Besonders genau beobachtet wird die Dieselproblematik auch von den Marktbeobachtern, die sich mit den Restwerten befassen. Das gestrige Urteil aus Leipzig beurteilt Dieter Fess, Mitinhaber der Bähr & Fess Forecasts GmbH, wie folgt: „Die aktuelle Dieselproblematik hat verschiedene Ursachen und Auswirkungen: Zum einen haben wir es mit einer Gemengelage zu tun, die nur vordergründig ausschließlich Gebrauchtwagen, nämlich jene mit Euro 5, zu betreffen scheint. Deren Wertigkeit wird sicherlich durch die drohenden Fahrverbote nicht stabil bleiben, sondern diese Fahrzeuge werden auf dem Gebrauchtwagenmarkt unattraktiver und daher vor allem über preisliche Anreize abgesetzt werden.
"Ungleichgewichte"
Gleichzeitig erfährt der Diesel seit geraumer Zeit ein PR-Debakel von historischen Dimensionen. Neben dem durch Betrügereien aufgekeimten Diesel-Skandal und den schon seit langer Zeit im Gespräch befindlichen Fahrverboten, sind es vor allem die Ungleichgewichte in Angebot- und Nachfrage, die den Diesel ins Rampenlicht rücken und auf dem GW-Markt so unter Druck setzen. So lange nicht unternehmens- oder gesamtpolitisch versucht wird, finanzielle Anreize dafür zu schaffen, dass die unzähligen Firmenwagenfahrer gerne auf Benzin- oder Hybrid-/Elektromodelle umsteigen, wird die technische und wirtschaftliche Attraktivität von Dieselfahrzeugen dafür sorgen, dass die Nachfrage nicht kleiner wird. Aber nur dann, wenn die Erstzulassungen von Dieselautos nach unten gehen, wird ein einigermaßen gesundes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt für weniger Druck auf die Preise für Dieselfahrzeuge sorgen.
"Der Diesel verliert langfristig an Attraktivität"
Im Ausblick ist es sicher so, dass der Diesel langfristig an Attraktivität verlieren wird und dies in einem höheren Maße als Benzinmodelle. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass bereits im Einsatz befindliche Technologien den Diesel wieder zu einem wahrhaftigen Musterschüler in Sachen Umweltschutz machen. Diese Technik wird aber sehr aufwändig und teuer sein und wird daher voraussichtlich eher den teuren Fahrzeugsegmenten vorbehalten bleiben. Jene also, deren Anschaffungspreise ohnehin abseits des Mainstreams liegen.
Am Ende werden wir uns mit kleinen und großen Verwerfungen, die eine Jahrhundertzäsur wie der Abschied von fossiler Energie im Individualverkehr mit sich bringt, abfinden und arrangieren müssen und darauf hoffen, dass die Politik führt anstatt zu verwirren.“ hjm