Der Megane E-Tech Electric ist seit vielen Jahren Renaults erster Aufschlag in Sachen Elektroauto.
Foto: Christian Frederik Merten
Der Megane E-Tech Electric ist seit vielen Jahren Renaults erster Aufschlag in Sachen Elektroauto.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Fahrtest

Renault Megane E-Tech Electric: Elektrischer Neustart

Der Megane E-Tech Electric ist Renaults erster großer Elektro-Aufschlag seit Jahren. Überzeugt er uns als frisches und modernes Elektroauto?

Renault stieg früh ein in das Thema Elektroauto: Bereits vor rund zehn Jahren erblickte der kleine Zoe das Licht der Welt, außerdem die Limousine Fluence Z.E. und das Quad Twizy. Dann aber kam die Elektro-Flaute. Bis 2021 erschien nichts Neues ins Portfolio, Renault gewährte dem Wettbewerb Vorfahrt. Erst zur letzten IAA in München präsentierten die Franzosen einen Elektro-Neuling: den Megane E-Tech Electric. Seit Frühjahr 2022 im Handel, ergänzt der kompakte Stromer die bekannte Megane-Palette mit Verbrenner- Plug-in-Antrieben. Wie sich der Elektro-Megane im Alltag bewährt? Das haben wir für Sie herausgefunden.

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Der erste Eindruck: Elektro-Megane als typischer Crossover

Der Megane E-Tech Electric ist ein waschechter Renault: Vorn gibt´s schmale Scheinwerfer mit markentypischen Tagfahr-LEDs in C-Form, am Heck das vom Rhombus unterbrochene Leuchtenband. Generell ist der Megane E-Tech knackig geformt, besticht mit muskulösen Kotflügeln. Außerdem sorgen kurze Überhänge und die hohe Fensterlinie schon im Stand für Dynamik. Ansonsten ist der exakt 4,20 Meter lange Elektro-Kompakte von Renault schwer einzuordnen: Ist er Schrägheck, ist er SUV? Von beidem ein bisschen, ganz klassisch Crossover also. Besonders schick ist der Elektro-Megane mit Zweifarblackierung für Dach und Außenspiegel. Gibt´s serienmäßig im Topmodell Iconic oder für 336 Euro Aufpreis (alle Preise netto zzgl. USt.) im von uns gefahrenen Techno.

Innere Werte: Nicht das geräumigste Elektroauto

Recycling-Sitzbezüge sind Serie im Megane E-Tech Electric, der graue Armaturenbrett-Textilbezug ebenfalls. Nur im Iconic verbaut Renault einen Kunstleder-Bezug. Schön: Alles in allem wirkt das Interieur modern und hochwertig. Auch 12-Zoll-Digitalinstrumente gibt es serienmäßig im Elektro-Kompakten, „Open R Link“-Infotainmentsystem mit 12-Zoll-Touchscreen und Google Maps ist mit Ausnahme der Basis Standard. Dort misst der Touchscreen 9 Zoll, und die Google-Integration gibt es dann auch nicht.

Vorn sitzt es sich kommod im neuen Renault Megane, im Fond fehlt es jedoch auch durchschnittlich großen Menschen an Beinfreiheit. Untypisch eigentlich für Elektroautos, da hätten zehn Zentimeter mehr Außenlänge vielleicht nicht geschadet. Dafür ist der Kofferraum ziemlich groß, Renault gibt 440 bis 1.332 Liter an, laut VDA im Standard-Format noch 389 Liter. Jedoch muss das Gepäck innen wie außen eine ziemlich hohe Ladekante überwinden, und das Staufach für das Ladekabel ist auch ein wenig unterdimensioniert. Ein Gepäckfach unter der Fronthaube (Frunk) gibt es nicht.

Renault hält übrigens auch im Megane E-Tech Electric am etwas antiquierten Audio-Bediensatellit rechts an der Lenksäule fest, dazu kommen dort Wischer- und Automatikhebel. Führt zu einer gewissen Überfrachtung hinter dem Lenkrad.

Auf der Straße: Bei der Megane-Reichweite bitte nachlegen

Der Megane E-Tech Electric baut auf der CMF-EV-Plattform auf, die Renault-Schwester Nissan auch für den Ariya nutzt. Bedeutet immer Frontmotor und Vorderradantrieb, in unserem Test-Megane EV60 220 HP werkelte der stärkere 218-PS-Motor, der seine Energie immer aus der 60-kWh-Batterie zieht. 450 Kilometer WLTP-Reichweite sollen so drin sein – die wir im Winter bei Temperaturen um die 0 Grad Celcius aber bei weitem nicht erreichten. 390 Kilometer zeigte der Bordcomputer mit vollem Akku einmal an, ansonsten lag die Anzeige bei 222 bis 310 Kilometer. Wir haben den Megane E-Tech Electric auch auf der Langstrecke und damit auf der Autobahn eingesetzt, das in der Regel aber bei maximal Tempo 120. Das Ergebnis: 29,0 kWh Stromverbrauch je 100 Kilometer und damit praktische Reichweiten um die 200 Kilometer. Von Hamburg nach Berlin kommt man da nicht ohne Zwischenstopp(s).

Der Trost: Auch wer nur eine AC-Ladesäule findet, lädt den Elektro-Renault ziemlich schnell. Denn schon beim Standard-Laden sind serienmäßig bis zu 22 kW Ladeleistung drin. An der DC-Säule sind bis zu 130 kW möglich, für ein Volumen-Modell und diese Akku-Größe geht das noch in Ordnung. Die erreichte unser Test-Megane trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt sogar. Allerdings nur für kurze Zeit, dann fiel die Ladeleistung auf Werte zwischen 40 und 50 kW ab. Grundsätzlich kalkuliert das Google-Navi die nötigen Ladestopps zuverlässig in die Route ein, nur einmal mussten wir kurz kurz nachladen, um überhaupt den geplanten Ladepunkt zu erreichen.

Was uns am Megane im Alltag besonders gut gefallen hat? Die Google-Sprachsteuerung arbeitet zuverlässig und fast fehlerfrei. Und der Megane E-Tech Electric ist ein sehr komfortables Auto – von der Fahrt über Querfugen mal abgesehen, die das Fahrwerk eher holprig absolviert. Nicht so toll: Die hohe Fensterlinie ist zwar schick, behindert die Sicht nach hinten aber immens. Für eine optimale Effizienz während der Fahrt stehen übrigens drei Rekuperations-Stufen bereit.

Was gibt´s fürs Geld? Den 131-PS-Megane auf jeden Fall mal anschauen

Als EV60 220 HP in der Techno-Ausstattung entstammt unser Megane E-Tech Electric dem oberen Ende der Modellhierarchie. 42.101 Euro ruft Renault für diese Variante mindestens auf, darüber rangiert nur noch der EV60 220 HP Iconic (ab 44.454 Euro). Wem das zu teuer ist, dem stehen günstigere Varianten zur Wahl.

Zu haben ist der Renault Megane E-Tech Electric bereits ab 35.294 Euro – für den EV40 130 HP. 131 PS lässt der Elektro-Megane dann freien Lauf, seine Energie zieht sich der Renault aber nur aus einem 40-kWh-Akku mit maximal 85 kW Schnellladeleistung. Maximal 300 Kilometer WLTP-Reichweite würden für den regionalen Einsatz ja noch reichen, weil es den Basis-Motor mit kleinem Akku aber nur in der Basis-Ausstattung Equilibre gibt, sind wir wenig überzeugt. Denn auf das dort nicht lieferbare Google-System verzichten wir nur ungern.

Aber: Der 131-PS-Motor lässt sich im Megane E-Tech Electric auch mit dem großen 60-kWh-Akku kombinieren. Diese Kombi kostet zwar mindestens 39.496 Euro – dann kommt der Megane aber auch schon als Evolution ER. Viele Assistenten, das große Infotainment mit Google-Integration und –Navi oder auch adaptives LED-Licht sind dann – neben vielen anderen Features – schon dabei. Mit dem City- und Advanced-Driving-Assist-Paket (weitere Assistenten, Einparkhilfe rundum, adaptiver Tempomat, Spiegel-Funktionen etc.; 1.303 Euro) bleibt so eigentlich kein Wunsch offen.

Allerdings: Optionen wie die Zweifarb-Lackierung, der Rückfahr-Notbremsassistent, der automatisch abblendende Innenspiegel, der Parkassistent oder die 360-Grad-Kamera sind erst ab Techno an Bord. Wer darauf nicht verzichten möchte, kommt auf die 2.605 Euro Aufpreis zum Evolution ER nicht herum. Und damit auch nicht um den 218-PS-Motor, denn als Techno ist der schwächere Elektro-Megane nicht bestellbar.

Unsere Empfehlung? Weil Elektroautos vom Schlage eines Renault Megane E-Tech Electric sowieso nicht als Rennsemmeln konzipiert sind, sollte man sich die 131-PS-Version zumindest einmal anschauen. Dann sind zwar nur Tempo 150 statt 160 drin, das würde uns beim Renault aber wenig stören. Allenfalls die deutlich langsamere Beschleunigung (10,5 statt 7,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h) könnte bei kritischen Überholvorgängen ein Thema werden.

Aber egal ob 131 oder 218 PS und egal welche Ausstattung: 22 kW AC-Ladeleistung sind – wie übrigens auch eine Wärmepumpe – immer dabei, und auch den vollen Umweltbonus gibt es in jeder der fünf Varianten: Denn für den Megane E-Tech Electric hat Renault in Deutschland einen Basis-Preis definiert, alle Ausstattungslinien bauen darauf modular als Pakete auf.

Fazit Renault Megane E-Tech Elektric EV60 220 HP Techno

Der Elektro-Megane hat seine Stärken und seine Schwächen. Er ist komfortabel, unterbietet sein Reichweiten-Versprechen aber zumindest im Winter deutlich. Toll sind das Google-Infotainmentsystem, im Fond ist der Megane E-Tech Electric wenig luftig. Den Umweltbonus gibt es für alle Varianten in der Preisliste.

Der Renault Megane E-Tech Elektric EV60 220 HP Techno in der Kurzkritik:

Plus:

  • AC-Laden mit 22 kW
  • Infotainment und Sprachsteuerung (Google)
  • Komfortables Fahrwerk

Minus:

  • Geringe Praxis-Reichweite
  • Wenig Platz im Fond
  • Hohe Ladekante

Technische Daten Renault Megane E-Tech Elektric EV60 220 HP Techno:

  • Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-Crossover
  • Länge/Breite/Höhe: 4.200/1.768/1.505 mm
  • Antrieb: Frontantrieb mit Eingang-Automatikgetriebe
  • Motor: Fremderregter Synchron-Elektromotor
  • Leistung: 160 kW (218 PS)
  • Max. Drehmoment: 300 Nm
  • Reichweite (WLTP): 450 km
  • Nennkapazität Lithium-Ionen-Batterie: 60 kWh
  • Ladeleistung (AC/DC): 22/130 kW
  • Ladedauer AC 0 – 100 %: 3:10 h
  • Ladedauer DC 0 – 100 %: 1:14 h
  • Ladedauer DC 0 – 80 %: 0:42 h
  • Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 7,4 s
  • Norm-Verbrauch: 15,7 kWh
  • Testverbrauch: 29,0 kWh
  • CO2-Emission (WLTP): 0 g/km
  • Kofferraumvolumen: 440 (VDA: 389) – 1.332 l
  • Zuladung: 375 kg
  • KH/VK/TK: 15/19/18
  • Wartung: 12 Monate/30.000 km
  • Grundpreis Testwagen netto: 42.101 Euro
  • Stand: Februar 2023

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