crossover erstmals erfolgreich in der Kompaktklasse durch. Nach mehr als 330.000 verkauften Qashqai Nummer eins und zwei in Deutschland ist es jetzt Zeit für eine Wachablösung. Ab sofort steht Qashqai Nummer drei beim Händler. Nachdem es im letzten Jahr zunächst gar nicht mehr so klar war, welche Rolle Europa für Nissan überhaupt noch spielen sollte, betont der Hersteller nun die europäische Ausrichtung seines Kompakten: entworfen und entwickelt in Europa für Europa und weiterhin gebaut im englischen Sunderland, soll der neue Qashqai auf dem alten Kontinent weiter die Rolle des Nissan-Volumenmodells spielen.
Qashqai-Leuchten mit Charakter
Knapp 4,43 Meter misst der neue Qashqai in der Länge, das sind etwa vier Zentimeter mehr als der Vorgänger. Die Höhe blieb gleich, Breite und Radstand wuchsen um drei und zwei Zentimeter. Die Proportionen sind weiterhin typisch Qashqai – die Kunden wollten es so, sagt Nissan. Neu wirkt der neue Qashqai trotzdem, der Linienführung sei Dank. Während der Grill die bekannte Markenlinie aufnimmt, fallen vor allem Scheinwerfer und Heckleuchten ins Auge: Sie ragen weit in die Kotflügel hinein. Vorn markant doppelstöckig, am Heck mit einem scharfen Übergang in die seitliche Abrisskante. Erstmals gibt es für den Qashqai außerdem eine optionale Zweifarblackierung mit in grau (840 Euro; alle Preise netto zzgl. USt.) oder schwarz (1.050 Euro) abgesetztem Dach.
Innen macht der japanische Kompakt-Crossover – oder SUV, je nach Betrachtungsweise – einen aufgeräumten Eindruck. Anders als manch anderer Hersteller widersetzt sich Nissan dem Trend der komplett digitalen Bedienung. Zwar ist außer in der Basis Visia ein 8 oder 9 Zoll großer Touchscreen serienmäßig und ab der mittleren Linie N-Connecta gibt es 12,3-Zoll-Digitalinstrumente. Wesentliche Funktionen außerhalb von Navi, Connectivity, Assistenzsystemen und Co. – zum Beispiel die Klimatisierung – werden im Kompakt-SUV aber weitgehend analog über Tasten und Schalter gesteuert. Und das einfach und unkompliziert.
Mildhybrid-Benziner mit 140 oder 158 PS
Der neue Nissan Qashqai steht auf der CMF-C-Plattform der Renault-Nissan-Allianz, was im Vergleich zum Vorgänger eine 60 Kilogramm leichtere Karosserie bedeutet. Unter der Haube findet sich zunächst ausschließlich ein 1,3-Liter-Mildhybrid-Turbobenziner mit 140 oder 158 PS. Während die schwächere Version immer mit Frontantrieb und Sechsgang-Handschaltung vorfährt, gibt es den 158-PS-Qashqai optional auch mit automatischem CVT-Getriebe oder ab August – nur mit der Automatik – auch mit Allradantrieb.
Wir sind beide Motoren gefahren, den stärkeren Motor mit CVT-Getriebe. Einen soliden Einsruck hinterlässt er, der Qashqai. Kein typischer Gummiband-Effekt beim CVT-Getriebe, dafür beeindruckend viel Laufruhe. Der Sechsgang-Handschalter ist gut abgestimmt, arbeitet an der einen oder anderen Stelle aber etwas hakelig. Ob man sich für 140 oder 158 PS entscheidet, ist vor allem eine Frage der Getriebe-Präferenz: Wer nicht selbst schalten will, kommt um die stärkere Variante nicht herum. Ansonsten reicht die Basis völlig aus, meinen wir. Mehr PS bedeuten in diesem Fall aber nicht unbedingt mehr Verbrauch: Auf unserer Runde pendelten sich beide Varianten bei rund sieben Litern ein. Platz genug bietet der Qashqai ebenfalls. Für seine Passagiere vorn und hinten, mit je nach Variante maximal 504 bis 1.447 Litern Kofferraumvolumen aber auch für das Gepäck.
Kein Plug-in-Hybrid, bald aber mit e-Power-Hybridantrieb
Mit Visia, Acenta, N-Connecta, Tekna und Tekna+ stehen fünf Ausstattungslinien zur Wahl. Die nackte Basis Visia, ohne jegliche Optionen, fällt raus. Eine gute Wahl ist die goldene Mitte N-Connecta (ab 27.639 Euro). Dann sind auch Gimmicks wie das Navi, Einparkhilfe vorn oder die Rückfahrkamera an Bord. Mit dem Winter- (588 Euro) und dem Business-Paket (504 Euro) steht ein gut ausgestattetes Auto im Fuhrpark. Liebhaber von Assistenzsystemen wählen außerdem das Technologie-Paket (798 bis 1.008 Euro).
Weder für Geld und gute Worte gibt es im Qashqai allerdings Dieselmotoren oder einen Plug-in-Hybrid. Beide sind für das Kompakt-SUV nicht geplant. Dafür führt Nissan ab Jahresende auch in Europa seinen seriellen Hybridantrieb e-Power ein. Dort dient ein 154-PS-Benziner als Kraftquelle für einen Stromgenerator. Der liefert dann den Strom für einen rund 190 PS starken Elektromotor als Antriebsquelle im Auto. Das System erlaubt dem Benziner, immer im optimalen Drehzahlbereich zu laufen – was den Verbrauch senken soll.
Technische Daten Nissan Qashqai Juni 2021