Jens Schulz führt die Geschäfte des Ora-Deutschland-Importeurs O! Automobile.
Foto: Jan Greune - O! Automobile GmbH
Jens Schulz führt die Geschäfte des Ora-Deutschland-Importeurs O! Automobile.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Interview

Ora: „Das Design ist ein Türöffner für uns“

Die emotionale Form des Funky Cat hilft der chinesischen Elektro-Marke Ora bei der Kundenansprache, so O!-Automobile-Chef Jens Schulz.

Mit Ora startet die nächste chinesische Marke in Deutschland. Der Importeur O! Automobile ist Teil der Emil Frey Import Services, unter deren Dach auch das Deutschland-Geschäft von Mitsubishi und Subaru erfolgt. Wie Ora, vollelektrische Marke des Great-Wall-Konzerns, Vertrieb und Service organisiert, welche Rolle Flotten- und Gewerbekunden spielen und welche Neuheiten kurzfristig geplant sind, erklärt O!-Automobile-Geschäftsführer Jens Schulz im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

Ora Funky Cat: Niedlich, aber vernünftig

Funky Cat heißt das erste Modell der chinesischen Marke Ora in Deutschland. Knuffig designt, ist er ein vollwertiger Elektro-Kompakter.
Artikel lesen

Ora: Lifestyle-Marke für innovative Kunden

Herr Schulz, wie sind die Reaktionen auf die Marke Ora?

Jens Schulz: Großes Interesse und viel Neugier, so lässt sich die Resonanz auf Ora am besten beschreiben. Die Marke Ora selbst ist natürlich noch relativ unbekannt, aber mit unserem ersten Modell Funky Cat finden wir leicht Zugang zu verschiedenen Zielgruppen, und mit dem Start der deutschlandweiten Kommunikationskampagne im April erwarten wir uns einen weiteren zusätzlichen Push. Das Design des Funky Cat löst fast immer positive Emotionen aus und ist damit ein wichtiger Türöffner für uns. Aber auch die technischen Funktionen kommen sehr gut an, zum Beispiel die Sprachsteuerung oder auch die Fahreigenschaften.

Welche Zielgruppen wollen Sie mittelfristig mit Ora ansprechen?

Schulz: Ora ist eine junge Lifestyle-Marke und daran orientieren sich auch unsere Zielgruppen. Wer Lust auf Neues hat, auf neue digitale Funktionen wie die Sprachsteuerung, und gleichzeitig ein zuverlässiges und in Sachen Sicherheit klassenbestes Fahrzeug sucht, ist bei Ora genau richtig – unabhängig von Alter, Geschlecht oder anderen demographischen Faktoren. Genau dafür steht der Name Ora auch – Open, Reliable, Alternative.

Flotten- und Gewerbekunden wichtige Ora-Zielgruppe

Und welche Rolle spielen Flotten- und Gewerbekunden für Ora?

Schulz: Eine ganz wichtige Rolle. Nicht nur, aber auch speziell in unserer Startphase. Weil die staatliche Förderung für gewerbliche Kunden Ende August ausläuft, stehen viele Fuhrparkverantwortliche in diesem Segment aktuell vor einem Beschaffungsproblem. Das ist ein Grund, weshalb wir heute eine große gewerbliche Nachfrage nach dem Funky Cat sehen.

Wie schnell können Sie den Funky Cat denn derzeit liefern?

Schulz: Sehr schnell, oder anders ausgedrückt: sofort. Für Great Wall Motors, den Konzern hinter der Marke Ora, besitzt der Markteintritt in Europa und in Deutschland höchste strategische Relevanz. Weil sich das direkt in den Produktionsquoten auswirkt, profitieren wir jetzt von einer entsprechend hohen Fahrzeugverfügbarkeit.

Wenn Sie von gewerblichen Zielgruppen sprechen, sind hauptsächlich kleinere Unternehmen und Fuhrparks gemeint?

Schulz: Nein, wir sprechen alle Fuhrpark- und Unternehmensgrößen an. Vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Großfuhrpark.

Ora-Vertrieb und -Service: Stationär vor Ort

Inwiefern agieren Sie mit dem Key-Account-Management bei Frey Import Services markenübergreifend, um auch Ora-Kunden ein komplettes Gesamtpaket anzubieten?

Schulz: Richtig ist, dass das Key-Account-Management von Frey Import Services auch Ansprechpartner für gewerbliche Ora-Kunden ist. Richtig ist auch, dass dieses Key-Account-Management jedem Kunden ein individuelles und maßgeschneidertes Angebot aus der gesamten Bandbreite unseres Portfolios vorlegen können, das bei Bedarf alle drei von der Emil-Frey-Gruppe in Deutschland importierten Marken berücksichtigt – neben Ora also auch Mitsubishi und Subaru. Ich möchte dabei aber auch betonen, dass diese drei Marken bei aller Kooperation ein sehr klares Profil vertreten und selbstverständlich eigenständig am Markt auftreten.

Wie sprechen Sie gewerbliche Zielgruppen vor Ort an? Spezielle Ora-Groß- und Gewerbekundenstützpunkte planen Sie ja nicht.

Schulz: Das ist teilweise richtig. Denn im gesamten Ora-Händlernetz mit aktuell etwa 150 Händlern vertreten zehn Betriebe unseres eigenen Emil-Frey-Retailnetzes ebenfalls die Marke Ora. Dort finden gewerbliche Kunden in Verkauf und Service eine speziell auf sie zugeschnittene Infrastruktur vor. Zum Beispiel mit einem eigenen Key-Account-Management vor Ort. Auf der anderen Seite sind viele kleine Familienunternehmen Teil des Ora-Vertriebs- und Servicenetzes, vor allem im ländlichen Raum. Dort ist eine separate Groß- und Gewerbekundenstruktur natürlich nicht darstellbar. Dafür punkten diese Unternehmen mit der Stärke des persönlichen Kontakts. Die klassischen Familienunternehmer sind im lokalen Umfeld hochgradig vernetzt, auch und gerade mit gewerblichen Kunden. Gepaart mit ihrer außerordentlich hohen Servicebereitschaft ist das die perfekte Voraussetzung, gewerbliche Kunden anzusprechen und zu betreuen.

Funky Cat für breiten gewerblichen Einsatz

Wenn wir auf Oras erstes Modell Funky Cat blicken: Auf den ersten Blick ein niedlicher Kleinwagen, ist er doch ein ausgewachsener Kompakter. Wo verorten die Menschen ihn?

Schulz: Ihre Beobachtung teilen Sie mit vielen anderen Menschen. Unsere und die Aufgabe unserer Händler ist es deshalb, den Menschen direkt am Fahrzeug zu vermitteln, dass der Funky Cat eben nicht nur sympathisch gezeichnet ist, sondern die kompletten Vorzüge eines vollelektrischen Kompaktautos bietet.

Für welche gewerblichen Einsatzzwecke sehen Sie den Funky Cat prädestiniert?

Schulz: Auch auf Modellebene fokussieren wir uns nicht auf zu enge Zielgruppen. Wir sehen deshalb verschiedenste Einsatzmöglichkeiten für den Funky Cat. Angefangen bei Pflegediensten, die derzeit neben dem Umweltbonus von weiteren Förderungen für Elektrofahrzeuge profitieren, bis hin zu Freiberuflern oder letztlich auch User Choosern in größeren Unternehmen.

Partner für Full-Service-Leasing und Lade-Services

Ein Full-Service-Leasing bieten Sie derzeit in Kooperation mit Santander Consumer Leasing an. Bleibt das der einzige Partner?

Schulz: Ja, Santander bleibt auch künftig unser einziger Partner für Captive-Leasingangebote. Aber selbstverständlich ist die Marke Ora auch bei anderen Leasinggesellschaften gelistet.

Welche Lade-Services bieten Sie Ora-Kunden an?

Schulz: Es gibt Unternehmen unter dem Dach der Frey Import Services, die bereits seit Jahren Erfahrungen mit Services rund um die Elektromobilität haben. Davon profitieren wir jetzt auch mit Blick auf die Marke Ora und können über die Händler von Beginn an Wallboxen, Ladekarten oder auch Installationsservices anbieten. Dazu kommen Beratungsleistungen, vor allem für Kunden, die bislang noch keine oder nur wenig Erfahrung mit der E-Mobilität sammeln konnten.

Mit welchem Partner arbeiten Sie in puncto Ladekarten zusammen?

Schulz: Unser Ladekarten-Partner für die Marken der Frey Import Services ist der Energieversorger Maingau. Über Roaming-Abkommen bietet dessen Ladekarte auch deutschlandweit Zugang zu Ladepunkten. Für Ora arbeiten wir aber derzeit darüber hinaus an einer weiteren Ladekarten-Lösung.

Und gibt es Pläne für ein Ora-Autoabo?

Schulz: Wir beobachten das Potenzial von Autoabos mit großer Aufmerksamkeit. Aktuell sehen wir darin aber noch kein nachhaltig profitables Geschäftsmodell. Weshalb wir kurzfristig kein eigenes Autoabo anbieten werden. Zusammen mit einem Kooperationspartner wäre ein Autoabo mittelfristig aber denkbar. Auch das steht derzeit aber nicht weit oben auf unserer Prioritätenliste.

Bis 2024 vier Ora-Modelle in Deutschland

Welche Pläne haben Sie mittelfristig für das Ora-Modellportfolio. Eine Limousine haben Sie ja bereits angekündigt.

Schulz: Richtig, voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres werden wir eine Limousine mit Coupé-Silhouette auf den Markt bringen. Als The Next Ora Cat war sie bereits in Paris zu sehen und wird wie alle Ora-Modelle in Europa vollelektrisch sein. Rechnen Sie im ersten Halbjahr 2024 außerdem mit einem Kompakt-SUV von Ora.

Mittelfristig sprechen wir also über drei Ora-Modelle in Deutschland?

Schulz: Lassen Sie uns über ein Quartett sprechen. 2024 werden wir nicht nur das Kompakt-SUV einführen, sondern ein weiteres, viertes Modell. Details dazu kann ich heute aber leider nicht verraten.

Werden die neuen Fahrzeuge über eine höhere Schnellladeleistung als der Funky Cat verfügen?

Schulz: Sicherlich erzielt der Funky Cat mit 67 kW Schnellladeleistung im Wettbewerbsvergleich keinen Spitzenwert. Great Wall Motors wird diesen Wert aber in nicht allzu ferner Zeit nach oben anzupassen. Lassen Sie mich dazu aber bitte einen Punkt ergänzen: Für die meisten Funky-Cat-Kunden wird die Schnellladeleistung praktisch kaum Relevanz besitzen. Weil sie nicht oder nur ganz selten auf der Langstrecke unterwegs sind und deshalb meistens zu Hause an der Wallbox, beim Einkaufen oder im Büro laden.

Medienberichten zufolge ist es möglich, dass Frey Import Services auch den Deutschland-Import der Great-Wall-Marke Wey übernimmt. Was ist dran an den Gerüchten?

Schulz: Great Wall Motors hat sich in Deutschland für ein Direktvertriebs-Modell entschieden. Wir als Emil-Frey-Gruppe unterstützen das im Rahmen eines Agentur-Modells auf Retail-Ebene. Spekulationen darüber hinaus kann und möchte ich an dieser Stelle nicht kommentieren.

Herr Schulz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Gekommen, um zu bleiben

Der zweite Anlauf ist erfolgversprechend: Chinesische Autohersteller wollen sich auch in Europa etablieren. Wir sagen, was sie vorhaben.
Artikel lesen

Mitsubishi Eclipse Cross: PHEV auf eigene Art

Anfang 2021 spendierte Mitsubishi seinem SUV-Coupé Eclipse Cross ein großes Facelift. Der Plug-in-Hybrid ist seitdem einziger Antrieb. Ein Test.
Artikel lesen

Ora Funky Cat ab sofort bestellbar

Der Elektro-Kompaktwagen mit dem einprägsamen Namen soll ab 32.765 Euro netto kosten und leistet 171 PS.
Artikel lesen
Kerstin Glanzmann-Schaar und Wilhelm Buchmüller im bfp-Gespräch für die Groß- und Gewerbekundenstrategie von Ford.

bfp-Interview

Ford: Kunden noch gezielter ansprechen

Kerstin Glanzmann-Schaar und Wilhelm Buchmüller über die neue Kundenansprache von Ford, neue Services und die Elektrozukunft der Marke.

    • eHUB, Interview
Der Space Star wird auch künftig einen festen Platz in Mitsubishis Modellprogramm behalten.

Markenausblick

Mitsubishi: Japanisch-französisches Revival

Vor zwei Jahren war die Zukunft von Mitsubishi in Europa mehr als unsicher. Jetzt planen die Japaner ihre Modellzukunft zusammen mit Renault.

    • Dienstwagen, eHUB, Elektro-Antrieb, Firmenwagen, Kleinwagen, Kompaktklasse, SUV, Transporter

Umstrukturierung

Vergölst: Sebastian Becker leitet Flottengeschäft

Die Conti-Tochter strukturiert ihren Großkundenbereich um. Damit verknüpft Vergölst eine stärkere Digitalisierung und individuellere Kundenansprache.

    • Personalien
Krumnikl_Tobias_Hyundai_2021.jpeg

bfp-Interview

Hyundai: Ioniq 5 Türöffner zu großen Flotten

Tobias Krumnikl, neuer Großkundenverkaufschef bei Hyundai in Deutschland, über seine Strategie, den Ioniq 5 und seine Freude über den Staria.

    • Elektro-Antrieb, Hybrid-Antrieb, Interview

Tipps & News rund um Fuhrparkmanagement und betriebliche Mobilität:der fuhrpark.de-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen fuhrpark.de-Newsletter!