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Rückenschonend

Richtig sitzen im Dienstwagen

Wer viel im Auto sitzt, sollte großen Wert auf einen qualitativ hochwertigen Fahrersitz legen. Es gibt so einiges, worauf man unbedingt achten sollte.

von Sabine Neumann

„Wir sitzen uns tot“ – so lautet die ebenso knappe wie erschreckende Zusammenfassung der Erkenntnisse von Dr. James Levine, dem Leiter des Obesity-Solution-Projekts an der Mayo Clinic der Arizona State University. Bei seiner Untersuchung hatte er maßgeblich den Büro-Arbeitsplatz im Blick. Doch dort darf man sich im Vergleich zum Arbeitsplatz Auto fühlen wie in einer Fitness-Oase. Schließlich sind die Möglichkeiten, die Haltung zu wechseln und für Ausgleich zu sorgen am Steuer quasi gleich Null.

Mit der Entscheidung für einen guten Autositz haben Fuhrparkmanager also einen wesentlichen Einfluss auf das gesundheitliche Risiko von Außendienstlern, Handwerkern oder anderen vielfahrenden Dienstleistern. Doch worauf kommt es dabei an? Und warum sind diese Funktionen notwendig?

Welche Probleme zeitigt das Sitzen im Auto?

Rücken- und Nackenschmerzen sind nach Aussage von Levine noch die harmlosesten Auswirken des Sitzens. Nur zwei Stunden am Stück erhöhen das Risiko für Herzkrankheiten, Diabetes, Metabolischem Syndrom (Kombination aus Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Insulinresistenz) oder Krebs wesentlich. Jede Sitzstunde soll diesen Angaben zufolge zwei Lebensstunden kosten. Zum Vergleich: Das Rauchen einer Zigarette kostet elf Minuten.

Der Empfehlung zu folgen, sich pro 30 Minuten Sitzen mindestens zwei Minuten zu bewegen, ist während einer Fahrt zwar nicht unmöglich – schließlich reicht ein wenig Aufrichtung, ein tiefes Durchatmen oder ein lockeres Schulterkreisen durchaus –, aber es ist zumindest schwierig. Und zwar nicht nur, weil die wenigsten Vielfahrer derartige Entlastungsmöglichkeiten kennen. Nein - beim Autofahren ist eine ruhende Position notwendig, um eine gute Verbindung mit dem Wagen zu haben. Schließlich ist der Kontakt vom Rücken zum Sitz die einzige wirkliche Verbindung, die man als Fahrer zur Karosserie hat. Darüber spürt man, was mit dem Fahrzeug passiert und wie es reagiert.

Was kann man am Steuer tun?

Das Problem der passiven Sitzhaltung ist, dass das Becken nicht wie auf einem normalen Stuhl immer wieder anders belastet und auch aktiv aufgerichtet werden kann. Das muss im Auto der Sitz übernehmen.

Die wichtigsten Anforderungen an das Gestühl sind von daher:

  • Der Sitz muss eine feste Grundstruktur haben. Sie erhöht die Sicherheit und ist zugleich Vorgabe für wirbelsäulengerechtes Sitzen. Eine zu nachgiebige Grundstruktur kann nicht genügend stützen.

  • Eine wirbelsäulengerechte Ausformung der Lehne und der Schaumteile sowie eine ausreichend hohe Rückenlehne sind erforderlich (Lehnenhöhe = Schulterhöhe).

  • Die Kopfstütze muss in der Höhe ausreichend einstellbar oder (bei Vollpolsterkopfstützen) ausreichend hoch sein. Die Verstellwege der Kopfstütze müssen eine korrekte und damit sichere Positionierung zum Hinterkopf ermöglichen: Oberkante Kopfstütze = Oberkante Kopf, Abstand der Kopfstütze zum Hinterkopf maximal drei Zentimeter. Die Kopfstütze hat ausschließlich eine Sicherheitsfunktion und sollte während der Fahrt (das gilt nur für den Fahrer) keinesfalls als Stütze benutzt werden, andernfalls kann es zu gefährlichen Ermüdungserscheinungen kommen (Stichwort: Sekundenschlaf).

  • Die Seitenführungen am Sitzkissen und an der Rückenlehne (Seitenwangen) sorgen für ein sicheres Fahrgefühl und fixieren den Fahrer in seinem Sitz. Idealerweise sollten die Seitenführungen individuell an die körperlichen Gegebenheiten wie die Rückenbreite anpassbar sein.

  • Der Lendenwirbelbereich muss durch die sogenannte 4-Wege (vor/zurück, hoch/runter) Lordose- beziehungsweise Beckenkammstütze (eine aufblasbare Vorwölbung im unteren Bereich der Rückenlehne) großflächig und individuell untergestützt werden. Die Hauptabstützung erfolgt am oberen, hinteren Beckenkamm (Gürtellinie).

  • Ebenfalls ein absolutes Muss ist die individuelle Einstellbarkeit der Sitzhöhe. In den meisten Fällen wird dadurch die Sitzfläche im hinteren Teil des Sitzes etwas angehoben und die Oberschenkelauflage etwas gerader. Dadurch ist es leichter, die Wirbel in die bestmögliche Position zu bringen.

  • Die Neigungswinkeleinstellung der Sitzfläche sorgt für eine korrekte Auflage der Oberschenkel und nimmt am Oberschenkel Druck von den Gefäßen. Das fördert die Durchblutung – und so auch die Aufmerksamkeit.

  • Der gesamte Sitz muss ausreichend in der Länge verstellbar sein (mindestens 25 Zentimeter). Bei der Einstellung sollte das Becken auch dann immer komplett im Winkel von Sitzfläche und Lehne bleiben, wenn das Bremspedal vollkommen durchgedrückt wird.

  • Die einstellbare Sitzflächenlänge (Sitztiefe) ermöglicht eine korrekte Anpassung an die Oberschenkellänge des Fahrers und optimiert dadurch die Sitzdruckverteilung. Je besser der Sitzdruck über Gesäß und Oberschenkelauflage verteilt wird, desto angenehmer ist das Fahren, vor allem bei Langstrecken. Optimal ist eine komplette Abstützung des Oberschenkels, wobei allerdings zwischen Sitz und Kniekehle etwa zwei bis drei fingerbreit Freiraum bleiben muss, um Druckbelastungen auf die Kniekehle zu vermeiden.

Was bringen AGR-Sitze?

Der Komfort kann mit Funktionen wie einer entspannenden Massage, elektropneumatisch einstellbare Seitenwangen, die den Körper in Position halten oder einer Sitzventilation weiter gesteigert werden. Eine Memory-Funktion ist indessen ideal für Flottenfahrzeuge mit wiederkehrenden Fahrern, die abwechselnd das Fahrzeug nutzen. Sitze, die mit einem so genannten AGR-Zertifikat ausgezeichnet sind, erfüllen die genannten Maßgaben. Mittlerweile kommt das von Fachleuten als besonders ergonomisch ausgezeichnete Gestühl bei Opel, Peugeot und VW zum Einsatz. Auch bei Herstellern wie Audi, Ford, Mercedes oder Volvo gibt es ein Angebot, das passgenaue Einstellungen ermöglicht.

„Die Zertifizierung der Autositze durch die AGR e.V. ist freiwillig. Bei einem Autositz mit Zertifizierung kann man davon ausgehen, dass der Hersteller über die Fahrzeugzulassung hinausgehende Kriterien erfüllt hat, die in der AGR e.V. Begutachtung berücksichtigt werden. Durch dieses Gütesiegel ist zum Beispiel gewährleistet, dass der Sitz über die notwendigen Einstellmöglichkeiten verfügt, um ihn an die individuellen Bedürfnisse des Fahrers anzupassen. Es bedeutet aber nicht, dass Sitze ohne diese Gütesiegel schlechtere Einstellmöglichkeiten haben müssen“, sagt Karl-Heinz Jubt, der bei der BG Verkehr im Geschäftsbereich Prävention im Referat Ergonomie tätig ist.

Wie geht das bei Leasingfahrzeugen?

Auf Nachfrage bei den Herstellern ist es kein Problem, die Zusatzkosten ins Leasing zu integrieren. Die Raten für die Fahrzeuge werden dabei unter Einbeziehung aller etwaigen Wunschausstattungen individuell berechnet – insofern ist dies von der Funktionsflotte bis hin zum User-Choser problemlos möglich. Vorausgesetzt, die entsprechende Car policy des Unternehmens lässt entsprechende – gesundheitsfördernde - Wunschausstattungen zu.

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