Thomas Wüsten / AutoAmbition
Schon heute ist erkennbar, wie unsere Mobilität, wie das Autofahren und Fuhrparks der Zukunft im Jahre 2040 aussehen. Hier die weiteren vier wichtigen Fakten zum "Fahren 2040":
5 – Der Staat kann alles steuern – private Mobilität wird besonders teuer
Natürlich wird es auch 2040 ganz im Sinne der Freiheit noch private Mobilität geben. Ob sie höher besteuert wird als dienstliche Fahrten, die dem Bruttosozialprodukt dienen, ist letztendlich eine politische Frage. Vermutlich wird auch Fahrradfahren in der Stadt steuerlich gefördert, während innerstädtischer PKW-Parkraum steuerlich stärker belastet wird.
Für teure E-Bikes, die als Dienst- oder Firmenfahrräder genutzt werden, sind ebenfalls Förderungen und vereinfachte Abschreibungs-Modalitäten zu erwarten. Innereuropäische Langstrecken-Reisen werden meist mit Hochgeschwindigkeitszügen und vereinzelt mit komfortablen, autonomen Flugdrohnen bewältigt.
Auch im Jahr 2040 Dienstwagen mit Verbrennungsmotoren
Das bestehende Autobahnnetz bleibt jedoch nicht ungenutzt: Hier fahren rund um die Uhr zu Zügen aneinandergekoppelte LKW-Gruppen (Cocooning) und stellen den immens gewachsenen Warenverkehr sicher. Es wird auch noch autonome Limousinen für den Mittelstreckenverkehr geben, sowohl für Dienst- wie für Privatreisen.
Dort wo E-Autos wegen des hohen Batteriegewichts und der limitierten Reichweite nicht sinnvoll sind, fahren Fünf-Meter-Limousinen mit der aktuellsten Generation von Verbrennungsmotoren. Als Treibstoff dient SynFuel (synthetisches Benzin), und das alles funktioniert CO2-neutral.
6 – Tankstellen der Zukunft – Strom, SynFuel und Landeplätze für Drohnen
Der Antriebs-, Kraftstoff- bzw. Energiemix wird in gut 20 Jahren wesentlich weiter aufgefächert sein. Neben Benzin, Diesel, Autogas und Erdgas wird es natürlich an jeder Tankstelle auch Strom-Ladesäulen (UFC-Säulen mit bis zu 350 kW) geben. Auch SynFuel (synthetisches Benzin) wird 2040 zum Energie-Repertoire gehören, vermutlich jedoch ebenso wie Wasserstoff nur an den besonders großen und fortschrittlichen Stationen.
Insgesamt stellen sich die Tankstellen für 2040 auf ein wachsendes Geschäft ein, denn laut einer DLR-Studie muss dank der älteren, aber deutlich mobileren Gesellschaft mit einer um über 20 Prozent gestiegenen Gesamtfahrleistung gerechnet werden. Ein weiterer Grund ist der starke Anstieg im Logistikbereich, der mehr Mobilität und damit mehr Kilometer pro Einwohner mit sich bringen wird.
Die Logistik-Branche wird weiter wachsen und sich wandeln
Unternehmen der Logistik-Branche blicken jedoch nur scheinbar in eine rosige Zukunft: Wettbewerb und Preiskampf werden härter, zudem treten unterschiedliche Systeme in einen Wettstreit. Dabei sind Paketliefer-Drohnen nur eine technische Variante. Die Lieferung per Roboter ins Auto vor der Haustür, in Boxen-Depots auf großen Parkplätzen oder eben exakt bis zu Wohnungstür sind nur einige der künftigen Möglichkeiten.
Postboxen-Depots können natürlich auch im Umfeld großer Tankstellen platziert sein. Als Vision zeigt eine von Aral in Auftrag gegebene Studie einer Tankstelle im Jahr 2040 auch Landeplätze für elektrische Lufttaxis und Unterstellräume für E-Bikes und E-Scooter. Diese Zweiräder sollen dann in Ballungsräumen für die letzten Kilometer zum Ziel genutzt werden.
7 – Händler und Hersteller – die ganze Branche wandelt sich
Zwar wird es auch 2040 noch Autohändler geben, allerdings hat die Mobilitätswende bis dahin auch deren Aufgaben stark verändert. Das margenstarke Geschäft mit den Elektroautos halten die Hersteller im Direktvertrieb allein in der Hand. Den Vertragshändlern bleibt die Auslieferung der Verbrenner-Modelle und der Servicebereich.
Auch die Hersteller-Welt sieht 2040 anders aus. Eine Reihe von Newcomern und Start-Ups wetteifern mit den Old-School-Marken um besonders pfiffige Elektro- und Öko-Modelle - nicht ohne Erfolg. Gleichzeitig werden Marken wie beispielsweise Ford oder Fiat die PKW-Produktion zu Gunsten lohnenderer Geschäftsfelder höchstwahrscheinlich komplett eingestellt haben. Porsche wird möglicherweise nur noch Fahrzeuge für Hobbyrennfahrer herstellen und seine Entwicklungs-Abteilung mit Auftragsarbeiten für andere Hersteller auslasten.
Das Gegenteil der modernen Fuhrparkwelt sind Oldtimer
Die Parallel-Welt Oldtimer und Youngtimer: Bereits jetzt umfasst der reine Oldtimer-Markt (Fahrzeuge älter als 30 Jahre) rund 2,2 Mio. Fahrzeuge, Tendenz steigend. Zusammen mit den Youngtimern (Fahrzeuge im Alter zwischen 20 und 30 Jahre) repräsentieren all diese "fahrenden Erinnerungen" ein Marktvolumen von rund 10 Milliarden Euro. Parallel zu einer weiter alternden Gesellschaft ist ein Ende des romantisch verklärten Oldie-Booms nicht abzusehen.
Der hohe Werkstatt- und Reparatur-Bedarf der "Schätzchen" wird 2040 für viele Händler und Werkstätten zum Rettungsanker. Speziell die, die den technologischen Wandel hin zum vollvernetzten High-Tech-Mobil nicht mitmachen können oder wollen, finden im Oldie-Sektor noch lohnende Aufgaben, die teils sogar noch bar bezahlt werden. Vorausgesetzt, es gibt in zwanzig Jahren überhaupt noch Bargeld.
8 – Personell pilotiertes Fahren – Autoselbstfahrer im Freizeit-Käfig
Gegenwärtig buchen reiche Japaner und Amerikaner bei ihrer Neuwagen-Abholung in Deutschland oft ein paar Tage "German-Autobahn-Driving", um den Spaß an unlimitierter Hochgeschwindigkeitsfahrt zu genießen. Spätestens mit einem Tempolimit oder der einbremsenden Hoheit autonom fahrender Mobile ist dieser Reisespaß hinfällig oder verschiebt sich ganz auf Rennstrecken.
Da die derzeit existierenden Rennstrecken jedoch meist durchgehend ausgebucht sind, wird es 2040 noch andere Gebiete für "puren Fahrspaß" geben. Beeindruckende Landschaft und wunderschöne Straßen gibt es nicht nur in Eifel, Hunsrück und Bayerischem Wald.
Cabrios und Sportwagen werden überleben – in Reservaten
Deutlich gekennzeichnete Selbstfahrer-"Reservate" werden nicht nur für Auto-Touristen sondern auch für Cabriolet-, Sportwagen- und Oldtimer-Freunde zu gut besuchten Freizeitstätten. Vermutlich müssen die autonomen Mobile aus diesen meist strukturschwachen Sektoren ausgesperrt werden.
Die zahlenden Selbstfahrer, die dort ihrem Hobby frönen, besitzen natürlich einen gültigen Führerschein. Restaurants, spezielle Werkstätten und weiterer Service im Umfeld schaffen neue Arbeitsplätze. Womöglich gibt es auch 2040 immer noch Motorradfahrer und entsprechend auch ganz individualisierte Fahrschulen. Egal wie, die Zukunft wird spannend.