Vor Kurzem präsentierte Renault das Clio-Facelift. Welche Relevanz das B-Segment, landläufig bekannt als Kleinwagen-Segment, bei Renault auch vor dem Hintergrund der Elektrifizierung besitze, besprach bfp FUHRPARK & MANAGEMENT mit Michael Löhe, Vertriebsvorstand bei Renault Deutschland.
Renault Clio: Fokus auf niedrige TCO
Herr Löhe, ab Sommer ist das Clio-Facelift bestellbar. Für welche gewerblichen Zielgruppen ist der neue Clio interessant?
Michael Löhe: Wer sich für ein kleines und kostengünstiges Fahrzeug interessiert, fährt mit dem Clio grundsätzlich richtig. Im gewerblichen Bereich denke ich dabei vor allem an Pflege- oder Lieferdienste, vielleicht auch an Sicherheitsfirmen. Aber auch Organisationen des öffentlichen Dienstes oder KEP-Dienstleister gehören zu der Clio-Zielgruppe.
Welches Preisniveau ist nach dem Clio-Facelift zu erwarten?
Löhe: Die konkreten Clio-Preise können wir leider erst im Juni nennen. Wir sind aber optimistisch, das bisherige Preisniveau zu halten. Generell werden wir unser besonderes Augenmerk beim Clio auch in Zukunft auf niedrige TCO legen. Sie sind ein wesentliches Entscheidungskriterium für den Clio und mit dem Vollhybrid erfüllen wir diesen Anspruch ganz besonders. Im urbanen Raum ermöglicht er 80 Prozent elektrische Fahrwege, wird im Einstiegspreis aber deutlich unter dem Niveau vergleichbarer vollelektrischer Fahrzeuge liegen.
Erstmals ist im Clio die Topvariante „Esprit Alpine“ erhältlich.
Löhe: „Esprit Alpine“ stellt künftig in vielen Renault-Modellreihen die designorientierte Spitzenvariante dar. Mit dem Facelift feiert sie auch im Clio Premiere und rundet das Portfolio nach oben ab. Gerade mit Blick auf gewerbliche Zielgruppen möchte ich aber unterstreichen: Den Clio wird es weiterhin als preisgünstiges Einstiegsmodell geben, auch und gerade mit Blick auf die günstigen TCO.
Kein Diesel mehr im neuen Renault Clio
Der Diesel fliegt mit dem Facelift aus dem Clio-Programm …
Löhe: In Frankreich und anderen europäischen Märkten spielt der Clio dCi weiter eine wichtige Rolle, übrigens auch als Außendienst-Fahrzeug. Das ist so natürlich nicht auf Deutschland und schon gar nicht auf den deutschen Gewerbekundenmarkt übertragbar. Hier kam der Diesel im Clio-Motorenmix zuletzt auf niedrige einstellige Anteile, weshalb wir ihn mit dem Facelift aus dem Programm gestrichen haben.
Welche Zukunft hat das Traditionsmodell Clio mit Blick auf die Elektrifizierung Ihrer Modellpalette?
Löhe: Solange Renault Verbrennerfahrzeuge baut, also voraussichtlich bis 2030, wird es auch einen Clio geben. Gleichzeitig gilt: Im B-Segment wird ab 2024 der Renault 5 unsere vollelektrische Alternative darstellen.
R5 als Brand Shaper für Renault
Welche Erwartungen knüpft Renault an den Renault 5?
Löhe: Die Bedeutung des R5 für Renault ist kaum zu überschätzen. Er wird ein Brand Shaper sein, der die Marke komplett neu definiert – ein klassenloses Auto, das sich gleichermaßen als Einstiegsfahrzeug für Führerscheinneulinge als auch als Zweitwagen für Fahrer von Luxusfahrzeugen eignet.
Bei solch einer bedeutenden Rolle des Renault 5: Entwickelt sich das B-Segment bei Ihnen damit zum Prio-eins-Segment?
Löhe: Obwohl das B-Segment für uns auch in Zukunft eine besondere Relevanz haben wird, kann ich diese Frage ganz klar mit „Nein“ beantworten. Denn unser strategisches Hauptaugenmerk legen wir in Zukunft auf Modelle im C-Segment, also auf die Kompaktklasse. Und da vor allem auf SUV- und Crossover-Modelle. In Deutschland ist das C-Segment das größte und ertragreichste, in dem wir in den nächsten Jahren viele Produktneuheiten von Renault sehen werden.
Renault wird größer und elektrischer
Damit lässt Renault am unteren Rand des Modellportfolios mehr Raum für Dacia?
Löhe: Renault wird in Zukunft tendenziell größer und vor allem elektrischer. Das heißt nicht, dass wir uns aus dem B-Segment verabschieden werden, ebenso wenig aus dem kleineren A-Segment.
Die Modell-Portfolios von Renault und Dacia werden sich also weiterhin in Teilen überschneiden?
Löhe: Ja, mit Sicherheit. Allerdings wird sich Renault über alle Segmente hinweg auf die weitere Elektrifizierung der Produktpalette fokussieren.
Neue Vertriebsorganisation für mehr Effizienz vor Kunde
Renault hat den Flotten- und Gewerbekundenverkauf 2022 neu aufgestellt. Wie ist das erste Resümee?
Löhe: Unser Ziel war es, den Verkauf an Flotten- und Gewerbekunden enger mit den generellen Verkaufsaktivitäten zu verzahnen. Unser Flotten- und Gewerbekundenbereich ist seitdem in unseren allgemeinen Vertrieb und das allgemeine Marketing integriert. Die Ansprechpartner sind aber gleich geblieben, für unsere Flotten- und Gewerbekunden gab es praktisch keine Auswirkungen. Weil die Verkaufs- und Marketingaktivitäten für die verschiedenen Zielgruppen jetzt zentral gesteuert werden und damit interner Wettbewerb entfällt, wirkt sich das aber in deutlich höherer Effizienz vor dem Kunden aus. Kurz gesagt: Die interne Schlagkraft für die Marktbearbeitung hat sich bei uns deutlich verbessert, und das auch und vor allem zum Wohle der Kunden.
Wie entwickeln sich aktuell die Lieferzeiten bei Renault? Vor allem im Transportersegment bleibt die Lage insgesamt ja angespannt.
Löhe: Lieferzeiten zwischen sechs und zwölf Monaten sind bei Transportern leider weiterhin die Realität, aber weder für uns noch für die Kunden zufriedenstellend. Allerdings sehen wir uns deutlich besser aufgestellt als der Wettbewerb.
Herr Löhe, herzlichen Dank für das Gespräch.
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