Von Christina Rath
Tankkarten werden in vielen Fuhrparks eingesetzt, weil sie praktisch sind und viele Prozesse vereinfachen. Aber der Begriff passt eigentlich nicht mehr. Denn zum einen kann man mit der Tankkarte längst deutlich mehr als nur bargeldlos tanken, sie bietet eine Vielzahl von weiteren Services von der Unterwegsversorgung der Fahrer bis zum Datencontrolling.
Zum anderen werden die Digitalisierung und der Trend zum bargeldlosen Zahlen das physisch greifbare Plastikkärtchen zunehmend überflüssig machen, zumindest auf lange Sicht. Zunächst aber werden die meisten Fuhrparkmanager an der Tankkarte festhalten, meint auch Josef Grünberger, Leiter Tankstellen und Marketing bei Avia: "Mittelfristig werden aber sicherlich neben zahlreichen mobilen Applikationen auch noch die klassischen Plastikkärtchen zu sehen sein."
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Leistungsspektrum der Tankkarte nimmt zu
Das Leistungsspektrum von Tankkarten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und wird ständig ausgebaut, um sich den sich verändernden Kundenbedürfnissen anzupassen. Fahrer können mit ihrer Karte neben Kraftstoff meist auch Park- und Mautgebühren abrechnen. Fast alle Kartenemittenten bieten Services wie Hotlines, Pannen- und Reifendienste und Tankstellenfinder an.
Für Fuhrparkverantwortliche liefern immer mehr Anbieter in Kombination mit der Karte eine komplette Fuhrparkmanagement-Software. Dazu gehören die elektronische Führerscheinkontrolle an der Tankstelle, Reportings sowie "Datenmanagement in Echtzeit, Fuhrparkanalyse, und -verwaltung und Verbrauchsanalyse", wie etwa Pablo Fexer von OMV Card Sales anführt. Dabei werden die Karten flexibel auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt.
Um seine Mobilitätsleistungen auszubauen, hat Volkswagen Financial Services (VWFS) Anfang vergangenen Jahres den Tankkartenanbieter Logpay übernommen und sein gesamtes Tankkarten- und Servicegeschäft dort integriert. Andere Tankkartenanbieter wie Total, Aral und Agip haben Kooperationen mit Logpay geschlossen, um ihr Akzeptanznetz zu erweitern.
Mobile Applikationen flankieren die Tankkarte
"Digitalisierung und Individualisierung der Produkt- und Servicepakete sind zwei Trends, die sich in diesem Geschäft bewährt haben und weiterhin eine große Rolle spielen", so Pablo Fexer von OMV. Der digitale Wandel ist also auch Tankkartengeschäft im vollen Gange. Die meisten Anbieter kombinieren ihre Tank- oder Ladekarte mit einer App auf dem Smartphone oder Tablet sowie einem Verwaltungsportal für den Fuhrparkverantwortlichen.
"Das Tankstellengeschäft wird definitiv digitaler", sagt auch Rainer Klöpfer, Geschäftsführer von Euroshell Deutschland. Das Unternehmen entwickelt derzeit Lösungen, um seine digitalen Anwendungen bei Partnern und Kunden implementieren zu können. Aral baut nach Angaben von Romana Blume, Verkaufsleiterin Car & Van Aral Cards Deutschland, seine Telematik-Anwendungen aus, um das Flottenmanagement effizienter zu machen.
Hybridkarten auf dem Vormarsch
Ein dritter großer Trend auch im Tankkartengeschäft ist die Elektromobilität, die durch aufgestockte Zuschüsse der Regierung und steuerliche Vergünstigungen im Jahr 2020 an Fahrt aufnehmen wird. Viele Fuhrparks stellen ihre Flotte sukzessive um. Darauf reagieren auch die Tankkartenanbieter. So hat Aral über das Programm "Target Neutral" auch die Neutralisierung von CO2-Emissionen mit im Angebot.
Bei der Bezahlung von Lade- und Tankvorgängen geht der Trend zu einer einzigen Karte für beides. "Besonders Hybridkarten werden für das Laden von Strom und das Tanken von Kraftstoff wie unsere Charge&Fuel Card an Bedeutung gewinnen", sagt Gerhard Künne, Leiter Mobility Unit bei VWFS. Auch andere Kartenemittenten bestätigen die Zunahme von Hybridkarten bei ihren Kunden.
Total reagiert auf die zu erwartende Zunahme von Elektrofahrzeugen in Firmenfuhrparks, "indem wir unser eigenes Ladesäulennetz europaweit ausbauen und in Kooperationen auch weitere Lademöglichkeiten abseits unserer Total-Tankstellen schaffen", wie Vertriebsleiter André Wolf sagt.
E-Autos und Plug-in-Hybride müssen nicht nur geladen werden, es müssen auch geeignete Abrechnungslösungen für unterwegs und zuhause her. Als Beispiel für eine erste Lösung in diesem Bereich führt Gerhard Künne die direkte Abrechnung im Fahrzeug über den Audi E-Tron Charging-Service an, bei dem der Lade- und Bezahlvorgang über eine Karte oder Smartphone-App mit Identifizierung an der Ladesäule erfolgt.
Anbieter arbeiten am Mobile Payment
Auch die Entwicklung von Apps und Möglichkeiten des Mobile Payments, also des Bezahlens über das Smartphone, schreitet mit Siebenmeilenschritten voran. Ziel ist es, dass die Autofahrer nach dem Tanken oder Laden ihrer Fahrzeuge zum Bezahlen gar nicht mehr aussteigen müssen. Der digitale Zahlungsverkehr könne so für mehr Flexibilität sorgen, sagt Romana Blume. Aral bereitet nach ihren Worten die Transformation der Tankkarte in eine digitale Plattform vor. Dazu gehöre auch "die Einführung verschiedener Apps, die derzeit zur Marktreife gebracht werden und zu deren Funktionen auch der digitale Zahlungsverkehr gehört".
Euroshell biete Privatkunden schon seit längerem die Bezahlung ihrer Tankfüllung per Shell-App an, sagt Rainer Klöpfer. Ganz neu für Geschäftskunden ist die digitale Bezahlfunktion "Shell Payment@Pump", die auf dem Tankkartenservice "Shell Smartpay" basiert und mit der auch diese an allen Shell-Tankstellen direkt an der Zapfsäule, quasi aus dem Auto heraus zahlen können. Im Testlauf befindet sich noch eine neu entwickelte Shell–Fleet-App für das Management kleiner Pkw-Flotten.
Avia ist gerade bei internen Tests für die Umsetzung von Mobile Payment und Total bietet seinen Kunden bereits eine "neue E-Wallet, welche die mobile Zahlung mit der Total-Card per Smartphone direkt an der Zapfsäule ermöglicht", wie André Courteille, Leiter Fleet Sales, berichtet.
OMV schließlich hat bereits vor knapp zwei Jahren in Österreich eine OMV-E-Mobility-Card gelauncht, mit der geladen und bargeldlos gezahlt werden kann. Diese E-Mobility-Services soll es ab Frühjahr 2020 auch in Deutschland geben.
Mobilitätskarte: Kooperationen erweitern die Einsatzmöglichkeiten
Mit dieser Vielzahl an Zusatzleistungen ist die Tankkarte also längst keine reine Tankkarte mehr. Und sie wird sich weiterentwickeln in Richtung einer integrierten Mobilitätskarte, die deutlich mehr als das Betanken von Dienstwagen umfasst. Davon sind auch die meisten Tankkartenbetreiber überzeugt und sind dabei, ihre Karten in diese Richtung zu erweitern: "Eine künftige Mobilitätskarte integriert eine Vielzahl von Partnern", sagt André Courteille von Total. "Dies reicht natürlich vom Kraftstoff, in welcher Energieform auch immer, über verschiedene Transportmittel vom Carsharing zum Bahnticket bis zu den Reisestationen in Hotels und Gastronomie."
Auch für Josef Grünberger von Avia sind Kooperationen wichtig. Ihm erscheint es "nur logisch, Flottenkunden für einen Wechsel des Verkehrsmittels (Auto, Bahn, Carsharing usw.) die Möglichkeit des Bezahlens einzuräumen". Damit könne man Tankkarten in weiteren Ausbaustufen sicherlich als Mobilitätskarten bezeichnen.
"Wir liefern Kunden die Lösungen, um der Mobilität von morgen zu begegnen. Das sind innovative und alternative Kraftstoffe, digitale und technische Tools und selbstverständlich umfassende Beratung", fasst Rainer Klöpfer von Euroshell die Trends im Tankkartengeschäft zusammen.