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Trend

Sichere Bestseller gibt es nicht mehr

Nachfolger von Erfolgsmodellen hatten es bislang leicht. Doch kritischere Kunden und der sich wandelnde Markt werden für Hersteller zur Herausforderung.

Der Volkswagen-Konzern wird weiterhin kräftig durchgeschüttelt. Zum einen ist der Diesel-Abgasskandal immer noch virulent und längst nicht abgearbeitet – ganz egal wie viele Elektroautos VW auch ankündigt. Zum zweiten macht der Verkauf von besonders wichtigen – ja sogar konzerntragenden – Modellen ernste Schwierigkeiten. Es geht um den aktuellen Audi A4, quasi das Rückgrat der Premiummarke aus Ingolstadt, und um den zukünftigen VW Golf, der die Generationsnummer 8 tragen wird und Mitte 2019 an den Start geht.

Der Audi A4 schwächelt und alle haben es vorher gewusst

Der Audi A4 schwächelt im Verkauf. Bereits zwei Jahre nach seiner Markteinführung Ende 2015 liegen die Verkaufszahlen deutlich unter Plan. Die Verantwortlichen in Ingolstadt glauben nun den Grund für die unbefriedigenden Verkaufsergebnisse zu kennen und haben das eher zurückhaltende, beliebige Außendesign als Hauptursache ausgemacht. Das Problem ist, dass sich der A4 kaum von seinem Vorgänger unterscheidet. Das hatten Fachmedien wie beispielsweise „auto, motor und sport“ bereits 2015 erkannt: „Das Neue offenbart sich beim neuen Audi A4 erst auf den zweiten Blick.“ Aber auch das Package der achten A4 Generation kritisierten die Medien und lobten im Vergleich den direkten Wettbewerber. „Der BMW 3er bleibt mit dem größeren Knieraum auf der Rückbank das familienfreundlichere Auto …“, urteilte „Auto Bild“ in Ausgabe 37/2015.

Der teure Trick der Hersteller: Riesen-Facelift und „ans Blech gehen“

Während die Vorgänger-Generation des aktuellen Audi A4 (B9), der intern als B8 bezeichnete A4 ganze achte Jahre Laufzeit mit gutem Erfolg hinter sich brachte, muss Audi jetzt schnell reagieren und nachbessern. Die Frage was besser ist, viel Geld in Verkaufshilfen zu stecken oder direkt ins Produkt zu investieren, stellt sich in diesem Fall nicht.

Ganz ähnlich erging es auch Mercedes-Benz mit der E-Klasse 212, die von 2009 bis 2016 produziert wurde. Unter anderem kam das Design mit den schwülstigen hinteren Kotflügeln im „Ponton-Look“ nicht gut an. Entsprechend groß und investitionsintensiv fiel das Facelift 2013 aus. Mercedes ging ans Blech, u.a. mit neuen Türen und einer durchlaufenden Sicke sowie mit einem komplett überarbeiteten Vorderwagen.

Eine ungewöhnlich große Facelift-Investition bleibt nun auch Audi beim A4 nicht erspart. Das „Handelsblatt“ berichtet von bis zu 700 Millionen und zitiert einen Informanten aus Ingolstadt: „Im Prinzip entsteht ein neues Auto.“ Dabei ist der A4 das absatzstärkste Modell und traditionell in Dienstwagenflotten weit verbreitet. Terrain was dort verloren geht, ist nur mühsam und kostenintensiv wieder zu erobern. Besonders harsche Kritik am A4-Design kommt übrigens vom chinesischen Markt. Den jungen, reichen Premium-Kunden dort ist der Auftritt der Limousine nicht aggressiv genug.

Design-Chef Marc Lichte muss den A4 optisch umkrempeln

Die Facelift-Version soll schon zum Jahreswechsel 2018/19 – und damit deutlich früher als ursprünglich geplant – an den Start gehen. Design-Chef Marc Lichte, der 2014 von VW zu Audi wechselte, darf und soll am A4 so viel wie möglich nachschärfen. Mit neuen Stoßfängern und Scheinwerfern ist es da nicht getan. Nahezu sämtliche Außenbleche werden geändert. Ein viel breiterer Grill, schärfere Kanten, eine markantere Seiten-Sicke und angedeutete quattro-Kotflügelverbreiterungen müssen den A4 sportlicher erscheinen lassen. Zusätzlich gibt es dem Vernehmen nach eine breitere Spur. Beim Motorenangebot soll die Anzahl der Triebwerke mit 48-Volt-Bordnetz steigen und in Sachen Assistenz sowie Konnektivität werden teure Optionen aus A8 und A6 in den A4 übertragen. Der unangenehme Nebeneffekt des übergroßen Facelifts: Sobald potenziellen A4-Kunden die Tragweite bewusst wird, verkauft sich der aktuelle A4 noch schlechter – oder mit noch höheren Rabatten. Auf lange Sicht muss sich das Mega-Facelift jedoch rechnen, denn der ganze neue A4 wird nun um rund zwei Jahre auf 2024 verschoben.

Die Angst vor Fehlern kann Manager lähmen – aber nicht bei VW

Während es beim Audi A4 darum geht, bereits gemachte Fehler schnell zu korrigieren, verspüren die Wolfsburger Manager beim kommenden VW Golf 8 gesteigerte Sorge Fehler zu machen. Na klar: Jeder neue Golf muss ein typischer Golf sein – eben das Herz der Marke VW, so wie es früher der VW Käfer als Solitär war. Aber – und das gilt ganz besonders für die achte Generation des Golf – er muss auch bei aller Vertrautheit neu und innovativ genug sein, um als frisches Produkt wahrgenommen zu werden. In stürmischen Zeiten wie diesen und während einer beschleunigten Entwicklung der Automobilindustrie, ist es besonders schwierig da das richtige Maß zu treffen. Der Innovationsschub muss begeistern und gleichzeitig bezahlbar sein.

Der neue Golf, der Mitte 2019 startet, wird sich stärker von seinem Vorgänger unterscheiden als alle bisherigen Generationen bei ihrer Vorstellung. Er soll breiter und flacher werden, um mehr Dynamik zu zeigen. Außerdem will VW das Fahrzeuggewicht um rund 50 Kilo reduzieren und die Aerodynamik weiter verbessern. Hinsichtlich der technischen Ausstattung und der verfügbaren Assistenzsysteme muss VW dem von Mercedes und BMW gesetzten Trend folgen. Beide bieten teure Oberklasse-Features in ihren Kompaktklasse-Modellen an, um ihre Gewinnmarge zu erhöhen. Der Golf 8 muss das auch versuchen, aber ob die kostengetriebenen Flottenbetreiber da mitgehen, ist zumindest fraglich. Beim VW-Marketing haben die Künstler der Preislisten jedenfalls etliche Positionen besonders scharf zu kalkulieren.

Neue Kauf-Argumente: Konnektivität und Assistenzsysteme

„Der Golf 8 muss auf Anhieb ein Erfolg werden, ja er ist zum Erfolg verdammt“, heißt es zuversichtlich, aber nicht ohne Druck, aus Wolfsburg. Medienberichten zufolge investiert Volkswagen insgesamt 1,8 Milliarden in die künftige Golf-Baureihe mit ihren Varianten. Der Schuss muss also sitzen, eine teure Nachbesserung wie beim Audi A4 Mega-Facelift ist nicht vorgesehen. Zumal der Konzern mit seiner Vollgas-Investition bei der neuen Elektroauto-Familie I.D. schon genug ins Risiko geht.

Thomas Wüsten/AutoAmbition

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