Von Alfons Wolf
Nur wenige Fuhrparkmanager betreiben das Management von Risiken systematisch und umfassend. Dabei findet man die Basics und einzelne Maßnahmen eines Riskmanagements – Englisch für Risikomanagement – wie Schadenstatistiken im Grunde in jedem Unternehmen. Am Ende gibt es jedoch nicht die eine fertige Lösung, sondern die Elemente müssen jeweils individuell eingepasst werden.
Was ist Riskmanagement im Fuhrpark überhaupt?
Unter Riskmanagement kann man alle Aktivitäten im Umgang mit betriebswirtschaftlichen, sich aus dem Betrieb eines Fuhrparks ergebenden Risiken verstehen. Dazu zählen insbesondere die Messung (Risikocontrolling) und die Optimierung (Risikosteuerung) eines Ertrag-Risiko-Profils. Fuhrparks bergen viele Risiken und Einsparpotenziale. Wichtig ist, die Risiken zu kennen, einschätzen zu können sowie präventive Maßnahmen zu implementieren – von Assistenzsystemen bis zu Fahrertrainings.
Wer sich hier die Mühe detaillierter Analysen macht und entsprechende Instrumente einsetzt, für den zahlt sich das Riskmanagement sichtbar aus. Beispiele für konkrete Vorteile sind:
- die Reduzierung der Schadenhäufigkeit und -aufwendungen
- weniger Belastung der Nutzer durch Ausfälle
- die Reduzierung des Aufwands der Schadenbearbeitung
- langfristige Kostenstabilität
- Transparenz und Auskunftsfähigkeit über Schaden- und Risikosituation
- bessere Einkaufskonditionen bei Versicherern, zum Beispiel geringere Selbstbeteiligung oder Prämien
- vorhandene Grundlage für Wirtschaftlichkeitsanalysen anderer Fuhrparkmanagementbereiche
Wie lässt sich Riskmanagement professionell gestalten?
Ein Riskmanagement fußt zunächst auf einer umfassenden Analyse. Erster Analyseschwerpunkt ist der menschliche Faktor im Fuhrpark. Laut Statistik gehen neun von zehn Unfällen auf menschliches Fehlverhalten zurück. Eine Prüfung der Unfallursachen und Schadenorte kann schnell Auffälligkeiten bei den Schadenverläufen aufdecken. Der mögliche Maßnahmenkatalog ist lang: Zur absoluten Grundausstattung bei der Fahrerbetreuung sollten Schulungen, Nutzerkreiseinschränkungen und Anreizsysteme wie Bonus-Malus-Systeme gehören. Flankierend können Anti-Stress-Trainings eingesetzt werden. Und für den Fall, dass es doch einmal knallt, sollten wichtige Hinweise zum Vorgehen im Schadenfall schon im Dienstwagenüberlassungsvertrag verankert werden. Damit stellt man den Fahrern für den Notfall eine klare Anleitung zur Verfügung. Und nach einem Schadenfall sind Unfallanalysegespräche ein starkes Instrument des Riskmanagements.
Darüber hinaus sollten Fuhrparkverantwortliche Gefahrenquellen auf typischen Wegstrecken identifizieren und auch den Fuhrpark selbst auf mögliche Verbesserungspotenziale hin untersuchen. Branche, Flottengröße und-struktur sowie Einsatzart der Fahrzeuge sind dabei die wichtigsten Parameter. Zum Beispiel vermeidet die Standardausstattung Einparkhilfe Parkschäden. Weitere sinnvolle Ausstattungen sind unter anderem Spurhalteassistenten, Kollisions- oder Müdigkeitswarner sowie eine Diebstahlsicherung.
Digitale Helfer
Effektive Unterstützung beim Riskmanagement erhalten Fuhrparkverantwortliche auch von Telematikanwendungen. Sie ermöglichen ein umfassendes Reporting und eine Kontrolle der Fahrer. Wichtig: Hierbei gilt es, die jeweiligen firmenspezifischen Betriebsvereinbarungen zu beachten sowie den allgemeinen Datenschutzrichtlinien Rechnung zu tragen. Die extrem schnelle Entwicklung bei Analysewerkzeugen und -methoden, wie Machine Learning und Künstliche Intelligenz, unterstützt dabei die Analyse.
Aber nicht nur der Fahrer ist ein operationelles Risiko: Auch der Fuhrparkverantwortliche selbst darf nicht als frei von Fehlern gelten und sollte mit permanenter Fortbildung – allgemein zu den Kontrollpflichten (Führerschein, UVV), aber auch schwerpunktmäßig zu den Vorgaben aus der Umsetzung der DSGVO – für seine Aufgaben gewappnet werden. Denn eine Verletzung dieser Regularien kann erhebliche Haftungsrisiken nach sich ziehen.
Welchen Beitrag zu einem professionellen Riskmanagement können externe Partner leisten?
Riskmanagement hat viele Schnittstellen und benötigt in vielen Fragen profundes Know-how: So können kleine wie große Fuhrparks von der Kooperation mit externen Dienstleistern profitieren. Aber es sind nicht nur technische Partner gefragt: Eine Einbindung der Versicherer bei der Implementierung eigener Risikomanagement-Maßnahmen ist in jedem Fall anzuraten.