Deep Dives beim Restwerte-Workshop in Hörsbach: die beiden Referenten Martin Weiss (DAT, l.) und Jan Rasmussen (Hyundai Motor Deutschland).
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Deep Dives beim Restwerte-Workshop in Hörsbach: die beiden Referenten Martin Weiss (DAT, l.) und Jan Rasmussen (Hyundai Motor Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Wertverlust-Faktoren

Restwerte: Multiple Treiber

Restwerte sind eine harte Fuhrpark-Währung. Hyundai und die DAT gaben jetzt Einblicke in die komplexe Welt der Restwertprognose.

Läuft bei Hyundai. In Deutschland fuhren die Südkoreaner in 2022 erneut ein bestechendes Ergebnis ein. 105.074 Pkw-Neuzulassungen bescheren einen Gesamtmarktanteil von vier Prozent. Damit ist Hyundai hierzulande noch vor Toyota und Kia die Nummer eins unter den asiatischen Importmarken. Weltweit nimmt der Konzern inzwischen den dritten Platz unter allen Automobilherstellern ein. Die vielseitige Modellrange deckt zudem sämtliche Antriebsarten ab.

Das kommt an. Immer mehr Hyundai-Modelle sind auf den Straßen unterwegs. Zu den wichtigen Erfolgsfaktoren zählen die vergleichsweise guten Restwerte der Fahrzeuge. Dass die Koreaner ein besonderes Augenmerk auf das Restwertverhalten ihrer Fahrzeuge legen, untermauerten sie jetzt in einem gemeinsamen Workshop mit der Deutschen Automobil Treuhand (DAT).

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Krisen und Lieferengpässe als Restwerttreiber

Restwerte sind eine Währung, die Experten zwar schon immer auf dem Schirm hatten, die allgemein gesehen bisher doch eher unter dem Radar lief. Nice to have eben. Das hat sich schlagartig geändert. Mit den Krisen und Lieferengpässen stiegen die Prognosen gerade ab dem zweiten Quartal 2021 exorbitant an. „Teilweise wurden dreijährige Modelle mit mehr als 70 Prozent Restwert gehandelt, was vor Corona und Co. höchstens bei etwa sechs Monate alten Fahrzeugen möglich war“, weiß DAT-Pressesprecher Martin Endlein. Die Menschen hätten eben weiterhin einen hohen Bedarf nach Mobilität und besonders in den Pandemie-Jahren sei selbiger nochmals gestiegen. Endlein: „Auf einmal war Verfügbarkeit der neue Rabatt.“

„Bis das Niveau von vor 2020 wieder erreicht ist“, vermutet Endlein, „muss jedoch die Fahrzeugproduktion deutlich mehr Fahrt aufnehmen.“ Während Hersteller wegen der Verknappung und Fokussierung auf höherwertige Versionen gut gefahren sind, litten Privatkäufer sehr stark darunter. Noch härter traf es das Flottengeschäft. Konnten nichtgewerbliche Autofahrer ihr Altfahrzeug einfach ein halbes Jahr und länger weiterfahren, standen Fuhrparkmanager, Autovermieter und Leasinggesellschaften auf dem Schlauch. Die Nachfrage überstieg das Angebot eklatant, der Run auf Gebrauchte setze ein und die Restwerte erklommen ungeahnte Höhen.

Der Run auf Gebrauchte setze ein, die Restwerte erklommen ungeahnte Höhen

Diesen Trend untermauert auch das aktuelle DAT-Barometer März mit dem Schwerpunkt Flotte/Fuhrparks. Die Frage, ob alle fest geplanten Pkw-Anschaffungen im vergangenen Jahr getätigt wurden, bejahten darin lediglich 32 Prozent der Fuhrparkleiter. Mit deutlichen 68 Prozent verneinte die große Mehrheit dies allerdings. Als Gründe wurden vor allem die langen Lieferzeiten genannt (84 Prozent). Häufig waren aber auch die gewünschten Fahrzeuge (57 Prozent) oder bestimmte Ausstattungsmerkmale (27 Prozent) nicht bestellbar. Die hohen Preise, die 2022 vor allem bei Endverbrauchern einen Autokauf verhinderten, spielten laut DAT indes „nur“ bei 36 Prozent der Flottenleiter eine Rolle. Dies könne damit zusammenhängen, dass 80 Prozent der Fuhrparks mit geleasten Fahrzeugen operieren und nur 20 Prozent die Fahrzeuge tatsächlich selbst kauften.

Und genau bei diesem Thema kommt bekanntlich der Restwert wieder ins Spiel, gilt er doch als der größte Faktor bei der Berechnung von Finanzierungs- und Leasingraten. Gleichzeitig bedingt ein niedriger Wertverlust wiederum einen höheren Wiederverkaufswert. Das senkt die Kapitalkosten über die Laufzeit und damit die monatlichen Unterhaltskosten. Je höher der Restwert, desto niedriger können Finanzierungs- oder Leasingraten kalkuliert und umso attraktivere Angebote für Kunden erstellt werden.

Restwerte mit direktem Einfluss auf Leasingraten

Im Gegensatz zu wirtschaftlichen, makroökonomischen Faktoren wie Markttrends, Konsumklima oder Inflation haben Hersteller in den Bereichen Produkt und Strategie große Einflussmöglichkeiten. „Auf der Produktseite sind es Punkte wie Markenimage, Design, Ausstattung und Sicherheit. Im Bereich Strategie spielen Händlernetz, Gebrauchtwagen-Programm, strenges Nachlassverhalten und restwertschonende Vertriebsprogramme eine wichtige Rolle und stärken die Restwertprognosen“, sagt Hyundai-Restwertmanager Jan Rasmussen.

Welche Ausschläge der Restwert hat, macht der Teamleiter Gebrauchtwagen an einem einfachen Beispiel anhand des Hyundai-SUV-Flaggschiffs Santa Fe 2.2 CRDi AWD deutlich. Bereits eine um einen Prozentpunkt niedrigere Fahrzeugprognose (55,6 statt 56,6 Prozent), verteuere die monatlich Leasingrate spürbar. Statt 454,88 Euro (alle Angaben zzgl. USt.) würden nun 465,36 Euro im Monat fällig. 10,48 Euro mehr sehen zwar auf den ersten Blick gar nicht so dramatisch aus. Doch speziell Flottenleiter mit größeren Fuhrparks dürften dabei schnell ins Schwitzen geraten.

Zu viele Optionen? Erhöhen den Restwert nicht unbedingt

Welche Ausstattungen und Optionen sie einem Firmenwagenberechtigten zugestehen, sollten Fuhrparkmanager ebenso gründlich und sorgfältig überlegen. So sei allzu viel Schnickschnack tunlichst zu vermeiden. „Denn Sonderausstattung wertet deutlich ab. Alles was Serie ist, steigert den Restwert“, betont Martin Weiss, Leiter Gebrauchtfahrzeugwerte bei der DAT. Das gilt auch für neue Technik, wie zum Beispiel einen Totwinkelassistenten. Fehlt sie, sinkt der Restwert. Quintessenz: Basisausstattungen verkaufen sich mit höheren Renditen als vollgestopfte Highendversionen, weil Gebrauchtwagenkäufer gezielter suchen und auswählen.

Deshalb betreiben Hersteller wie Hyundai eine sehr fundierte Restwertanalyse. „Wir gucken sehr genau, welche Merkmale nachgefragt werden, was die Must-Haves sind. Zudem überprüfen wir immer wieder und ganz gezielt die Sonderoptionen“, beschreibt Hyundai-Manager Rasmussen einen sehr wichtigen Part seines Jobs. So werde es beispielsweise bei der nächsten Kona-Generation keine Stahlfelgen mehr geben. Rasmussen: „Die Käufer wollen nur noch Alufelgen haben. Stahlfelgen wirken sich negativ auf den Restwert aus und zwar auf den aller Kona-Modelle.“

Übrigens: Die Top-3-Restwertriesen bei Hyundai sind das SUV Tucson sowie die beiden Vorzeigestromer Ioniq 5 und Ioniq 6 mit ihrer 800-Volt-Ladetechnik. Highspeed-Laden wirkt hier nicht nur als echter technischer Gamechanger, sondern laut Prognosen auch als Restwertkatalysator.

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