Renault-Deutschland-Vertriebsvorstand Michael Löhe (l.) und der neue Flottenkundenverantwortliche Alexander Albrecht (r.) standen bfp-Chefredakteur Christian Frederik Merten auf der IAA Transportation in Hannover Rede und Antwort..
Foto: Hajar Kayali - Renault Deutschland
Renault-Deutschland-Vertriebsvorstand Michael Löhe (l.) und der neue Flottenkundenverantwortliche Alexander Albrecht (r.) standen bfp-Chefredakteur Christian Frederik Merten auf der IAA Transportation in Hannover Rede und Antwort..

Inhaltsverzeichnis

bfp-Interview

Renault: „Stärkung des Geschäftsbereichs“

Renault strukturiert sein Großkundengeschäft um. Vertriebsvorstand Michael Löhe und Alexander Albrecht, Leiter Fleet Operations, erläutern Details.

Reorganisation des Groß- und Gewerbekundenverkaufs bei Renault in Deutschland. Was das für die Zielgruppe bedeutet, beschreiben Vertriebsvorstand Michael Löhe und Alexander Albrecht, neuer Leiter Fleet Operations in der Renault-Vertriebssparte in Deutschland, im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

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Neues Renault-Konzept „Fleet Competence Center“

Herr Löhe, vor Kurzem hat Renault sein Groß- und Gewerbekundenbereich in Deutschland umstrukturiert. Was ist der Hintergrund?

Michael Löhe: Die Auflösung der Direktion Flotten und die Eingliederung des Groß- und Flottenkundengeschäfts in die Direktion Vertrieb und Marketing zum 1. Oktober ist definitiv als Stärkung dieses Geschäftszweigs zu verstehen. Und das gilt explizit für beide Sparten: das Pkw-Geschäft sowie das Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen.

Welche Auswirkungen hat diese Stärkung für Ihre Kundinnen und Kunden?

Löhe: Die Restrukturierung unseres Groß- und Flottenkundengeschäfts geht einher mit der Umsetzung unseres neuen Konzepts „Fleet Competence Center“. Im Zuge dessen organisieren wir im Vertrieb unsere gesamten Backoffice-Aktivitäten neu, um unsere Prozesse zu beschleunigen und unseren Kundinnen und Kunden alle Produkte und Services aus einer Hand anbieten zu können. Außerdem, und das ist das nach außen sichtbarste Zeichen unserer Restrukturierung: Seit dem 1. Oktober verantwortet Alexander Albrecht unseren neuen Flotten- und Nutzfahrzeugbereich im Vertrieb.

Leichter Zuwachs bei den „Pro+“-Standorten

Was bedeutet das für Ihre „Pro+“-Business-Center? Auch vor dem Hintergrund der Händlernetz-Kündigung bei Renault?

Löhe: In diesem Punkt wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Auch und vor allem nicht mit Blick auf die routinemäßige Kündigung des Händlernetzes. Die Marke „Pro+“ wird auch in unserem künftigen Händlernetz eine integrale Säule zur Betreuung unserer Groß- und Nutzfahrzeugkunden darstellen. Nach unseren Plänen wird sich unser Händlernetz in Deutschland künftig in verschiedene Hub-Gebiete aufteilen, und in jedem Hub wird es einen „Pro+“-Standort geben. Damit wird sich die Zahl der „Pro+“-Standorte von heute etwas über 80 sogar etwas erhöhen.

Ihr Zielgruppen-Schwerpunkt liegt auch künftig auf Gewerbetreibenden und kleinen Flotten?

Löhe: Richtig. Wenn Sie auf unser Nutzfahrzeuggeschäft schauen, sind wir im Segment der Handwerker und der KEP-Branche besonders aktiv und erfolgreich. Auch im Pkw-Bereich liegt unser Fokus auf kleineren Fuhrparks. Allerdings möchte ich ebenso unterstreichen: Wir werden das eine tun, ohne das andere zu lassen – also auch weiterhin große und sehr große Flotten bedienen. Obwohl wir diesen Kunden dem Markttrend folgend nicht mehr die Konditionen anbieten können, die sie in der Vergangenheit vielleicht von uns gewohnt waren. Denn wir fokussieren uns weiterhin auf den Weg des gesunden Wachstums. Im Mittelpunkt unseres Handelns steht damit immer eine möglichst hohe Profitabilität, nicht möglichst hohe Marktanteile.

Leichte Entspannung bei den Pkw-Lieferzeiten

Unabhängig von der Fuhrparkgröße: Wie angespannt ist die Lieferzeiten-Situation derzeit bei Renault?

Alexander Albrecht: Seit einigen Wochen sehen wir bei ersten Modellen eine leichte Entspannung der Lage. Im Bereich Pkw rollt zum Beispiel eine relevante Anzahl von bereits produzierten oder fest in die Produktion eingeplanten Fahrzeugen auf uns und den Handel zu. Unseren Kaufantragsbestand möchten wir im ersten Quartal 2023 von einem erhöhten auf ein normales Maß reduzieren. Für einige Modelle konnten wir die Lieferzeit bei Neubestellungen bereits auf vier Monate reduzieren. Etwas angespannter ist die Situation noch bei den Nutzfahrzeugen. Sechs Monate Lieferzeit für einen Standard-Kastenwagen sind derzeit durchaus realistisch.

Und wie unterstützen Sie bei Lieferverzögerungen?

Albrecht: In der Regel einfach und pragmatisch: über die Verlängerung des Leasingvertrags.

Trafic E-Tech Electric: Kastenwagen in zwei Längen

Auf der IAA haben Sie den vollelektrischen Trafic E-Tech Electric vorgestellt. Wer sind die Zielgruppen?

Albrecht: Generell wird der Trafic vornehmlich von mittelgroßen Fuhrparks oder Handwerkern nachgefragt. Das sind auch die wichtigsten Zielgruppen für den vollelektrischen Trafic. Wir denken aber auch, dass der Trafic E-Tech Electric mit seinen angestrebten 240 Kilometer Reichweite nach WLTP, 1,1 Tonnen Zuladung und einer Tonne Anhängelast für kommunale Organisationen oder Unternehmen der KEP-Branche interessant sein kann.

Planen sie neben dem Kasten auch eine Personentransporter-Variante des Trafic E-Tech Electric?

Albrecht: Nein, auf absehbare Zeit fokussieren wir uns beim elektrischen Trafic auf den Kastenwagen in den bekannten zwei Längen. Diese Version macht auch bei den bekannten Diesel-Motorisierungen den Hauptteil der Bestellungen aus.

Mehr E-Transporter durch schärfere staatliche Rahmenbedingungen

Rund 7,5 Prozent Ihrer Transporter werden in Deutschland derzeit als E-Variante bestellt. Wie beurteilen Sie diese Resonanz auf die Elektro-Nutzfahrzeuge?

Löhe: Wenn wir auf einzelne Kundengruppen blicken, sehen wir, dass diejenigen, für die eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge sinnvoll wäre, oft noch einen relativ weiten Weg vor sich haben. Da sprechen wir einerseits von kommunalen Betrieben, aber auch von Handwerksbetrieben. In beiden Gruppen fallen oft ja nicht mehr als 100 Kilometer Fahrt pro Tag an. Gleiches gilt für viele Betriebe der KEP-Branche, natürlich vor allem diejenigen, die vornehmlich im urbanen Raum unterwegs sind. Dennoch entscheiden sich diese Kundengruppen häufig noch für Diesel-Transporter.

Uns allen muss aber bewusst sein, dass in Zukunft viele Kommunen zumindest in Innenstädten Einfahrbeschränkungen für Verbrenner-Fahrzeuge verhängen werden. Überall dort, wo das bislang der Fall war, zum Beispiel in Stuttgart, setzte unmittelbar ein Run auf Elektro-Transporter ein. Generell gehen wir davon aus, dass die Last-Mile-Logistik in den Städten mittelfristig nur noch elektrisch und langfristig auch anbieterübergreifend koordiniert sowie autonom zu gestalten ist.

Albrecht: Wir denken, die erste große Zäsur wird im September 2023 auf die Branche zukommen, wenn der Umweltbonus für Elektrofahrzeuge gewerblichen Kunden nicht mehr gewährt wird. Anfang bis Mitte 2023 erwarten wir deshalb eine verstärkte Nachfrage nach Elektro-Transportern. Außerdem gehen wir davon aus, dass mittelfristig auch in Deutschland ein zu hoher CO2-Ausstoß auch bei Transportern zum Beispiel über eine angepasste Kfz-Steuer steuerlich bestraft wird. Und drittens: Auch der weitere Ausbau der Ladinfrastruktur wird zu einem Nachfrageplus nach elektrischen Nutzfahrzeugen führen.

Werden Ihre elektrischen Pkw von Groß- und Gewerbekunden derzeit stärker nachgefragt als elektrische Transporter?

Löhe: Nein, reine elektrische Pkw nicht. Was sich derzeit besonders großer Nachfrage erfreut, sind auch bei uns die Plug-in-Hybride. Aber das in erster Linie als Konsequenz der staatlichen Förderung. Wir bei Renault glauben perspektivisch nicht an diese Antriebsform, sondern an Mildhybride auf der einen und vollelektrische Fahrzeuge auf der anderen Seite. Wir rechnen fest damit, dass die Nachfrage nach Plug-in-Hybriden Anfang 2023 mit Ende der staatlichen Kaufförderung rapide sinken wird.

Für 2023: Heute reguläre Preisrunde geplant

Unabhängig von der Antriebsform und segmentübergreifend: Welche Preisentwicklung haben Renault-Kunden kurzfristig zu erwarten?

Albrecht: Wir bewegen uns in einem komplett außergewöhnlichen Marktumfeld. Stand heute planen wir für 2023 dennoch mit einer regulären Preisanpassung. Allerdings lassen sich viele Einflussfaktoren auf den Preis derzeit nur schwierig prognostizieren. Obwohl wir unsere Einkaufspreise ständig im Blick haben, kann es deshalb dazu kommen, dass wir auch kurzfristig ungeplante Preisanpassungen vornehmen müssen.

Welche Neuigkeiten gibt es mit Blick auf Ihre Mobilitätsmarke Mobilize?

Löhe: Lassen Sie mich an dieser Stelle zunächst darauf hinweisen, was wir bereits anbieten. Verfügbar ist –neben dem vollständigen Angebot an Finanzdienstleistungen – das komplette Paket rund um Ladelösungen vor Ort beim Kunden an. Dazu zählt auch die Garantie, dass eine bestellte Wallbox trotz Handwerker-Mangels innerhalb weniger Wochen eingebaut wird. Perspektivisch werden wir das Mobilize-Angebot aber auch in Deutschland um weitere Mobilitätsservices erweitern. Die Grundphilosophie von Mobilize ist dabei, aus Mobilität eine Dienstleistung zu machen.

Herr Löhe, Herr Albrecht, herzlichen Dank für das Gespräch.

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