Von Ute Kernbach
Was heißt eigentlich Luxus, wenn es um Automobile geht? Früher hat man mit luxuriösen Autos mehr oder minder Accessoires in Verbindung gebracht wie Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Lederpolster etc. Diese Dinge werden heute allerdings schon für Kleinwagen angeboten.
Was macht also heute eine Luxuslimousine aus? Die Platzverhältnisse? Diese waren in der Luxusklasse meist verschwenderisch und lange Jahre ein charakteristisches Indiz für dieses Segment - bis die Vans ihren Siegeszug antraten. Danach wurde auch dieses Merkmal von anderen Fahrzeugen beansprucht.
Dann schlugen die Hersteller einen Weg ein, der bis heute eingehalten wird. Die Implementierung innovativer Technik, die den Luxuswagen zum Technologieträger mit allerlei neuen Sicherheitssystemen und Materialien machte. Gleichwohl finden diese Features auch ihren Weg in die kleineren Fahrzeugklassen, allerdings mit einer zeitlichen Verzögerung.
Fast 88 Prozent der Zulassungen sind gewerblich
Im vergangenen Jahr wurden knapp 32.400 Fahrzeuge der Oberklasse neu zugelassen, was einem Anteil am Gesamtneuzulassungskuchen von nur rund einem Prozent entspricht. Davon entfielen allein mehr als 13.600 Neuzulassungen auf die BMW 7er-Reihe, die Mercedes S-Klasse und dem Porsche Panamera. Im Januar 2019 fanden insgesamt 2.750 Einheiten einen neuen Käufer, davon gingen knapp 88 Prozent auf das Konto der Gewerbetreibenden.
"Die Luxusklasse gehört schon seit jeher zu den Segmenten, in denen der Wertverlust sehr hoch ist. Selbst prozentuale Wertverluste sind meist wahrnehmbar - deutlicher wird der Wertverlust, wenn man diesen in Euro ausdrückt", so Dieter Fess Mitinhaber der Bähr & Fess Forecasts GmbH in Völklingen.
"Dann verliert ein Luxuswagen, der deutlich über 100.000 Euro kosten kann, in einem Jahr schon mal den Gegenwert eines gut ausgestatteten Kompaktwagens. Insofern gibt es zweifellos bessere Investitionen als sein Geld für hochpreisige Luxusmobile auszugeben."
Wie aber ist das zukünftige Wertverhalten in dieser Klasse? Die Bähr & Fess Forecasts GmbH hat das Wertverhalten ausgewählter Modelle aus der Luxusklasse näher unter die Lupe genommen (siehe auch Tabelle).
Panamera am wertstabilsten
Bei den automobilen Luxuslinern haben der Porsche Panamera 3.0 und 4E Hybrid im Wertstabilitätsrennen die Nase deutlich vorne. In zwei Jahren attestieren die Prognose-Experten dem Panamera 4E Hybrid einen Restwert von 51 Prozent, dicht dahinter auf Rang zwei kann sich der 330 PS starke Panamera mit reinem Benzinmotor platzieren, er verliert gerademal die Hälfte seines ehemaligen Neupreises nach diesem Zeitraum.
Den Bronzeplatz teilen sich der Mercedes S350d und der Lexus LS 500h mit einem prognostizierten Restwert von jeweils 47 Prozent. Sie verlieren bis zu vier Prozentpunkte mehr an Wert im Vergleich zu den Porsche-Piloten. Der S450 4Matic 9G-Tronic kann sich mit einem prognostizierten Restwert von 46,5 Prozent Rang fünf unter den ausgewählten Luxuslinern sichern und verliert somit lediglich 0,5 Prozentpunkte mehr an wert als sein Diesel-Pendant.
Die Limousinen-Piloten vom Audi A8 3,0 TDI quattro (43,5 Prozent), BMW 745e (42,5 Prozent) und Jaguar XJ V6 Diesel (42,5 Prozent) dagegen müssen mit einem deutlich höheren Wertverlust in zwei Jahren rechnen. "Audi war jahrelang sehr erfolgreich und die Blaupause für alle Importeure (… und nicht nur die…), wenn es galt bei Verarbeitungsqualität und Materialanmutung Maßstäbe zu setzen. Mittlerweile weht ein kräftiger Gegenwind in Richtung der erfolgsverwöhnten Ingolstädter", so Fees.
"Von Beginn der Modellreihe an stand der A8 im Schattendes Siebener und dieser im wiederum überlangen Schatten der S-Klasse. Viele, die das aktuelle Modell betrachten, sehen oftmals darin eine Designvariante des Audi A6. Das ist zu wenig, um in diesem Segment zu punkten. Daran ändern auch die herausragenden Sicherheitsfeatures, die topaktuellen Assistenzsysteme und die gewohnt sehr gute Verarbeitungsqualität wenig."
"Darf es etwas mehr sein?"
Am unteren Ende der Restwertskala rangiert der Lexus LS 500 AWD (37 Prozent). Etwas besser schneidet der Cadillac CT6 mit einem prognostizierten Restwert von 38,5 Prozent ab. "Darf es etwas mehr sein? 5,18 Meter, 417 PS, 555 Newtonmeter, 20 Zoll-Felgen Mahagoni und elektrische Massagesitze aus Leder hinten und vorne, Entertainment Monitore hinten, Nachtsichtgerät und und und… Sie denken an Bentley, Rolls Royce?" fragt Fess.
"Nun. Was die Stückzahlen anbelangt, schon. Was den Preis und das Herkunftsland betrifft: nein! Aus dem Land des unbegrenzten Präsidenten kommt der Cadillac CT6. Allen, die den Mut haben, aus der Masse hervorzustechen und den individuellen Auftritt lieben, sei dieser anempfohlen. Wenn auch Amerika noch um 'greatness' ringt, dieser Cadillac ist es jedenfalls…"