Von Alfons Wolf
Reine Fuhrparkmanagemenstgesellschaften arbeiten praktisch als ausgelagerte, spezialisierte Abteilungen der Kunden. Sie beraten und organisieren den Fuhrpark im Sinne ihres Auftraggebers und machen sich dessen Ziele und Perspektiven zu eigen. Die von uns befragten reinen Fuhrparkmanagementdienstleister verwalten durchschnittlich mit 82 Mitarbeitern einen Bestand von 37.000 Fahrzeugen und betreiben annähernd neun Standorte.
Fast alle bieten das gesamte Dienstleistungsspektrum im Lebenszyklus eines Fahrzeugs von der Beschaffung bis zu Aussteuerung an. Zahlreiche Lücken im Produktangebot finden sich bei den alternativen Mobilitätsformen. Dominant in den Fuhrparks der Dienstleister sind Pkw und dabei vor allem geleaste Fahrzeuge (72 Prozent), gefolgt vom Kauffuhrpark (21 Prozent) und der Kreditfinanzierung via Hausbank (4 Prozent).
Dauerbrenner Alternative Antriebe und E-Mobilität
Viele Unternehmen forcieren das Thema Nachhaltigkeit. Die Nachfrage nach der E-Mobilität steigt. Das vermeldet auch Ari Fleet, ein Spezialist für gemischte Flotten: Speziell die Umrüstung von Nutz- und Sonderfahrzeugen pushe der Staat mit Zuschüssen und steuerlichen Vergünstigungen. "Das 'Denken in Infrastruktur' ist ein weiterer Aspekt, den es so in den letzten Jahrzehnten nicht gab, der jedoch für die E-Mobilität entscheidend ist", ergänzt Mattes Decker, Geschäftsführer der Car Professional Fuhrparkmanagement (CPM). In der Praxis heißt das: Die Einführung der E-Mobilität in einem Fuhrpark ist weit mehr als die Bestellung einer Ladekarte und die Verbuchung der Fördermittel.
Anbieter wie CPM unterstützen durch die Auswahl der richtigen Partner bei der Umsetzung der eigenen Strategie des Kunden. Hierzu zählen die Beantragung der Fördermitten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), Informationen über Neuerungen am Fahrzeugmarkt, die Entwicklung der Reichweiten sowie die Bestellmöglichkeiten von Wallboxen schon zur Fahrzeugkonfiguration über alle Hersteller und Modelle hinweg.
Vernetztes Mobilitätsmanagement gewinnt an Bedeutung
Besonders weit mit Blick auf vernetzte Mobilitätsangebote ist Sixt: Mit einer Mobilitätsbudgetlösung kann der Mitarbeiter variabel und modular alle möglichen Mobilitätsanbieter wie ÖPNV, Mietwagen, E-Scooter, Ride Hailing, E-Bikes, Taxi, Bahn und so weiter bezahlen. Die Münchner gewährleisten den Arbeitgebern dabei die korrekten und für Versteuerungszwecke präzise errechneten Mobilitätsausgaben. Der Geschäftsführer der Sixt Mobility Consulting, Christoph von Tschirschnitz, ergänzt: "Auch kann das Mobilitätsbudget Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden, die keine Dienstwagenberechtigung haben, denen der Arbeitgeber jedoch aus personalpolitischen Zielen Mobilität anbieten möchte."
Majk Strika, Geschäftsführer von Ari Fleet, möchte aber die Erwartungen an das Mobilitätsmanagement deutlicher in der Realität eingeordnet wissen: "Es gibt auf dem deutschen Markt derzeit kein wirklich funktionierendes Mobilitätskonzept, das den Firmen-Pkw ersetzen könnte. Ein Zusammenwachsen von Travel- und Fleetmanagement zu einem Mobilitätsmanagement wird zurzeit noch überbewertet."
Produktneuheiten und Anbieterneuigkeiten
Investitionen in die Digitalisierung stehen bei den Anbietern oben auf der Prioritätenliste. Sixts App "The Companion", die seit Herbst 2019 in den App Stores von Apple und Google verfügbar ist und binnen fünf Monaten rund 13.000 Nutzer erreicht hat, ermöglicht Dienstwagenfahrern wichtige fahrzeugbezogene Aufgaben schnell und einfach per Smartphone zu erledigen, wie zum Beispiel Terminvereinbarungen mit Partnerwerkstätten. Neu ist auch die digitale Bezahlfunktion: Damit haben Dienstwagenfahrer seit Januar die Möglichkeit, ihre Tankfüllung per Smartphone direkt an der Zapfsäule und ohne Umweg über die Kasse zu bezahlen. Aber auch Fuhrparkverantwortliche profitieren von der Digitalisierung und können über einen Messaging-Service zielgerichtet mit den Dienstwagennutzern kommunizieren.
Auch bei Fleet Logistics gibt es Neuigkeiten: Volkswagen Financial Services (VWFS) geht eine strategische Partnerschaft mit TÜV Süd ein und hat sich zu diesem Zweck mit 60 Prozent an der Fleet Company GmbH aus Oberhaching beteiligt, die unter dem Markennamen Fleet Logistics in über 70 Ländern weltweit aktiv ist. Die weiteren 40 Prozent der Unternehmensanteile werden von einer TÜV-Süd-Tochtergesellschaft gehalten. Das Geschäft der Car Mobility GmbH – die Fuhrparkmanagement-Gesellschaft der VWFS – wird in diesem Zug an Fleet Logistics übergeben.
Marktausblick: Neue Technologien als Treiber
Neue Technologien befördern im Fuhrparkmanagement eine signifikante Weiterentwicklung in den Bereichen Prozessmanagement, Prozesssicherheit und Qualitätssicherung. "Bedingt durch die Möglichkeiten, welche zum Beispiel spezialisierte Apps bieten können, wird das Management in die Lage versetzt, große Datenmengen in kürzester Zeit zu erfassen und zu verarbeiten sowie relevante Informationen bereit zu halten und verfügbar zu machen," so beschreibt Horst Hirte, Business Development Manager bei Fleetcar + Service Community (F+SC), den Zukunftstreiber Bigdata-Anwendungen. Je umfassender und differenzierter der Fuhrpark analysiert werden kann, desto größer sind die Optimierungschancen. So rechnet man bei Ari Fleet mit zehn bis 20 Prozent Kosteneinsparungen durch Fuhrparkanalysen, etwa hälftig verteilt auf die Bereiche Fahrzeugfinanzierung und -betrieb.
"Unsere Vision besteht in der gesamtheitlichen Vernetzung aller flottenrelevanten Systeme und Beteiligten", so Thorsten Bertram, Group Director International Customer Relations bei Fleet Logistics. "Dafür sind jedoch noch Barrieren zu überwinden, als Beispiel die Anforderungen im Rahmen der DSGVO, um die erforderlichen Schnittstellen gemeinsam abstimmen und installieren zu können." Bertram sieht Mobilitätsmanagement, Connected Car und Anbieterschnittstellen in einem großen Zusammenhang und plädiert für mehr Kooperation in der Branche.