Wirkt kleiner, als er ist: Der vollelektrische Ora Funky Cat fährt tatsächlich direkt in die Kompaktklasse.
Foto: Christian Frederik Merten
Wirkt kleiner, als er ist: Der vollelektrische Ora Funky Cat fährt tatsächlich direkt in die Kompaktklasse.

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bfp-Fahrbericht

Ora Funky Cat: Niedlich, aber vernünftig

Funky Cat heißt das erste Modell der chinesischen Marke Ora in Deutschland. Knuffig designt, ist er ein vollwertiger Elektro-Kompakter.

Verrückter Name, verrücktes Auto? Passt beim neuen Ora Funky Cat – also der verrückten Katze – nicht ganz. Optisch kommt der Elektro-Kompakte aus China zwar auffällig daher, überzeugt gleichzeitig aber mit einer gehörigen Portion Vernunft. Damit gibt Ora, die vollelektrische Marke von Great Wall Motors, einen ordentlichen Einstand in Deutschland.

Ora lässt die Katzen aus dem Sack

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Ora Funky Cat reagiert auf eigenen Namen

Seit Anfang des Jahres ist der 4,24 Meter lange Kompakte hierzulande erhältlich, den Vertrieb organisiert Frey Import Services, bereits bekannt als deutscher Mitsubishi-Importeur. Auf die Kunden wartet der Ora Funky Cat bei derzeit 150 Händlerbetrieben, Ende des Jahres sollen es 200 sein. Die bieten mit dem Funky Cat ein knuffig gezeichnetes Elektroauto an, dessen Gesicht an eine Mischung aus VW Käfer und Porsche 911 erinnert. Ab der A-Säule zeigt sich der 4,24-Meter-Kompakte allerdings eigenständig, kommt serienmäßig mit fünf Türen und beweist am Heck mit dem Leuchtenband unterhalb der Heckscheibe Charakter.

Präsentiert sich der Ora Funky Cat außen rundlich, dominieren innen klare, sachliche Linien. Serienmäßig gibt es zwei 10,25-Zoll-Monitore – einer für die Digitalinstrumente, der andere als Touchscreen für das Infotainmentsystem. Schalter und Tasten finden sich kaum, Ora setzt eindeutig auf die Sprachbedienung. Das System reagiert auf den Befehl „Hello Ora“, wer möchte, kann das Auto aber auch mit einem frei wählbaren (mindestens zweisilbigen) Namen ansprechen. Für individuelle Fahrzeugeinstellungen per Face-ID nimmt eine Kamera an der A-Säule den Fahrer ins Visier. Außerdem setzt Ora auf veganes Leder für die Sitze und Mikrofaser-Lederimitat für das Lenkrad.

Der permanenterregte Synchron-Elektromotor der Ora Funky Cat leistet 171 PS, er gibt seine Kraft an die Vorderräder weiter. Zwei Akkugrößen stehen zur Wahl: Als Funky Cat 300 kommt der Elektro-Kompakte mit einem netto 45,4 kWh großen Akku, als Funky Cat 400 und GT mit 59,3 kWh. Laut WLTP sind damit 310 (300), 420 (400) beziehungsweise 400 (GT) Kilometer Fahrt drin. Geladen wird an der AC-Säule mit 11 kW, DC mit lediglich 64 (kleiner Akku) oder 67 kW (großer Akku). Von 15 bis 80 Prozent ist der Akku an der Schnellladesäule in rund 45 Minuten gefüllt.

Ora-Sprachbedienung sehr sensibel

Gefahren sind wir den Ora Funky Cat 400. Leer wiegt der zwischen 1,6 und 1,7 Tonnen, fährt sich dafür ziemlich agil und leichtfüßig. Das liegt nicht nur am Fahrwerk, auch die Lenkung fiel uns positiv auf, macht einen direkten Eindruck. Die Sprachsteuerung reagiert direkt, oft aber leider zu sensibel: Das System fühlte sich regelmäßig auch dann angesprochen und gab lautstark Rückmeldung, wenn man sich nur mit seiner Beifahrerin unterhielt. Eine nervige Eigenheit, die sich laut Ora mit der Zeit geben soll: Denn das lernende System erkenne irgendwann, wann es wirklich angesprochen werde und wann nicht.

Ebenfalls nicht ganz optimal: die hohe Ladekante innen und außen. Um den Kofferraum beladen zu können, müssen die Gepäckstücke ganz schön in die Höhe gehievt werden. Allzu viele Koffer dürfen es allerdings nicht sein, denn im Normalzustand fasst der Funky Cat lediglich 228 Liter Gepäck. Bei umgeklappten Rücksitzen sind es bis zu 858 Liter. Dafür bietet der Elektro-Chinese auch Fondpassagieren angemessenen Platz. Und nicht nur die blicken auf einen sorgsam verarbeiteten Innenraum, der in Sachen Qualitätsanmutung keinen Anlass zur Kritik gibt. Nicht so toll für die Sicht nach hinten dagegen: Trotz Steilhecks gibt es keinen Heckscheibenwischer, auch nicht gegen Aufpreis.

Eine Verbrauchsmessung war uns leider nicht möglich, derzeit lässt sich die Verbrauchsangabe im Bordcomputer nicht auf null setzen. Ein vielleicht nicht kriegsentscheidendes Thema, das laut Importeur aber beim Hersteller platziert ist. Hinweise zur Effizienz gibt aber die Restreichweite nach der Fahrt: Zu Beginn war der Akku zu 98 Prozent gefüllt, damit sollte laut Anzeige eine 415 Kilometer lange Tour möglich sein. Am Ende, nach rund 72 Kilometern, zeigte der Computer noch 80 Prozent Akkustand und 341 Kilometer Reichweite an. Klingt nach verlässlichen Systemangaben. Um die Fahreffizienz zu erhöhen, verfügt der Funky Cat übrigens über drei Rekuperationsstufen, auch eine One-Pedal-Funktion ist möglich. Bis zum Stillstand bremst das Ora-Elektroauto aber auch dann nicht.

Zwei Akkus, vier Ausstattungslinien für den Elektro-Kompakten

Zu haben ist der Funky Cat nicht nur mit zwei Akku-Größen, sondern auch in vier verschiedenen Ausstattungslinien. So gibt es den Funky Cat 300 entweder in der namenlosen Basis (ab 32.765 Euro; alle Preise netto zzgl. USt.) oder als 300 Pro (ab 34.445 Euro). Wie für Elektroautos üblich, ist der Ora also kein Schnäppchen, aber schon in der Basis gut ausgestattet: Klimaautomatik, vegane Ledersitze, schlüsselloser Zugang und Start, die beiden 10,25-Zoll-Monitore, Navi, Einparkhilfe hinten, 360-Grad-Kamera sowie zahlreiche Assistenten sind immer an Bord. Im Pro gibt es außerdem elektrisch verstellbare Sitze vorn, einen automatisch abblendenden Innenspiegel, induktives Smartphone-Laden sowie Sitz- und Lenkradheizung.

Im Funky Cat 400 ist das Pro-Niveau bereit Serie (ab 37.387 Euro), exklusiv für ihn bietet Ora aber auch die Linien Pro+ (ab 39.908 Euro) sowie GT (ab 41.588 Euro) an. Im Pro+ gibt es zusätzlich Gimmicks wie die elektrische Heckklappe, die Einparkhilfe vorn, einen Park- und Rückfahrassistenten, ein Panorama-Glasschiebedach, elektrisch anklappbare Außenspiegel, belüftete Massagesitze vorn sowie eine Wärmepumpe. Die kostet im Pro 756 Euro Aufpreis und ist für die Basis gar nicht bestellbar. Zusätzlich zum Pro+ bietet der GT einige Optik-Features, aber auch einen Autobahn- und einen Querverkehrs-Assistenten. Apple Carplay und Android Auto ist in den ersten Exemplaren generell nicht verfügbar, soll aber ab Frühjahr nachgereicht werden.

Eigenes Ora-Leasing bis Mitte des Jahres

Wer jetzt ein Lagerfahrzeug bestellt, erhält seinen Funky Cat quasi sofort, sagt der Importeur. Eine vierstellige Zahl an Lagerfahrzeugen stehe bereit. Bei Individualbestellungen ist mit Lieferung nach acht bis zwölf Wochen zu rechnen. 30 Prozent der Verkäufe sieht Ora in der gewerblichen Zielgruppe, ein Full-Service-Leasing ist derzeit ausschließlich über Santander Consumer Leasing möglich. Ein eigenes Leasing-Produkt will Ora aber noch im ersten Halbjahr 2023 an den Start bringen.

Und, interessant für alle Unternehmen, die sich – nicht nur, aber vielleicht besonders bei chinesischen Herstellern – Gedanken machen um die Datensicherheit rund um Infotainmentsysteme und Co: Erstens lassen sich wesentliche Sprach- und Kamerasysteme im Ora Funky Cat laut Importeur auch ausschalten. Zweitens speichere man alle gesammelten Daten in Deutschland auf einem zentralen Server in Frankfurt am Main.

Technische Daten Ora Funky Cat:

  • Segment: Kompaktklasse
  • Karosserie: Limousine fünftürig
  • Maße | Kofferraum: 4.235 (GT: 4.254) x 1.825 (GT: 1.848) x 1.603 mm | 228 – 858 l
  • Elektro: 171 PS | 16,5 – 16,8 kWh | 0 g CO2 | ab 32.765 Euro
  • Max. Ladeleistung (AC/DC): 11/67 kW
  • Max. Reichweite: 420 km
  • Versicherung: KH: 17 | VK: 19 | TK: 21
  • Verbrauch, Emissionen und Reichweiten nach WLTP; Preise netto zzgl. USt.
Vor allem an der Front wirkt der Funky Cat wie ein niedlicher Kleinwagen – was er aber nicht ist.
Designmerkmal am Heck des ersten Ora in Deutschland ist das Leuchtenband unten an der Heckscheibe.
Zwei 10,25-Zoll-Monitore sind immer Serie im Funky Cat, bei der Bedienung setzt Ora aber vor allem auf die Sprachsteuerung.
Mit 228 bis 858 Liter Volumen zählt der Kofferraum nicht zu den größten, zudem wartet der Funky Cat mit hoher Ladekante auf.
Für die Fahrererkennung sorgt im Ora eine Kamera an der A-Säule.

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